Feierlaune - Eine Facebook-Party
blickendes blondes Mädchen von einem schwarz maskierten Mann in einem weiten Zorro-Umhang auf eine Art Tisch gefesselt wurde.
Diesen Mann mit dem albernen schwarzen Umhang, den kannte er. Den hatte er schon mal gesehen. Und er wusste auch, was der Maskierte gleich mit dem blonden Mädchen machen würde.
Genau diesen Mann und dieses Mädchen hatte er im Internet gesehen. Als er auf den Pornoseiten herumgesurft war und hinterher diese Wahnsinnsrechnung über fast 600 Euro bekommen hatte.
Aber das wollte er jetzt genau wissen.
Er tastete sich zu dem kleinen Lagerraum durch. Einmal stolperte er über ein Bein, zweimal trat er auf eine Kassette oder eine CD -Hülle. Dann hatte er den kleinen Lagerraum erreicht. Er zog die Tür fest hinter sich zu und schaltete das Licht an.
An der weiß getünchten Decke flammten drei lange Neonröhren auf. Die plötzliche Helligkeit war wie ein Stich in sein linkes Auge. Florian ignorierte den Schmerz.
Fast alle Kartons auf den Regalen waren aufgerissen worden. Als ob jemand etwas Bestimmtes gesucht hatte. Geld vielleicht. Hunderte von Videokassetten und DVD s lagen auf dem Fußboden verstreut.
Florian hatte die DVD s nie zuvor gesehen. Vielleicht war er überhaupt das erste Mal in diesem Raum. Er wusste es nicht genau. Sein Vater hatte es nicht gern, dass er sich in seinem Büro herumtrieb. Die Tür war immer abgeschlossen, wenn er auf Reisen ging und die Sekretärin nicht da war.
Florian hob ein paar DVD s auf und sah sich die Cover an. Die meisten Titel sagten ihm nichts. Aber einige kannte er. Die ersten beiden Harry Potter -Filme, zum Beispiel, oder Pretty Woman eben. Alles ziemlich abgedroschene Klassiker, die er schon x-fach bei Freunden oder im Fernsehen gesehen hatte. Sogar ein paar Opernfilme waren dabei. Plötzlich stutzte Florian. Was war das denn? Auf einer der DVD s war der Zorro-Mann abgebildet, zusammen mit dem so übertrieben ängstlich guckenden blonden Mädchen.
Florian schluckte nervös. Das konnte doch kein Zufall sein. Hastig wühlte er zwischen den anderen DVD s herum und wurde tatsächlich fündig. Noch zwei weitere Filme erkannte er wieder. Genau diese Filme hatte er sich damals im Internet angeschaut und dann diese gigantische Rechnung bekommen.
Zufall?
Quatsch!
Sein eigener Vater handelte mit diesen Schweinefilmen. Vielleicht hatte er sie sogar ins Netz gestellt und kassierte damit die Leute ab. Womöglich hatte er die Filme sogar noch selbst produziert. Florian hatte keine Ahnung, ob sein Vater so was überhaupt konnte. Aber Produzent war er. Stand ja dick und protzig an der Eingangstür.
Und seine Mutter?
Im ersten Moment war Florian ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass seine Mutter keine Ahnung davon hatte, dass sein Vater auch mit Pornofilmen handelte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie davon wusste. Er selbst wohnte ja auch in diesem Haus und hatte nicht mitbekommen, was hier wirklich lief.
Überhaupt, was für ein Witz! Da hatte er fast sein gesamtes Geld dafür rausgeworfen, dass er sich diese Schweinefilme im Internet ansehen konnte, und hier unten lagen sie massenhaft. Er hätte nur drei Treppen runtersteigen müssen und WOW !
Andererseits, warum hatte seine Mutter sich damals so wenig aufgeregt? Fast ein bisschen amüsiert hatte sie gewirkt, wenn er sich richtig erinnerte. Obwohl es ja wirklich um einen Haufen Kohle gegangen war.
Und ein paar Tage später hatte sie ihm dann diesen Umschlag in die Hand gedrückt, mit 600 Euro in nagelneuen grünen Hundertern. » Für dein Bike. Das bleibt aber unter uns, ja?«
Aber bewies das wirklich irgendwas? Sie hatte ihm doch auch vorher schon manchmal ein paar Scheine zugesteckt, von denen sein Vater nichts wissen sollte.
Hinter ihm ging die Tür auf. Joke schlüpfte eilig herein. Aber offenbar nicht schnell genug.
» Licht aus, verdammt!«, brüllte die Stimme von vorhin wieder. Von draußen krachte etwas hart gegen die Tür und zerschepperte auf dem Boden. Eine leere Flasche wahrscheinlich. Oder, dachte Florian erschrocken, einer der schweren bayerischen Bierkrüge, die sein Vater alljährlich als Andenken vom Münchner Oktoberfest mitbrachte.
Joke grinste auf Florian herab. » Und jetzt?«
» Ich weiß nicht«, sagte Florian.
Und genau so war’s. Er war wie betäubt. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er konnte nicht denken. Er konnte nichts tun. Er stand einfach nur da und fühlte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Aber er konnte doch
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