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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Rücken der eigenen Regierung operiert, um den Erfolg zu sichern.
    Als Militär und Kollege mußte Tschiwartschew zugeben, daß die schwedischen Offiziere eine glänzende Operation durchgeführt hatten.
    Bei denen hatte man es nicht gerade mit dem »Irrenhaus auf Kungsholmen« zu tun - so wurde der zivile Sicherheitsdienst genannt. Oder war es das »Affenhaus auf Kungsholmen«?
    Das spielte jetzt keine Rolle mehr.
    Für den Sowjetbürger Jurij Tschiwartschew war es jedoch ein tragisches Ereignis gewesen. Zweihundertachtundvierzig seiner Landsleute waren gefallen, waren wie Ratten ertränkt worden.
    Und Jurij Tschiwartschew hatte eine sehr klare Vorstellung davon, wer für diese schwedische Operation verantwortlich gewesen war und wer sie durchgeführt hatte: ein junger Korvettenkapitän, der inzwischen einer von Schwedens höchstdekorierten Offizieren sein mußte, dem jedoch auch die Aufmerksamkeit, die ihm die Kollegen vom KGB widmeten, auf die Nerven gehen mußte.
    Eines stand aber fest: Wenn sich die Frage stellte, wo es mögliche Ziele für taktischen operativen Nachrichtendienst - d. h. Spionage - in Schweden gab, würden die Kollegen beim SSI, insbesondere dieser junge Korvettenkapitän, ganz vorn auf Jurij Tschiwartschews Vorschlagsliste landen.
    Kommt Zeit, kommt Rat. Jurij Tschiwartschew rief seine Leute zu der morgendlichen Lagebesprechung zusammen, und seine ehrerbietigen Untergebenen betraten nacheinander den Raum.

2
    Ausnahmsweise sieht es nach einem schönen, echten, sonnigen Mittsommer aus, wie früher, dachte er. Auf dem Weg von Berga überschritt er leicht die Geschwindigkeitsbegrenzung. Er hatte beide Seitenscheiben zur Hälfte heruntergekurbelt und Glenn Goulds Version von Bachs Goldberg-Variationen auf höchste Lautstärke gedreht.
    Die Tonqualität hatte besser sein können, aber der Wagen gehörte dem Generalstab und nicht ihm. Er vermied es seit einem halben Jahr, seinen eigenen Wagen zu benutzen, da das Außenpersonal des KGB in Stockholm ihm ein ebenso beharrliches wie schwer erklärliches Interesse entgegenzubringen begann. Worauf sie immer aus sein mochten, es war unangenehm und hatte ihn leicht reizbar gemacht.
    Wohl deshalb blinkte er jetzt den Volvo, der auf der Überholspur vor ihm fuhr, mit dem Fernlicht an.
    Der Volvo blieb auf der Spur und verringerte demonstrativ die Geschwindigkeit. Die Fahrerin war eine junge Frau, neben ihr saß eine Begleiterin. Beide schienen etwa fünfundzwanzig bis dreißig Jahre alt zu sein. Er blinkte erneut, auch diesmal ohne jede Wirkung, blieb mit der Hand auf der Hupe und schaltete gleichzeitig herunter. Als der Volvo widerwillig nach rechts fuhr, beschleunigte er wütend und überholte.
    Als er jedoch sah, daß der Volvo die Verfolgung aufnahm, wurde er nachdenklich. Inzwischen kannte er schon die meisten Tschekisten, und diese beiden sahen ganz entschieden wie normale schwedische Mädchen aus. Als sie sich ihm entschlossen näherten, nahm er den Fuß vom Gas. Er beugte sich zum Handschuhfach hinüber, nahm seinen Revolver heraus und legte ihn unter die Lederjacke auf dem Beifahrersitz, worauf er auf die rechte Fahrspur wechselte.
    Der Volvo überholte, schnitt ihn und fuhr dann vor ihm her.
    Ein paar Sekunden später kurbelte das rechts sitzende Mädchen die Seitenscheibe herunter und hielt eine Kelle hinaus, an deren rundem, rot-weißem Ende in deutlich lesbarer Schrift stand: POLIZEI.
    Der Volvo wurde langsamer. Beide Wagen fuhren an den Straßenrand und hielten an.
    Als er die beiden blonden Mädchen aussteigen und mit entschlossenen Schritten auf sich zukommen sah, mußte er laut auflachen. Er schaltete die Warnblinkanlage ein und kurbelte die Seitenscheibe herunter.
    Er lachte immer noch, als sie bei ihm waren; die eine junge Frau, die ihm entgegenkam, hielt ihren Polizeiausweis vor sich, während die zweite Block und Stift in der rechten Hand hatte. Beide trugen Jeans und amerikanische Sportjacken.
    »Hör zu, du Macho, das Lachen wird dir schon vergehen. Das wird eine teure Angelegenheit«, sagte die Beamtin, die ihm am nächsten stand, als sie ihren Ausweis einsteckte.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte er, während er gleichzeitig Lederjacke und Revolver hinter seinem Sitz auf den Boden legte. Dann machte er die Stereoanlage aus, damit die beiden einsteigen und mit den Formalitäten beginnen konnten.
    »Was ist daran nur so komisch?« fragte die andere, als sie sich auf den Beifahrersitz gesetzt und ihren Block aufgeklappt hatte.

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