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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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leicht in seinem Empfänger, als Carl sich wieder meldete.
    »Achtung, herhören. Zwei Mann rücken auf je eine Tür vor. Lucia-Zug mit Kindern nähert sich dem Haupteingang. Stålhandske gleicher Befehl wie zuvor. Bestätigen, wenn Befehl ausgeführt. Lundwall Befehl wie zuvor, aber mach dich auf Feuerverbot gefaßt.«
    Einen Augenblick später war der Gesang der Kinder draußen leise zu hören, und die Gastgeberin, die offenbar auf diesen Moment gewartet hatte, ging schnell herum und löschte alle Lichter. Dann schob sie die Gäste in den großen Festsaal, in dem sie sich an den Wänden entlang aufzustellen begannen.
    Die Männer in der Sitzgruppe vor Joar Lundwall schienen zu dem Schluß gekommen zu sein, daß sie schon hervorragend saßen. Was sie aus der Sicht der näherkommenden Mörder ohne Zweifel taten, da sie mitten im Schußfeld der Außentür saßen.
    Joar Lundwall veränderte seine Position ein wenig, so daß er näher an der Rückenlehne des Sofas stand. Alle richteten jetzt ihre Aufmerksamkeit auf die Arrangements der Gastgeberin im Festsaal, in dem jetzt Kerzen angezündet wurden. Joar Lundwall zog langsam seine Pistole hervor, entsicherte sie, spannte den Hahn und hielt die Waffe so, daß sie durch die Rückenlehne des Sofas verborgen wurde. Er würde so weniger als eine Sekunde vom Zielerfassen bis zum Schuß brauchen. Ein Lichtrand an den Rändern der Flurtür klärte ihn darüber auf, daß das Ziel sich in Umrissen vor der Hintergrundbeleuchtung zeigen würde. Der Gesang der Kinder war jetzt deutlich zu hören.
    Åke Stålhandske sah fasziniert, wie die Türklinke langsam hinuntergedrückt wurde. Er hatte die Schritte im Schnee draußen gehört und sich schon in Position begeben. Dann ging die Tür auf, und ein Mann in seiner Größe machte einen schnellen Schritt in die Dunkelheit und zog ohne jedes Zögern die Tür hinter sich zu. Der Augenblick stand unmittelbar bevor. Carl hatte vor Kälte und Nervosität zu zittern begonnen. Die Lage hatte sich dahingehend verändert, daß die Kolonne singender Kinder das Schußfeld zwischen ihm und dem dritten Mann verdeckte, der in der Außentür zu stehen und die Kinder zu erwarten schien. Sie gedachten offenbar ihr Eindringen mit dem Einzug der Lucia-Kinder zu koordinieren. Automatische Waffen aus zwei Richtungen im Halbdunkel und das in einem Gedränge mit den Kindern. So hatten sie es offenbar geplant.
    Carl bewegte sich unruhig in seiner Position und suchte den Mann vor dem Haupteingang mit dem Nachtsichtgerät. Der Abstand zwischen diesem und dem näherkommenden Lucia-Zug betrug jetzt weniger als zehn Meter. Carl machte entschlossen eine Repetierbewegung, um zur vollummantelten Munition zu wechseln, worauf er wiederum das Ziel suchte. Bei dieser Bewegung hauchte er zufällig das Zielfernrohr an, das blitzschnell beschlug und jede Sicht unmöglich machte. Kaum hörbar fluchend zog Carl seinen Hemdsärmel hervor, um die Linse abzureiben. Gleichzeitig hörte er Stålhandskes Husten im Ohr. Er zögerte und dachte nach. Der Angriff konnte jetzt nur von einer Seite her erfolgen, und während er zögerte, betrat der Mann am Haupteingang plötzlich das Haus.
    »Achtung, herhören!« sagte Carl schnell und mechanisch.
    »Feind zwei auf dem Weg durch den Haupteingang, Abstand Kinder weniger als zehn Meter. Schwarze Kleidung, Kinder in Weiß. Lundwalls Befehl bleibt bestehen, aber nur bei freiem Schußfeld, Befehl bestätigen!«
    Carl hatte trotz der Kälte zu schwitzen begonnen. Als er jetzt erneut die Position wechselte, um Glucher mit dem Nachtsichtgerät zu suchen, hörte er Joar Lundwalls diskretes Husten. Die Kinder sangen jetzt aus vollem Hals und betraten das Haus durch den Haupteingang.
    Joar Lundwall befand sich wie in einem Vakuum. Jetzt gab es nur eins, die sieben Meter entfernte Tür, die entweder von jemandem in Weiß oder jemandem in Schwarz geöffnet werden würde. Ich muß hoch zielen, dachte er. Der Feind ist größer als die Kinder, ich darf nicht mitten ins Ziel halten, sondern nur hoch.
    Eine kurze Schreckensphantasie schoß ihm durch den Kopf - als wäre er versteinert, so daß er sich nicht würde bewegen können, wenn die Tür aufging. Sie würde vermutlich schnell geöffnet werden.
    So war es.
    Die Tür ging nach draußen auf, vielleicht ein entscheidendes Detail, denn als der Mann mit der schwarzen Lederjacke die Tür zur Seite gezogen hatte und seine Waffe mit beiden Händen umfassen wollte, um zu zielen und das Feuer zu eröffnen,

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