Feind des Feindes
naheliegend.«
»Könnte man meinen, ja, aber bei Säk kann man nie sicher sein, wie du selbst schon erfahren haben dürftest.«
»Ja. Aber diesmal ist nichts im Busch, was uns behindern könnte?«
»Nein. Kannst du mir einen Dienst erweisen?«
»Kommt darauf an.«
»Warte bis morgen, bis du jemanden zum Verhör holst oder so. Es ist möglich, daß wir dann schon ein klareres Bild von allem haben.«
»Ich hoffe, du enthältst es mir diesmal nicht vor.«
»Nein, du wirst selbstverständlich informiert werden, wenn das, woran ich denke, etwas ergibt.«
»Wollen wir morgen nachmittag wieder telefonieren?«
»Ja, wenn nicht schon früher, aber wenn vorher etwas passiert, lasse ich von mir hören.«
Sie fand ihn auf der Matratze sitzend. Er hatte das Kinn auf die Knie gestützt. Er trug Uniform und machte zunächst einen fast verwirrten Eindruck, als er hochsah.
»Hallo«, sagte sie zögernd. »Ich wollte nur schnell mal vorbeischauen und sagen, daß meine Schicht heute abend um 00.00 Uhr endet. Vielleicht können wir uns dann ja noch sehen.
Ich meine, du hast hier ja kein Telefon, und ich…«
Sie verstummte, als sie Carl betrachtete. Er schien irgendwie verdüstert zu sein.
»Wunderbar«, sagte er. »Ich habe ein Handtuch besorgt, etwas fürs Frühstück und habe auch noch etwas Wein im Kühlschrank, wenn du herkommen willst. Sonst könnte ich ja zu dir kommen. Das scheint mir fast noch besser zu sein.«
»Ist etwas passiert?«
»Ja, ich bin gezwungen gewesen, ein Interview zu geben, und außerdem muß ich heute abend auf eine militärische Veranstaltung, die mir gar nicht schmeckt. Bis Mitternacht dürfte aber alles vorbei sein. Wir sehen uns bei dir. Ich bringe den Wein mit und leihe mir deinen Rasierapparat. Hast du frische Klingen im Haus?«
»Ja, irgendwo müssen noch ein paar herumliegen. Ich habe aber kein Rasierwasser, sondern nur Franzbranntwein.«
»Na schön. Dann sehen wir uns später.«
Er blieb in der gleichen Stellung sitzen, als sie hinausging. Sie war besorgt, fast verängstigt.
Eine halbe Stunde später piepste es in dem schwarzen Sprechfunkgerät. Carl kam es vor, als wäre erst eine Minute vergangen. Er stand auf und ging schnell in den Flur. Er schloß leise die Tür hinter sich.
Lundwall und Stålhandske warteten unten auf der Straße in einem Volvo 245 mit Sprechfunk und Autotelefon. Die Ausrüstung war in dem großen Kofferraum verstaut.
Fünfundvierzig Minuten später waren alle drei an Ort und Stelle. Carl saß dick eingehüllt auf dem Rücksitz des Wagens. Nachtsichtgerät, Bildaufheller, Präzisionswaffe und Funksprechgerät waren in Griffweite.
Im Speisesaal saß Joar Lundwall. Er hatte sich etwas ins linke Ohr gesteckt, was wie ein Hörgerät aussah.
Draußen im Flur zur Hintertür, die nicht abgeschlossen war, befand sich eine Treppe, die im Dunkeln lag und ins Obergeschoß führte. Dort lauerte Åke Stålhandske wie eine Spinne im Netz. Er mochte die Dunkelheit. Die Situation gefiel ihm, und er hoffte inbrünstig, die Mörder würden bei ihm vorbeikommen.
Als das Festessen beendet war, begab sich die Gesellschaft vom Speisesaal in einen Salon, der in der Nähe des Haupteingangs lag. Es waren rund zwanzig Offiziere und fast ebenso viele Frauen; ein paar neu hinzugekommene Gaste hatten das gesellschaftliche Muster etwas aufgelockert.
Joar Lundwall stand hinter einem Sofa, von wo er den Haupteingang im Auge behalten konnte. Sein früherer Chef bei der Küstenjägerschule machte muntere Konversation. Er wollte natürlich herausfinden, wie Joar zu seinem Offizierspatent gekommen war.
Dieser war nicht der Meinung, daß es viel zu verbergen gab. Er erklärte offen, er sei beim OP 5, worauf natürlich sofort die Frage folgte, ob er etwas mit Hamilton zu tun habe. Er bestätigte ruhig, sie arbeiteten in derselben Abteilung, und Hamilton sei sogar sein Chef, obwohl im Augenblick niemand genau wisse, wie es nach all der Aufregung weitergehen werde. Das war offenbar eine imponierende Antwort, und der Chef der Küstenjägerschule zwinkerte Joar kurz zu und wechselte schnell das Thema.
Joar Lundwall dachte, wenn es tatsächlich so kam, wie zu befürchten stand, würde die Frage nach seiner Identität später am Abend kaum irgendwelche Unklarheiten offen lassen. Er staunte über seine Ruhe und sein Selbstvertrauen und dachte, daß es womöglich an der Anwesenheit der beiden anderen lag, die Big Red mitgemacht hatten. Wer da mitgemacht hatte, war in jeder Situation
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