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Fehlschuss

Fehlschuss

Titel: Fehlschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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meinst du,
Heinz?“
    „Es passt, Susanne. Es passt ganz genau!“
    „Zu genau vielleicht?“
    Hellwein schüttelte entschieden den Kopf. „Er war´s! Darauf gehe ich
jede Wette ein. Lautmann kriegt Wind von der Sache, Geseke beauftragt jemanden,
ihr eine Warnung zu verpassen, und als sie stirbt und Tönnessen Zeter und
Mordio schreit, lässt er die auch noch eiskalt abservieren. — Ende der
Geschichte!“
    Susanne setzte sich mit einer Pobacke auf den Resopaltisch mit den
Brandlöchern und zündete sich eine Zigarette an.
    „Wir haben nur ein Problem!“, sagte sie dann langsam und sah dem Rauch
ihrer Zigarette hinterher. „Wir haben eine wundervolle Theorie, aber nicht
einen einzigen Beweis.“
    Die Schultern von Hellwein fielen nach vorn. „Korrekt“, murmelte er.
„Wir kommen immer wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück. Wir brauchen unseren
Freund mit dem vollen Haar!“
    „Allerdings! Vielleicht haben wir ja Glück, und die Haussuchungen
morgen bringen was. Irgendein Indiz, ein Druckmittel, damit er umfällt.“
    „Hoffentlich!“ Hellwein grinste. „Willst du nicht einen Bericht an
unseren Haus- und Hofinformanten liefern?“
    „Chris?“ Sie stand auf und nahm ihre Jacke vom Stuhl. „Das hat Zeit
bis morgen. Komm jetzt! Ich muss dringend mal ausschlafen!“
    Es war 19:17 Uhr. Chris aß gerade Risotto mit Steinpilzen.

Sechsundzwanzig
     
    Der
Parkplatz! Jetzt kam es also drauf an. Die Schnitte auf seiner Brust brannten
wie Feuer. Ein Feuer, das ihn wütend machte. Aber der Zorn durfte nicht alles
überschwemmen. Er brauchte einen klaren Kopf wie noch nie in seinem Leben.
    „Motor aus. Aussteigen. Ganz langsam.“
    Mechanisch kam Chris den Befehlen nach. Splitt knirschte unter seinen
Sohlen, als er steifbeinig den Wagen verließ. Ganz automatisch wollte seine
Hand die Verletzungen auf der Brust betasten. Aber er senkte den Arm wieder.
Darum konnte er sich später kümmern.
    „Nicht umdrehen. Geh!“
    Langsam marschierte Chris los, zwang sich, an Karin zu denken, an
Lachfalten und rote Krücken. Wenn er überhaupt eine Chance hatte, dann in den
nächsten Minuten.
    Er tauchte zwischen Bäumen ein. Wo hatte Brigitte Tönnessen wohl
gelegen? Hier? … Oder hier? … Nur schemenhaft konnte Chris etwas erkennen. Kein
Mond, nur fahles Sternenlicht drang durch das noch junge Blätterdach. Wann
würde Gonzo über ihn herfallen?
    Jetzt?
    Oder jetzt?
    Oder jetzt?
    Wie weit war er hinter ihm? Einen Meter? … Zwei? … Drei?
    Undeutlich nahm er linker Hand dichtes Gebüsch wahr. Dahinter schien
der Boden abzufallen. Unter den Füßen von Gonzo knackte ein Ast überlaut, aber
weiter entfernt, als Chris zu hoffen gewagt hatte.
    Als er sprang, war jede rationale Überlegung abgeschaltet. Instinktiv
tat er das, was zu tun war. Riss im Fallen die Pistole aus dem Hosenbund, lud
durch, versuchte gleichzeitig den Sturz abzufedern, rollte einen Abhang
hinunter.
    Später hätte er schwören können, dass er das heiße Brennen in seinem
Oberschenkel spürte, noch ehe der peitschende Knall des Schusses auf sein
Trommelfell traf. Er kugelte weiter die Böschung hinunter, feuerte blindlings
seine Waffe ab, drehte sich noch einmal. Ein weiterer Knall. Dort, wo er gerade
noch gelegen hatte, spritzte Laub auf. Er kam auf die Beine, rannte los, um
Distanz zwischen Gonzo und sich bringen. So viel Distanz, dass die Dunkelheit
ihn verschluckte. Sonst war er verloren. Im Gegensatz zu ihm war Gonzo mit
Sicherheit ein guter Schütze und würde ihn abknallen wie ein Karnickel.
    Sirrend zischte etwas an seinem Ohr vorbei. Im Laufen bog er den Kopf
nach hinten, sah erneut Mündungsfeuer aufblitzen. Er warf sich zur Seite,
schoss seinerseits in Richtung des Blitzes, kam wieder hoch, rannte.
    Mit der Schulter prallte er gegen einen Baum. Egal, der Schmerz
spielte keine Rolle. Er musste nur weg von hier, weit weg. Er strauchelte über
Wurzeln oder was auch immer, stolperte weiter, schlug mit dem Knöchel gegen
einen Baumstumpf.
    Kein Schuss mehr. Irgendwann wurde ihm bewusst, dass er keine Schüsse
mehr hörte. Dass er gar nichts hörte, außer seinem eigenen pfeifenden Atem.
Hatte Gonzo ihn verloren? Hatte er das Schwein getroffen?
    Nicht stehen bleiben, Sprenger. Weiter! Und wenn dir die Lunge platzt.
    Irgendetwas brachte ihn beinahe zu Fall. Mit den Händen konnte er
gerade noch den Sturz abfangen und rappelte sich wieder hoch. Und wenn Gonzo
jetzt dicht hinter ihm war? Wenn er im Kreis rannte? Ihm in die Arme lief? Ein
heftiger

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