Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
richtete sich auf, griff nach dem Energiegewehr, das er an einen Tisch gelehnt hatte und prüfte in einer fließenden Bewegung dessen Funktionsfähigkeit. In seinen Augen stand wieder das harte, zielgerichtete Glänzen, das Kosta gewohnt war. Der Schreck war überwunden. Der alte Agelon war zurückgekehrt. Der Offizier spürte Erleichterung. Ein Aufatmen schien durch alle Anwesenden zu gehen.
»Wir müssen diese Sache zum Abschluß bringen«, knurrte Sigam. »In den Diskus - und dann auf zur letzten Phase unserer Jagd!«
Kosta beeilte sich, seinem Kommandanten zu folgen.
*
Benilon lugte hinter dem Felsen hervor. Er spürte die feinen Sandkörner zwischen seinen Lippen, sie knirschten zwischen seinen Zähnen und hatten sich in jeden Winkel seiner Kombination breitgemacht. Unter den Schultern und zwischen den Beinen hatte es empfindlich zu scheuern begonnen, doch der Orathone ignorierte den Schmerz und kniff die Augen zusammen. In der letzten Stunde waren sie gute zehn Kilometer durch unwirtlichen Gelände gelaufen, immer wieder Deckung suchend. Der Diskus ihrer Jäger war zweimal in unmittelbarer Nähe gelandet und hatte ein Suchteam ausgespuckt, das nach einiger Zeit wieder in das Schiff zurückgekehrt war. Dann, vor wenigen Minuten, waren die Laute eines Feuergefechts an ihre Ohren gedrungen, etwa drei Kilometer westwärts. Die Jäger hatten eine ihrer versprengten kleinen Gruppen aufgestöbert und nach einem Schußwechsel entweder getötet oder gefangen genommen - was nach Benilons Erfahrung im Endeffekt auf das Gleiche hinauskam. Er war mit seinen Begleitern diesem Schicksal bisher entkommen, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Jäger auch sie fangen würden. Die Flüchtenden waren bereits am Ende ihrer Kräfte, Sheeva noch mehr als die massiver gebauten Laktonen und Orathonen. In stillem Einverständnis hatten sich Ghavani und Benilon damit abgewechselt, die Frau zu stützen, die zwar bemerkenswert zäh war, aber mit dem Klima genauso schwer zurechtkam wie die Männer. Lento Javan hatte sich während ihrer Flucht wortlos Ghavani untergeordnet, der über weitaus mehr Erfahrung besaß. Benilons Respekt vor dem jungen Laktonen war in dieser Zeit beträchtlich angestiegen.
Jemand hielt ihm eine Flasche mit Wasser vor das Gesicht. Benilon blickte zur Seite und sah das grimmige Lächeln Javans. Sein eigenes Wasser lag irgendwo in der Nähe des explodierten Diskusschiffes im Sand. Glücklicherweise führten die anderen noch ausreichend Notrationen mit sich, die sie selbstverständlich mit ihm teilten. Er griff mit dankbarem Lächeln zu und nahm einen wohldosierten Schluck, ehe er die Flasche zuschraubte und zurückgab.
»Nun, so haben wir uns die Zusammenarbeit mit dem laktonischen Geheimdienst sicher nicht vorgestellt«, versuchte er einen lahmen Scherz.
»Nein, ich auch nicht«, gab Lento zurück und lehnte sich neben Benilon gegen den Fels, der zumindest etwas Schatten spendete. »Ich habe mir auch nicht vorgestellt, daß mein erster Feldeinsatz in einem solchen Desaster endet.«
»Noch leben wir.«
Lento machte eine abwehrende Handbewegung. Seine Augen wirkten müde.
»Machen wir uns nichts vor, Benilon. Ich bin Sohn des Schento Jakto Javan, ein hoher Offizier des laktonischen Geheimdienstes - und ich vermute stark, daß die Orathonen wissen, daß ich hier bin. Sie werden alles daran setzen, meiner habhaft zu werden. Mir stehen endlose Verhöre unter größten Foltern bevor. Und wenn ich am Ende nur für einen Publicity-Triumph der orathonischen Regierung eigne - ich bin wertvoll, wertvoller als Ihre ganze Rebellion.«
In seiner letzten Bemerkung lag nichts Abfälliges, nur kühle, rationale Analyse. Benilon wußte, daß der Laktone Recht hatte. Für die Orathonen war die Niederschlagung einer Rebellion eine feine Sache, jemanden wie Javan zu fangen, war jedoch ohne Zweifel das Sahnehäubchen.
»Was werden Sie tun, wenn es soweit ist?«
»Was meinen Sie?«
»Wenn die Abwehrleute uns endgültig in der Zange haben. Selbstmord?«
Javan lächelte dünn.
»Hat Ghavani Selbstmord verübt, als er in Gefangenschaft geriet? Und wurde er nicht befreit?«
»Hatte er Gelegenheit? Ich weiß, was Sie sagen wollen: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber ich kenne meine Leute, wenn die jemanden Ihres Kalibers haben, wird man Sie gut abschirmen und ausquetschen wie eine reife Frucht, bis man sie entsorgt - am besten mit einem Schauprozeß und einer anschließenden öffentlichen Hinrichtung. Wir werden
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