Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
dem Boden jede Verbindung versprengter Einheiten miteinander störte. Bisher war es den Technikern nicht gelungen, eine effektive Gegenmaßnahme zu ersinnen - außer der Zerstörung des Gerätes, das sich irgendwo gut verborgen auf dem Schlachtfeld befand.
Nomars Kompanie saß seit drei Stunden in dieser verteufelten Situation. Seine Truppe war Teil einer Offensive gegen eine mittelgroße Stadt gewesen, die von den Urung’hir immer noch ausgesprochen hartnäckig verteidigt wurde. Auch diese Offensive war letztlich gescheitert, doch als Nomar dem Rückzugsbefehl folgen wollte, hatte er zu seinem Entsetzen feststellen müssen, daß seine Kompanie von gegnerischen Einheiten umzingelt war. In einem verbissenen Straßenkampf hatte Nomar seine Soldaten - Whims wie Orathonen - in die Reste eines einst massiven Gebäudes geführt und eine Verteidigungsstellung errichtet, die immer mehr unter Beschuß geriet. Mehr als die Hälfte seiner Soldaten war bereits gefallen und es schien ihm, als könne er nicht in absehbarer Zeit mit wirksamem Entsatz rechnen. Noch schlimmer waren die Auswirkungen des gegnerischen Trommelfeuers auf die Nerven der Männer. Die Handwaffen der Orathonen fanden immer seltener Gegner, da diese sich außer Reichweite hielten. Sie wollten die Orathonen mürbe schießen, nachdem sie die Kompanie vom Schutz der eigenen Distanzwaffen abgeschnitten hatten.
»Wir müssen uns aus der Umklammerung befreien«, brüllte Nomar, um den Lärm der erneut heranorgelnden Raketengranaten zu übertönen. Die Explosion eines nahen Einschlages drückte die Männer zu Boden. Als die Druckwelle versiegt war, hob Nomar wieder den Kopf. Er starrte direkt in die blicklosen Augen seines Stellvertreters, dessen ganzer Körper durch einen Splitter geschlachtet worden war. Benilon richtete sich halb auf, glitt zurück und winkte einen Whim zu sich.
»Sammle deine Männer«, befahl er. »Du versuchst dort bei dem Rundbau einen Durchbruch.«
Das Insektenwesen blickte ihn aus seinen starren Facettenaugen an. Dann drehte es wortlos um und begann, die verbliebenen Whims von Nomars Kompanie - ein Dutzend vielleicht - zusammenzurufen. Nomar wußte, daß er das Todesurteil über die Insektoiden ausgesprochen hatte, aber das ließ ihn kalt. Wenn der Tod der Whims einen Beitrag dazu leisten konnte, das Überleben der orathonischen Soldaten zu sichern, wäre das ein angemessener Preis.
Als die Whims sich schließlich in Bewegung setzten, hatte Nomar bereits weitere Befehle gegeben, die von Mund zu Mund weitergeleitet wurden. Sollte es den gnadenlosen Whims gelingen, eine Bresche in die Umklammerung zu schlagen, würde er mit den verbliebenen Orathonen seiner Kompanie versuchen, durch diese vorzudringen und den schnellen Rückzug zu den eigenen Linien anzutreten.
Sollten die Whims scheitern, wäre sowieso alles verloren. Das Gerücht sagte, die Urung’hir würden keine Gefangenen machen. Nomar wußte es besser, aber er behielt es für sich, denn dieses Gerücht gehörte zu den Propagandalügen, die zur Motivation der Soldaten beitragen sollten. Benilon hatte aber schon mehrmals beobachtet, wie die Urung’hir - schlanke, bei weitem nicht so breit gebaute Humanoide mit einer bronze schimmernden Hauttönung - Verletzte beider Seiten aus der Kampflinie geholt hatten.
Der Angriff der Whims begann und Nomar verscheuchte seine Gedanken. Er hob den schweren Blaster und sah, wie die Insektenwesen unerbittlich und gefühllos vordrangen. Ein Insektoid fiel, ein zweiter. Die Kameraden waren unbeeindruckt. Sie feuerten unablässig auf allen, was Gegenwehr zeigte, brannten eine Schneise der Vernichtung. Sie kamen voran, aber Nomar sah schon, daß es nicht ausreichte: Immer mehr der Insektoiden fielen im wütenden Feuer der Gegner und als der letzte zusammengebrochen war, befahl Nomar in seiner Verzweiflung den Vorstoß. Zwei Dutzend Orathonen stürmten vorwärts, eilten über die Leichen der Whims, stetig feuernd. Ein Sturm erbrach sich über die ausbrechenden Kämpfer, Granaten flogen heran, Energiefeuer brandete auf, Nomar sah kaum, wo seine Männer noch standen und wo sie fielen. Verbissen, wie blindwütig, feuerte der Benilon seine Waffe heiß, schleuderte Energielanzen in die Trümmer der Häuser, hinter denen er Gegner vermutete, stürmte zusammen mit den Überlebenden blindwütig vorwärts, alles auf den Durchbruch setzend. Nomar sah nicht mehr, wie auch die letzten seiner Kameraden am Gegenfeuer der Urung’hir scheiterten und kämpfend zu
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