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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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eifersüchtigen und verdammt großen und starken Polizisten verheiratet.«
    »Wunderbar«, gab Carl kalt zurück, »Dann schlage ich vor, daß du ihn mitbringst. Dann können wir beim Kaffee fingerhakeln, Polizei gegen Marine.«
    »Du kannst mich mal kreuzweise, du Casanova«, erwiderte sie gedehnt, drehte den Kaugummi im Mund um und ging erneut auf den Volvo zu.
    »Was soll man dazu sagen?« seufzte Carl mit gespielter Resignation. »Also um sieben Uhr im Reisen an der Skeppsbron. Findest du hin? Ich bestelle einen Tisch.«
    »Hältst du dich etwa für unwiderstehlich? Oder glaubst du, du könntest das Bußgeld wegquatschen«, lächelte die Beamtin mit der Feministinnenbrille.
    »Im Augenblick ganz und gar nicht. Das Bußgeld ist ja nur ein Tausender, das Essen dürfte bedeutend teurer werden. Offenbar klappt es weder geschäftlich noch privat mit Bestechungen«, seufzte Carl und streckte die Hand nach dem Zündschlüssel aus.
    »Na schön, ich komme«, erwiderte sie schnell. »Um sieben im Reisen , du heißt Hamilton, und ich heiße…«
    »Jönsson. Eva-Britt Jönsson, wenn dein Polizeiausweis echt ist.«
    »Du hast ja eine Beobachtungsgabe wie ein Polizist. Wenn du aber nicht kommst, erhöhe ich das Bußgeld oder erhöhe die Geschwindigkeit auf 145 Sachen. Dann bist du der Dumme und nicht ich, vergiß das nicht.«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf, als sie zu ihrem Wagen zurückging, den Motor anließ und in einer Wolke blauer Abgase verschwand.
    Carl blieb noch sitzen. Er fühlte sich dumm und hereingelegt und glaubte nicht eine Sekunde, daß sie kommen wurde. Aber die Einladung war nicht mehr zurückzunehmen.
    Auf dem Weg in die Stadt hielt er sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit, und als er in Enskede war, schob er den Kunststoffdeckel über dem Autotelefon zur Seite und bestellte für sieben Uhr im Reisen einen Tisch für zwei Personen.
    Fünf Minuten vor sieben saß er an seinem gewohnten Fenstertisch im Reisen und sah auf die immer noch im Sonnenlicht glitzernde Wasserfläche zum Skeppsholmen hin. Er glaubte nicht, daß sie auftauchen würde, beschloß aber, der Form halber mindestens eine Viertelstunde zu warten. Als der Kellner ihn fragte, ob er vor dem Essen einen Drink wünsche, antwortete er zum allerersten Mal mit Ja. Er erinnerte sich vage an etwas, was aus Tequila und etwas Süßem bestand und am oberen Rand des Glases einen Salzring hatte. Er erfuhr, daß es eine Marguerita war, bestellte eine und versank dann wieder im Anblick des glitzernden Wassers.
    Operation Big Red lag jetzt mehr als ein Jahr zurück. Das Wasser der Ostsee sah aber aus, wie es vermutlich schon immer ausgesehen hatte, wo immer er es zu sehen bekam. Und die Schweden glaubten immer noch, daß die Streitkräfte bei ihren Versuchen, die fremden U-Boote zu erwischen - falls es die überhaupt gab -, von Mißerfolg zu Mißerfolg eilten.
    Seit etwa einem Monat hatte er Schlafstörungen. Er redete sich ein, daß es an den hellen Nächten lag, obwohl ihm die früher nie etwas ausgemacht hatten. Wenn er dann endlich einschlief, manchmal nach mehreren Stunden unter Laken, die wie Taue zusammengerollt waren, bekam er Alpträume. In einem ständig wiederkehrenden Alptraum war er in eine Art U-Boot tief unter der Wasseroberfläche eingesperrt. Plötzlich entstand ein Leck, und ein metallharter Strahl weißen Wassers strömte herein und füllte den Raum immer mehr, bis er oben in einer Ecke in der letzten Luftblase herumschwamm, die immer kleiner und kleiner wurde, bis er endlich aufwachte.
    Der Hintergrund dieses Traums war ihm nur zu bewußt. Vor etwas mehr als einem Jahr war eine unbekannte Zahl sowjetischer Seeleute und Offiziere weniger als dreißig Kilometer von seinem Fenstertisch entfernt auf diese Weise ums Leben gekommen.
    Er fragte sich, ob Stålhandske und Lundwall Ähnliches erlebt hatten. In weniger als einem halben Jahr würden die beiden aus Kalifornien zurückkehren, um ihren Dienst in der Operationsabteilung aufzunehmen.
    Samuel Ulfsson, der Chef des gesamten OP fünf, hatte den Gedanken, das irritierende Interesse des KGB für Carl habe etwas mit dem Unternehmen Big Red zu tun, immer mit einer ärgerlichen Handbewegung abgetan. Sam zufolge war es mehr als zweifelhaft, daß die Stockholmer KGB-Residentur von den sowjetischen Installationen auf schwedischem Territorium überhaupt wußte, und noch unwahrscheinlicher war, daß sie wußten, wer und welche Männer das Unternehmen zum Erfolg geführt hatten.
    Die

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