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Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Titel: Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Benilon hockte sich auf den Rand seines Betts. Er nickte nur.
    »FAMILIE, ja? Ich kannte mal einen Benilon. Sektor HH-89, oder?«
    »Mein Vater regiert diesen Sektor, so ist es«, bestätigte Nomar mit ruhigem Ton. Er wollte den Mann auf keinen Fall provozieren.
    Der Deserteur reckte sich.
    »Nun gut, FAMILIE. Sie wollten mich sprechen und ich habe Sheevas Bitte entsprochen. Ich bin nicht begeistert und ich will gleich sagen, daß Sie jeden Versuch, mich für Ihr Reich zurückzugewinnen, gleich vergessen können.«
    »Wie ist Ihr Name?«
    Der Angesprochene grinste grimmig.
    »Da ich nicht ausschließen kann, daß Sie nicht doch noch irgendwann freikommen und vom Geheimdienst verhört werden, würde ich es vorziehen, wenn Sie mich schlicht Holan nennen. Das ist nicht mein Name, aber ich möchte meine Angehörigen nicht in Schwierigkeiten bringen. Sie wissen ja, daß Sippenhaft ein übliches Bestrafungsmittel zur Abschreckung von Deserteuren ist.«
    Nomar nickte. »Gut, Holan. Sie tragen die Uniform der Flotte.«
    »Ich war Navigator eines Diskusraumers. Nein, ich sage Ihnen nicht, welche Klasse oder welches Geschwader. Wie viele Diskusraumer sind vernichtet oder aufgebracht worden im Verlaufe dieser Operation? 200? 300?«
    »Wenn Sie die erste Welle mitrechnen, sicher fast 400«, erwiderte Nomar.
    »Gut. Es dürfte schwer sein, meine Identität zweifelsfrei zu ermitteln. Nun, FAMILIE, was kann ich für Sie tun?«
    »Warum sind Sie übergelaufen?« schoß es aus Benilon heraus.
    Honal nickte nachdenklich.
    »Ich habe diese Frage erwartet. Sie ist nicht leicht zu beantworten. Ich bin seit geraumer Zeit in Gefangenschaft der Urung’hir. Nein, ich nenne Ihnen keine genauen Daten. Jedenfalls hatte ich Gelegenheit, dieses Volk gut kennenzulernen. Sie sind wirklich anders als wir Orathonen. Ein sehr philosophisches Volk, würde ich sagen.«
    »Sie kämpfen gut für Philosophen«, kommentierte Nomar trocken.
    »Oh ja, aber ich sehe da auch keinen Gegensatz. Jedenfalls war die Expansion der Urung’hir bisher eine friedliche. Ich glaube nicht, daß sie jemals auf die Idee gekommen wären, die Galaxis mit Blut und Feuer zu überziehen.«
    »Ein schwaches Volk«, meinte Nomar. »Deswegen geht es nun auch unter.«
    Honal wirkte betrübt, als er antwortete.
    »Das stimmt. Es ist zu schwach in Zahl und Militärtechnik, um dem Reich dauerhaft widerstehen zu können. In anderen Bereichen, in moralischen Aspekten, im Umgang mit sich selbst und dem eigenen Handeln, sind sie sicher stärker.«
    Nomar spie aus.
    »Das ist lächerlich, Honal. Was nützt ihnen diese Stärke, jetzt, wo sie Teil des Reiches werden? Was auch immer ihre angebliche moralische Überlegenheit sein mag, sind sie alle erst mit Konduktoren versehen, werden sie so handeln, wie die FAMILIE es für richtig hält.«
    Honal nickte erneut.
    »Das ist richtig. Doch meine Sympathien liegen trotzdem bei ihnen. Sie gehen anders miteinander um als wir Orathonen. Sie kennen Mitleid, Güte und Hilfsbereitschaft. Sie verfolgen noch andere Ziele als bloße Macht auf Kosten Anderer. Sie kennen Hierarchien, aber es gibt Transparenz, Kontrolle, Möglichkeiten des Aufstieges.«
    »Sie sind aufgestiegen, Honal. Offizier der Flotte waren sie. Das ist eine ehrenvolle und vielversprechende Karriere.«
    Der Orathone lachte.
    »Ach, FAMILIE, das glauben Sie doch selbst nicht. Wir niedrigen Offiziere sind das gleiche Kanonenfutter wie die darunter stehenden Dienstränge. Dieser jahrhundertealte Krieg verschlingt so viele von uns, was soll da eine vielversprechende Karriere sein? Mit was kehre ich nach meiner Dienstzeit zurück? Eine kärgliche Pension, vielleicht eine Kriegsverletzung und ein paar Metallscheiben an der Brust, die Zeugnis von meiner Dummheit geben. Ein verschwendetes Leben, dem Töten gewidmet.«
    »Auch die Urung’hir töten, und das nicht schlecht«, erwiderte Nomar.
    »Ja, aber aus Verteidigung. Sie sind gut und sie kennen professionelles Militär. Aber sie metzeln sich nicht eine blutige Schneise durch die Galaxis, um Ruhm und Ehre einer kleinen Clique von Herrschern zu mehren, die die Früchte genießen. Sie gehören zu dieser Clique, Benilon, und sind mit dieser Ideologie aufgewachsen. Aber schauen Sie doch, was aus Ihnen geworden ist: Kompaniechef, eingesetzt in einem blutigen Krieg, in dem Sie all Ihre Männer verloren haben, während die wahren Herren des Reiches, die Agelons, einen jungen Spund zum Gouverneur gemacht haben.«
    »Was?« Benilon runzelte die Stirn.

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