Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
glauben könnte, Nomar Benilon. Wenn ich das nur glauben könnte...«
11. Kapitel
Die wuchtigen, tief gepolsterten Sessel wirkten im eher nüchternen Ambiente des kleinen Raums fast deplaziert, strahlten sie doch einen verschwenderischen Luxus aus, der der restlichen Einrichtung fehlte. Außer zwei kleinen Beistelltischen aus Metall, deren ehemals silberner Schimmer einem dreckigen, angelaufenen Aussehen gewichen war, gab es noch ein niedriges Wandregal, auf dem einige wahllos zusammengestellte Flaschen mit Erfrischungsgetränken sowie einige Gläser standen.
Sigam Agelons Blick umfaßte den Raum in einem Moment, ehe er sich in einen der Sessel fallen ließ und mit einer Mischung aus Ärger und Wachsamkeit den Tzatiken anstarrte, der sich zu seiner Begrüßung erhoben hatte.
Agelon war gerade erst wieder nach Wannar III zurückgekehrt, nachdem er die Vorbereitungen zum Zuschnappen seiner Falle vorangetrieben hatte. Unfreiwillig zur ü ckgekehrt , fügte er in Gedanken hinzu, denn die Vorladung Haladils hatte ihn, wie man so schön sagte, ›kalt erwischt‹.
Mit der Investigatur hatte kein Mitglied der FAMILIE gerne zu tun, weder die Unschuldigen noch jene wie Sigam, die exakt wußten, wo und wann sie gegen die geltenden Regeln verstoßen hatten.
Im Blick des dritten Sohnes von Moga Agelon lag kein Schuldbewußtsein und seine Gestik verriet nichts vom inneren Aufruhr, in den ihn die Vorladung versetzt hatte. Mit Glück konnte man die angespannte Körperhaltung und die förmlich spürbare Konzentration Agelons als Hinweise auf eine emotionale Reaktion werten, aber wenn, dann hätte sich jeder Vorgeladene so verhalten. Haladil, der Sigam aufmerksam musterte, konnte jedenfalls an dessen Verhalten nichts außergewöhnliches feststellen. Er seufzte innerlich. Das würde nicht einfach werden.
»Danke, Erhabener, daß Ihr meiner Einladung so schnell gefolgt seid. Ich weiß, daß Ihr ein sehr beschäftigter Mann seid.«
»Extrem beschäftigt«, murrte Sigam. »Und es war keine Einladung, es war eine Vorladung.«
Haladil machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Details, Edelster, Details. Wir von der Investigatur sind es so gewöhnt, daß niemand uns freiwillig zur Verfügung stehen will, so daß wir manchmal sicher etwas überreagieren, um sicherzustellen, daß wir mit denen konferieren können, von denen wir uns Aufklärung in manchen Fragen versprechen.«
»Ich wüßte nicht, wie ich Ihnen dienlich sein könnte«, erwiderte Sigam. »Sie verschwenden sowohl Ihre wie auch meine Zeit.«
Der Tzatike neigte den Kopf.
»Die Gefahr besteht immer, Erhabener. Sollte sich Eure Vermutung als wahr erweisen, werdet Ihr niemanden finden, der das mehr bedauert.«
»Worum geht es also?«
Haladil lehnte sich in seinem Sessel zurück. Seine dürre Gestalt verschwand fast in den verschwenderischen Polstern.
»Erhabener, die Investigatur verfolgt derzeit Spuren, nach denen ein hiesiger Aktienhändler, akkreditiert an der Regionalbörse, in illegale Geschäfte zu Lasten seiner Kunden verwickelt sein könnte. Da eine Reihe dieser Kunden Mitglieder der FAMILIE sind, bat man mich, die Untersuchungen zu übernehmen.«
»Verstehe«, log Sigam. »Ich sagte bereits, ich kann Ihnen nicht helfen. Ich habe keine Kontakte mit irgendeinem Broker. Meine Dienstpflichten als Geschwaderkommandant...«
»Sicher, ja, verständlich, Edelster«, unterbrach Haladil mit devotem Unterton. »Dennoch sind nicht allzu viele Mitglieder der FAMILIE in diesem Sektor anzutreffen. Außerdem kam uns zu Ohren, daß Ihr bei der Vermehrung Eures Vermögens in den letzten Jahres bemerkenswerte Erfolge zu verzeichnen hattet. Wir wollen Euch nichts unterstellen, dennoch erweckt derlei fast naturgemäß Aufmerksamkeit.«
Agelon kniff seine Lippen zusammen.
»Was geht Sie mein Vermögen an? Es ist bescheiden im Vergleich zu dem vieler anderer FAMILIEnmitglieder. Sehr bescheiden.«
Haladil hob abwehrend die Hände.
»Es gehört zum Vorrecht der FAMILIE, einen gerechten Anteil am Reichtum des Reiches zu kontrollieren - schließlich hält sie mit ihrer Weisheit und Einsicht das Imperium zusammen und garantiert damit erst den entstandenen Wohlstand.«
So genau Sigam auch zugehört hatte, er konnte nicht einmal einen Anflug von Ironie heraushören. Sigam kannte Haladil nicht persönlich, auch wenn ihm sein Name durchaus geläufig war. Niemand würde so hoch in die Hierarchie aufsteigen, wenn er der FAMILIE nicht absolut ergeben war - oder, wie in diesem
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