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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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– die Diskretion der Presse dürfte amtsbekannt sein. Und wer ist es nun? Oder muß ich die Aufnahmen erst entwickeln?« drängte Mauser.
    »Schwarzhören und Daten klauen – das haben wir gern. Der Mann heißt Werner Klatte, Zollamtmann. Seinen dreiunddreißigsten Geburtstag hat er nicht mehr erreicht, das wäre übermorgen. Scheint als Trimmerich etwas zu neugierig gewesen zu sein.«
    »Den kenne ich von seiner Amtseinführung. Hat einen guten Eindruck gemacht als neuer Leiter des Zollamtes Beuel. Kommt von Aachen.«
    »Was ihr Knaben alles wißt! Und wann war das?«
    »Vor etwa einem Monat. Der Finanzpräsident von der OFD war voll des Lobes wegen früherer Fahndungserfolge.«
    Sie gingen zu UNI 11/22 zurück.
    »Gebt mir meinen Chef«, forderte Lupus. »Der müßte jetzt oben am Rastplatz sein.«
     
     
    Der Lautsprecher krächzte. Freiberg meldete sich.
    »Alles klar, Chef, wir haben den Wagen gefunden. Werner Klatte, dreiunddreißig Jahre, seit etwa einem Monat Leiter des Zollamtes Bonn-Beuel.«
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Freiberg. »Der trug seinen grünen Trainingsanzug ohne Hoheitsabzeichen, weil er im Innendienst vom Uniformzwang befreit war. Kommt zurück, wir warten hier.«
    »Ja, sofort, aber ich habe einen blinden Passagier an Bord. Freund Mauser aus dem Blätterwald.«
    »Wie hat’s denn den herbeigetrieben?«
    Lupus sah Mauser grinsend an. »Kann ich jetzt über Funk nicht sagen. Aber er wird schon noch gestehen, der Waldfrevler. – Ende.« Er machte eine einladende Handbewegung. »Auf geht’s – alles einsteigen.«
    »Das gibt es doch gar nicht«, wunderte sich Mauser, als der Rastplatz in Sicht kam. »Was für ein Aufmarsch – und ihr haltet mich da unten bei den Autos fest.«
    »Großartige Schlagzeile, nicht wahr: Reporter als Hilfs-Sheriff der Kripo entdeckt verborgenes Kraftfahrzeug des Unfallopfers.«
    »Herr Lupus…«
    »Entweder Herr Müller oder schlicht Lupus. Ein hoch eingebildeter Journalist sollte wissen, daß auch im klassischen Latein ein Wolf nicht mit Herr angesprochen wird – ebenso wenig wie Caesar. Es ist ein Kreuz, daß ich meinen Spitznamen immer selbst erklären muß.«
    Hauptkommissar Freiberg begrüßte den Reporter, der sofort loslegte. »Wie sieht es aus mit Informationen? Herr Hauptkommissar Freiberg – die Mordkommission und zwei Streifenwagen hier oben. Feuerwehr und Leichenwagen sind bestimmt schon unten am Steinbruch. Den harmlosen Unfall nehme ich Ihnen nicht ab. Oha! Und wen sieht das Auge der veröffentlichten Meinung da noch heranrauschen? Die Spurensicherung. Also, jetzt mal Butter bei die Fische – was ist los am Blauen See?«
    »Schneller Herr Mauser, wir hätten Sie ja eigentlich lieber nicht hier. Polizeifunk abgehört, was?«
    Lupus haute in dieselbe Kerbe. »Hat er, Chef, garantiert. Wir sollten uns mal sein Autoradio vornehmen. Mit Daumenschrauben würde es allerdings sehr viel schneller gehen.«
    Mauser ließ sich nicht beirren. »Ich habe Ihrem Herrn… ehem… Ihrem Lupus schon gesagt: Anruf aus Leserkreisen.«
    »Adresse des Informanten? Ihr zahlt doch Honorar.«
    »Wollte ungenannt bleiben, der Anrufer – ganz bescheiden.«
    »Chef, halte mich zurück! Die Wahrheit hat viele Gesichter, manchmal auch kurze Beine – dann sieht sie aus wie ein Arsch.«
    »Ihr Gespräch hat ein zu hohes Niveau«, stellte der Notarzt fest, der mit seinem Wagen heraufgekommen war, um sich zu verabschieden. »Ich habe noch anderweitig zu tun.«
    »Darf ich Ihren Namen haben, Herr Doktor?« fragte Mauser, ohne sich von Lupus beeindrucken zu lassen.
    »Kehlmann – mehr ist von mir nicht zu erfahren. Ärztliche Schweigepflicht. Auf Wiedersehen.«
    »Und wir unterliegen der kriminellen Schweigepflicht«, belehrte Lupus den Pressemann. »Die Feuerwehrmänner am See unterliegen der lodernden Schweigepflicht und der Abgestürzte der tödlichen… Doch wir wollen keine makabren Scherzchen machen. Wer den Polizeifunk abhört, braucht Daumenschrauben, aber keine Information. Klapaftig läuft er vor die Mauer des Schweigens.«
    »Meine Freunde und Helfer sollten wissen und nicht vergessen: Gebraten wird nur, wer sich selbst in die Pfanne haut. Das hier gibt auch ohne euch einen schönen Bericht. Die Tatsachen werden stimmen, und meine Spekulationen schreibe ich ungeniert dazu. Aufmacher der ersten Lokalseite, vier Spalten, drei Bilder. Und tröstliche Worte über die Mordkommission, so richtig menschenfreundlich.« Kommissar Freiberg bremste den Eifer der beiden.

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