Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fehlt noch ein Baum

Fehlt noch ein Baum

Titel: Fehlt noch ein Baum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Tabunowa
Vom Netzwerk:
beschissen.«
    Â»Das gehört sich so, aber wie war es?«
    Â»Weißt du, Ira, außer dir arbeiten in meiner Mannschaft viele Leute. Und mit einem von ihnen musste ich heute zur Projektbestätigung gehen. In diese angesagte Holding.«
    Â»Mit wem warst du da?«
    Â»Du kennst ihn nicht. Es war Borja, der
workaholic
. Arbeitet wie ein Tier und wird wissenschaftlicher Redakteur bei uns.«
    Â»Und was war?«
    Â»Also, wir sind zum Leiter der PR -Abteilung gegangen. Ich war piekfein angezogen!«
    Â»Willst du damit sagen, dass du saubere Jeans anhattest?«
    Â»Ja, ich war einfach kreativ.«
    Â»Und hast dich sogar rasiert?«
    Â»Nein, aber ich war stilvoll unrasiert. Nur Borja hat alles versaut, er hatte nicht mal Schnürsenkel in den Schuhen. Kannst du dir vorstellen, welchen Kontrast wir abgegeben haben?«
    Â»Na, so schlimm wird’s nicht gewesen sein. Und nun? Musst du dich immer noch von deinem sauberen Anblick erholen?«
    Â»Hör weiter. Es ist so, dass Borja nicht nur
workaholic
, sondern auch
alcoholic
ist. Eine seltene Mischung. Wenn er drei Wochen auf Sauftour geht, taucht er völlig ab.«
    Â»Du willst damit sagen, dass er einen Monat auf Sauftour gehen kann und danach einen Monat lang wieder aus der Flasche rauskrabbelt und sich dabei was vormeditiert?«
    Â»Ach was, Borja ist Choleriker. Der kommt immer sehr schnell wieder zu sich und arbeitet wie ein Bienchen. Er ist doch
workaholic
! Nicht so wie ich. Bei mir reicht schon ein Tag Saufen, dann brauche ich eine Woche Erholung.«
    Â»Du bist ja auch kein cholerischer Typ. Darüber könnte man mal eine Diss schreiben –
Der Einfluss desTemperaments auf den Quartalssuff und den postbesoffenen Zustand.
«
    Â»Die schreibst du später, Ira, wenn das Projekt beendet ist. Wenn es dazu kommt …«
    Â»Was denn, hat Borja dort etwa im Suff Radau geschlagen?«
    Â»Schlimmer, er kam mit einem Kater dorthin, nach dem Suff.«
    Â»Also vollkommen nüchtern?«
    Â»Ja! Das hättest du sehen sollen. Ich hätte ihn besser nicht mitnehmen sollen zu Adrian.«
    Â»Zu wem?«
    Â»Der Koordinator dort hat den Spitznamen Adrian. Stell dir das vor, der hat vor seinem Zimmer fünf Sekretärinnen sitzen. Und in sein Zimmer kommt man nicht einfach so rein, da muss man erst eine Treppe hoch.«
    Â»Eine Treppe?«
    Â»Eine ziemlich steile Treppe, sieht aus wie die von einem Schiff. Und so schieben Borja und ich uns in Adrians Zimmer rein. Breiten unsere Papiere vor ihm aus, und da bekommt Borja Schluckauf. Richtig laut, ununterbrochen.«
    Â»Und Wasser hat da nicht geholfen? Stellen die da nicht Wasser hin, Säfte und so was?«
    Â»Nein. Aber das war noch nicht alles. Borja war wegen seines Schluckaufs so verlegen, dass er anfing zu reden wie ein Wasserfall. Ich musste schnellstens die Unterzeichnung des Vertrags durchziehen, mir Borja schnappen und verduften.«
    Â»Und das ist alles?«
    Â»Als wir rauskamen, ist Borja von dieser vier Meter hohen Treppe gesegelt, das war ein Gepolter! Wie unsdie Sekretärinnen angesehen haben! Uns, die Partner von Adrian!«
    Â»Wahrscheinlich waren sie konsterniert …«
    Â»Das ist gar kein Ausdruck. Sicher haben sie dann auch noch aus dem Fenster geschaut. Die Fenster gehen genau auf den Hof des Büros hinaus, auf dem Borja sich verirrt hat.«
    Â»Wieso verirrt?«
    Â»Na ja, er hatte sich so sehr aufgeregt, dass er den Ausgang nicht finden konnte. Ich bin ihm über den ganzen Hof hinterhergelaufen.«
    Â»Hast du ihn dann eingefangen?«
    Â»Hmm.«
    Â»Na siehst du, dann ist doch alles gut ausgegangen. Muss ich auch zu diesem Adrian?«
    Â»Eigentlich schon, die warten da auf dich. Und auf eine Bewerbungsmappe.«
    Â»Hör mal, soll ich in meiner Bewerbung vielleicht schreiben, dass ich trocken bin? Dass man mir ein Disulfiram-Implantat eingesetzt hat? Ich habe sowieso vor, mich gleich nach der Entbindung, nein, nach dem Stillen für drei Jahre immunisieren zu lassen, um keine Vollalkoholikerin zu werden. Also entspricht es quasi der Wahrheit.«
    Â»Nein, du solltest unsere Schwäche nicht noch betonen.«
    Â»Ãœberhaupt bin ich die ideale Mitarbeiterin für euch Säufer. Ich trinke nicht, ich rauche nicht, ich bereite mich darauf vor, Mutter zu werden. Das kann ich diesem Adrian demonstrieren. In einem kurzen T-Shirt.«
    Â»Hast du noch nicht entbunden?«
    Â»Ljoscha, trinkst

Weitere Kostenlose Bücher