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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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»Übrigens, hast du einen Führerschein?«
    »Ja, bitte sehr«, erwiderte er, da er ihn schon in der Hand hatte. »Ich habe aber eben daran gedacht, daß manche von Gott auf der Stelle bestraft werden. Man denkt, verdammte Weiber, und drückt noch etwas aufs Gaspedal, dann wird man sozusagen mit dem Finger im Marmeladentopf erwischt.«
    »Carl Gustaf Gilbert Hamilton«, las die Beamtin auf dem Beifahrersitz laut vor. »Arbeitsplatz?«
    »Generalstab.«
    »Wo dort?«
    »Generalstab reicht.«
    »Ein Offizier und Gentleman, der sich heute ein bißchen auf der Straße austoben will«, kicherte die Blondine auf dem Rücksitz.
    »Offizier schon, aber Gentleman war ich eben ja nicht unbedingt. Gott muß Feminist geworden sein. Aber welche Geschwindigkeit wollen wir denn aufschreiben?«
    »145. Wir sind mehrere hundert Meter mit mindestens 145 hinter dir hergefahren«, erwiderte die Beamtin auf dem Vordersitz.
    »Ach nein, schreib lieber 135, dann können wir das gleich hinter uns bringen. Sonst muß ich widersprechen, und dann müßt ihr aussagen, und am Ende werden es doch nur 135. Wir hätten dann viel Zeit vertrödelt, und außerdem kann man nicht viele Sekunden lang 145 fahren, wenn es nur ein paar hundert Meter sein sollen, und da kennt ihr euch bestimmt nicht besser aus als ich«, entgegnete Carl. Er spürte, wie sich seine Laune besserte und überdies auf die beiden jungen Frauen ansteckend wirkte, die bestimmt schon unangenehmere Zeitgenossen beim Schnellfahren erwischt hatten.
    »Na schön«, sagte die Frau auf dem Vordersitz. »Deine private Adresse und Beruf«
    »Korvettenkapitän, Drakens Grand in Gamla stan…«
    »Was, zum Teufel, ist Korvettenkapitän?« unterbrach die schreibende Beamtin.
    »So was wie Major, nur in der Marine. So heißt das heutzutage«, stellte die Beamtin auf dem Rücksitz fest, während sie sich behaglich zurücklehnte und etwas breitbeiniger hinsetzte. Carl schielte zu ihrem rechten Fuß hinunter, der plötzlich weniger als zehn Zentimeter von seinem versteckten Revolver entfernt war.
    »Solltest du jetzt nicht draußen auf See sein und Torpedoboot fahren? Dann könntest du deinen Gelüsten auf gesetzliche Weise Auslauf verschaffen«, murmelte das Mädchen mit den Formularen, während sie eine Visitenkarte abschrieb, die Carl ihr gereicht hatte.
    »Torpedoboote gibt es nicht mehr«, seufzte Carl, dessen Miene sich plötzlich verdüsterte. »Ebensowenig Zerstörer und Kreuzer.«
    »Du beteiligst dich also nicht an der Jagd nach diesen russischen U-Booten?« fragte die junge Frau auf dem Rücksitz.
    »Sind es überhaupt russische?«
    »Ja, es sind Russen. Nein, ich sitze meist am Schreibtisch und fülle Papiere aus, genau wie ihr, wenn ihr unterwegs seid und unschuldige, normalerweise meist gesetzestreue Verkehrsteilnehmer hereinlegt.«
    »So ja, jetzt brauche ich nur noch die Unterschrift da unten, dann bist du einen Tausender los«, stellte die Frau auf dem Vordersitz fest, als sie ihm das ausgefüllte Formular reichte.
    Die beiden jungen Frauen scherzten über den zahmsten Verkehrssünder der Woche und wollten gerade aussteigen, als Carl ein ebenso plötzlicher wie unerwarteter Einfall kam.
    »Wann habt ihr heute abend Schichtende?« fragte er in dem Moment, in dem eine gerade die Wagentür öffnete.
    »Wie bitte? Was hast du gesagt?« fragte das Mädchen vom Rücksitz und beugte sich mit gespieltem Erstaunen vor, während sie die Sonnenbrille hochzog. Sie hatte dunkelblaue Augen. Die Sonnenbrille war von dem Typ, den amerikanische Feministinnen vor ein paar Jahren getragen hatten.
    »Ich habe gefragt, wann ihr heute abend Schichtende habt«, wiederholte Carl verlegen. Er bereute seine Frage schon jetzt.
    »Um siebzehn Uhr. Wieso?«
    »Weil ich mir gedacht habe, wir sollten das feiern. Immerhin hat man mich zum ersten Mal als Verkehrssünder erwischt, dazu noch zwei Frauen. Ich würde euch beide gern zum Essen einladen.«
    »Soll das ein Bestechungsversuch sein? Du bist ganz schon dreist«, kicherte sie, ließ die Sonnenbrille auf die Nase gleiten und rief ihre Kollegin, die schon dem Volvo zustrebte, zu sich zurück.
    »Hast du gehört? Der Kerl will uns zum Essen einladen!« sagte sie fröhlich. Die Kollegin erstarrte, drehte sich dann demonstrativ langsam um, kam näher und stützte die Ellbogen auf die halb heruntergekurbelte Seitenscheibe auf der rechten Seite.
    »Hör mal, du Casanova«, fauchte sie. »Das Bußgeld ist ausgeschrieben, und außerdem bin ich mit einem verdammt

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