Feind des Feindes
Abteilung früher einmal, untersteht mir.«
»Sie sind also der Chef des ganzen Ladens?«
»Ja, das könnte man sagen. Aber könnten wir jetzt vielleicht zum Schluß kommen?«
»Zum Schluß?«
»Ja, zur Sache. Was war es, was Sie mir sagen wollten? Etwas über die Sowjetunion?«
Samuel Ulfsson spürte, daß sich seine Geduld dem Ende zuneigte. Vielleicht war dies wieder einer jener betrunkenen Mitbürger, die das Ei des Kolumbus entdeckt und eine geniale Methode gefunden hatten, Mini-U-Boote zu fangen. Und der Mann, der hier vor ihm saß, schien nicht einmal übermäßig begabt zu sein. Und zudem zögerte er lange, bevor er fortfuhr, als wäre er verlegen.
»Ja, also… ich weiß ja nicht, ob es irgendeine Bedeutung hat«, begann er zögernd, mußte aber fortfahren, da Samuel Ulfsson sich entschlossen hatte, die alberne Unterhaltung nicht durch weitere Fragen zu verlängern.
»Und ich bin ja Sozi und bin es immer gewesen… Und früher hatte ich manchmal mit IB zu tun, als ich noch in der Baugewerkschaft war… Kommunisten und so. Na ja, in der Bewegung haben wir noch nie viel für die Säpo übrig gehabt, so daß ich mir gedacht habe…«
Der Mann verlor plötzlich den Faden, und Samuel Ulfsson ging plötzlich auf, daß dies vielleicht an seiner ablehnenden Haltung lag. Er beschloß, sich etwas freundlicher zu geben, damit die Begegnung irgendwann ein Ende fand.
»Nun ja«, sagte Samuel Ulfsson, »mit solchen Dingen befassen wir uns nicht mehr. Wenn es also um Kommunisten in der Gewerkschaft geht, bin ich wohl nicht der richtige Adressat für Ihre Sorgen. Aber worum geht es denn eigentlich?«
»Ja, hm, ich komme gerade aus Moskau. Ja, wir sind mit einer Delegation dort gewesen, um ein paar Bauprojekte in den nördlichen Vororten zu planen. Und. Ja… ich weiß ja nicht, ob Sie das interessiert, aber ich habe mir jedenfalls gesagt, daß ich auf keinen Fall zur Säpo gehe. Denen traue ich nämlich nicht.«
»Dazu will ich mich nicht äußern. Sie sind also mit einer Delegation Ihrer Firma dort gewesen?«
»Ja, vier Tage.«
»Nun, und was ist passiert? Ist Ihnen etwas Unangenehmes widerfahren?«
»Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Nein, direkt unangenehm ist es ja nicht gewesen.«
»Aber kommen Sie doch endlich zu Potte, damit ich es endlich erfahre!« sagte Samuel Ulfsson mit allzu deutlich gezeigter Irritation, so daß der andere sofort zusammenzuckte und unruhig auf dem Stuhl herumrutschte. Samuel Ulfsson bereute sein Verhalten sofort.
»Erzählen Sie doch. Erzählen Sie mit Ihren eigenen Worten, dann werde ich Sie nicht unterbrechen. Was ist passiert?« fragte er mit schnell abgemildertem Tonfall.
Der andere wand sich ein wenig, bis er endlich einen Anlauf zu nehmen schien.
»Also, es war so, aber ich weiß wie gesagt nicht, ob Sie das interessiert…«
Samuel Ulfsson biß die Zähne zusammen, um den Mann nicht zu unterbrechen.
»Aber wie auch immer. Vorgestern waren wir draußen in den Stadtteilen Babuschkin und Medwedkowo, um über einige Neubauten zu sprechen, für die wir in der nächsten Woche eventuell Aufträge bekommen. Ja, wie auch immer. Der Ausflug endete an der U-Bahn-Station da bei Medwedkowo, und wir standen ziemlich lange da herum und warteten auf eine Fahrgelegenheit. Ja, da standen wir also und warteten, und regnen tat es auch, und ich hab mir so gedacht, hier stehst du nun herum, und das soll Mittsommer sein, aber dann hielt jedenfalls auf der anderen Straßenseite ein Wagen, ein Wolga mit Gardinen an der Heckscheibe, und deswegen dachte ich erst, das hätte was mit uns zu tun, aber das hatte es ja nicht. Und die Straße war ziemlich schmal, so daß der Abstand nicht sehr groß war, und der Bursche, der ausstieg, also in unserer Richtung, der fuhr nicht, sondern saß auf dem Beifahrersitz. Ja, also, das erste, was mir auffiel, war, daß er beim Stolpern, ja, er stolperte kurz, als er aussteigen wollte, ja, was mir auffiel war, daß er auf schwedisch fluchte. Und außerdem war es ein junges Mädchen, das den Wagen fuhr. Sie sah ein bißchen nach der leichten Garde aus, und ganz nüchtern war sie wohl auch nicht. Dann drehte er sich zu uns um, und es sah fast so aus, als wollte er in die falsche Richtung, denn sie wollten ja ins Haus auf der anderen Seite, wie sich herausstellte. Ja, ich habe ihn wiedererkannt. Da gibt es gar keinen Zweifel. Wie schon gesagt, ich weiß ja nicht, ob das für Sie irgendeine Bedeutung hat, vielleicht wissen Sie das schon alles, aber zur Säpo
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