Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
vertrauenswürdig.
    Der gleiche Gedanke schoß Carl draußen durch den Kopf, als er im Wagen saß. Hatte Jurij Tschiwartschew sich ausrechnen können, daß es genau die drei Männer waren, die für Big Red verantwortlich waren, die heute abend hier sein würden? Die drei einzigen Eingeweihten von niedrigerem Rang als Admiral und Minister.
    Er versuchte, den Gedanken zu verscheuchen. Die Russen konnten nicht wissen, welcher Taktik sich der Gegner bedienen würde, und es war undenkbar, daß sie einen regulären Krieg anfingen und vielleicht eine ganze Kompanie schickten?
    Nein. Sie würden große Verluste erleiden. Sie würden eine größere politische Krise auslösen als bei der Catalina-Affäre, und das konnten sie einfach nicht wollen. Die Russen dachten logisch und arbeiteten methodisch und sorgfältig, doch gerade deshalb waren sie manchmal unberechenbar. Sie verabscheuten Abenteuer und unsichere Vorhaben.
    Jetzt war es ohnehin zu spät, sich aus der Affäre zu ziehen. Dort in dem Gebäude befanden sich rund vierzig unbewaffnete und ahnungslose Schweden, und er selbst war nach Anweisung und Befehl Wachposten.
    Carl zog den dicken Lammpelz, den er über seiner Uniform trug, enger um sich. Ihm war kalt an den Füßen, da er nur Halbschuhe trug; das Wagenfenster mußte offenbleiben, damit sich kein Kondenswasser an den Scheiben bildete.
    Der Wagen kam sehr langsam und mit abgeschalteten Scheinwerfern näher. Carl hatte noch Zeit zu denken, wie auffällig und dumm es war, ohne Licht zu fahren, hatte aber schon den Bildaufheller eingestellt. Jetzt brauchte er kein Gegenlicht zu befürchten.
    Im Wagen saßen drei Mann. Er konnte sie deutlich sehen. Glucher saß hinter dem Lenkrad Der Riese saß auf dem Beifahrersitz, und von dem Mann auf dem Rücksitz sah er nur die Umrisse.
    Der Wagen hielt am Zaun, dreißig Meter vom Haupteingang entfernt. Der Motor wurde abgestellt. Carls Wagen stand in einer Reihe geparkter Autos. Sie würden ihn nicht entdecken, wenn sie keine Nachtsichtgeräte bei sich hatten.
    Die Männer öffneten die Wagentüren vorsichtig, als gingen sie auf die Jagd, und schlossen sie sehr leise, bevor sie sich zum Kofferraum begaben.
    »Achtung, herhören!« sagte Carl über Funk zu den zwei Männern mit den Hörgeräten im Gebäude. »Drei mutmaßliche Banditen, Abstand dreißig Meter, bis auf weiteres Funkstille.«
    Joar Lundwall machte gerade Konversation mit der Ehefrau eines der Anwesenden. Er verlor sofort den Faden seines Gesprächs und sah sich genötigt, eine dumme Frage zu stellen, während er sich vorsichtig umsah. Er hatte kein freies Schußfeld in Richtung Außentür und mußte unbedingt eine Position weiter rechts einnehmen.
    Draußen in der Dunkelheit an der Hintertür zog Stålhandske seine Waffe hervor, entsicherte sie und legte sie neben sich auf die Treppenstufe. Anschließend machte er ein paar schnelle Kniebeugen, gegen die Steifheit in den Gliedern und um seine Körpertemperatur zu erhöhen.
    Er flüsterte kaum hörbar ein etwas unkonventionelles Gebet:
    »Lieber Gott, laß diese verfluchten Teufel zu mir kommen.« Carl sah die Männer auf leisen Sohlen hinter dem Kofferraum hervorkommen. Alle drei trugen automatische Waffen in der Armbeuge, AK 4, soweit er erkennen konnte. Das war nicht gut. Er hatte gehofft, sie würden wieder mit den abgesägten Schrotflinten erscheinen.
    Einer der Männer blieb offenbar beim Wagen stehen. Alle drei sahen auf die Uhr, bevor sie sich trennten. Die beiden anderen begaben sich zu je einer Tür. Sie hatten das Gelände also schon einmal erkundet.
    »Achtung, herhören!« sagte Carl erneut und gab sich große Mühe, seine Stimme normal klingen zu lassen, obwohl er glaubte, man könnte über das Sprechfunkgerät seinen Herzschlag hören. »Achtung, herhören! Zwei Banditen unterwegs zum Haus, Abstand fünfzehn Meter. Sie gehen auf je einen Eingang zu. Befehle wie folgt. Stålhandske: Feind unschädlich machen, aber am Leben lassen. Handschellen anlegen. Lundwall, sofort Feuer eröffnen, wenn der Feind sich mit der Waffe in der Hand zeigt. Befehle durch Husten bestätigen, erst Stålhandske!«
    Im Abstand von zwei Sekunden ertönte zweimal ein kurzes Hüsteln.
    Carl sah, wie die beiden näherkommenden Männer immer wieder zur Uhr blickten, und zog daraus schnell eine Folgerung, die er an die Ohrmuscheln der beiden anderen weiterbeförderte.
    »Achtung, herhören! Feind bereitet synchrone Aktion von zwei Seiten vor. Sie haben automatische Waffen. Frühere

Weitere Kostenlose Bücher