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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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nicht aussparte.
    Zwei Personen, zwei Vettern, Taheer und Abdel Kader al Latif, seien für das Unternehmen verantwortlich. Die anderen vier in dem Haus da drüben seien Verwandte oder Freunde von ihnen. Im Grunde stünden sowohl Taheer als auch Abdel Kader unter Anklage, da sie vor zwei Monaten als Verschwörer gegen Arafats militärische Organisation entlarvt worden seien. Man hatte die beiden nach Tunis befohlen, wo sie sich im Hauptquartier der PLO für den Prozeß bereithalten sollten. Es wurde erwartet, daß sie sich aus freien Stücken einfanden. Statt dessen hatten sie es offenbar vorgezogen, sich ein reichlich bemessenes Fluchtkapital zu verschaffen, nämlich auf die im Libanon recht übliche Weise - Entführung unter dem Vorwand dieses oder jenes politischen Motivs.
    Wenn es ihnen nicht gelang zu fliehen, riskierten sie die Todesstrafe. Das wußten sie natürlich, und das machte die Verhandlungen kompliziert. Sie wollten Geld sowie irgendeine Garantie, daß sie davonkommen würden.
    Doch ob sie solche Garantien nun erhielten oder nicht, so Mouna, davonkommen würden sie auf keinen Fall.
    Die Sache wurde dadurch weiter kompliziert, daß der Unterhändler der PLO in Beirut, Salah Salah, mit Taheer al Latif verwandt war. Aus diesem Grund hatte Salah Salah vielleicht zu verbreiten versucht, hinter der Entführung stecke die Hisbollah, die Schiitenorganisation, die sich gerade im Libanon bei Entführungen am fleißigsten zeigte.
    Die Hisbollah geriet in Wut, weil man dort entweder wußte oder in etwa ahnen konnte, wer die Entführer waren. Sie drohte, den wahren Sachverhalt zu enthüllen, entweder gegenüber den Schweden oder irgendeinem westlichen Korrespondenten oben in Beirut. Arafat war verständlicherweise aus der Haut gefahren und hatte Salah Salah befohlen, er solle den Schweden versichern, die PLO habe die Lage unter Kontrolle. Arafat hatte die Forderung des Jihaz ar-Rased abgelehnt, das Haus zu stürmen, in dem die Entführer wohnten. Die schwedischen Geiseln durften nicht verletzt oder getötet werden. Das hatte Arafat der schwedischen Regierung offenbar versprochen. Je nach politischen Sympathien oder Antipathien konnte man folglich zu der Ansicht kommen, daß PLO-Leute an der Entführung schuld waren oder auch nicht. Bis vor kurzem waren die Entführer zumindest PLO-Mitglieder gewesen.
    Während Mouna ihren Hintergrundbericht zu Ende brachte, wurde es draußen schnell dunkel.
    Carl wühlte in einer seiner schweren kleinen Taschen auf dem Fußboden nach weiteren Ausrüstungsgegenständen, während er überlegte, ob er das Thema aufgreifen sollte, auf das sie früher oder später zu sprechen kommen mußten. Immerhin würden sie mehrere Tage in demselben Raum zubringen müssen.
    Sie stellte keine Fragen. Er schob ihr eine Nachtsichtbrille hinüber.
    »Versuch’s mal. Der Einstellknopf sitzt zwischen den Öffnungen wie bei einem Fernglas«, sagte er kurz. Sie schien Nachtgläser und Bildverstärker schon zu kennen.
    »Der syrische Zoll? Du bist sicher mit dem Taxi gekommen?« fragte sie kurz, als sie sich die Brille aufsetzte.
    »Diplomatenpaß, dann gibt es keine Zollabfertigung. Taxi ist besser als ein öffentliches Verkehrsmittel. Ich nehme an, es sollen nicht noch mehr Schweden entführt werden.«
    »Interessante Ausrüstung. Wir würden es gern sehen, wenn du, sagen wir mal aus Sicherheitsgründen, Probleme damit hättest, sie wieder nach Hause mitzunehmen. Der Typ, den du jetzt unten im Erdgeschoß siehst, ist Taheer persönlich.«
    »Der mit der Glatze?«
    »Hm. Der Kerl im Hintergrund könnte einer seiner Vettern sein. Nun, was sagst du?«
    »Du schlägst mir ein Geschäft vor?«
    »Wie du weißt, machen wir immer Geschäfte.«
    »Ich brauche einiges an neuer Ausrüstung. Wir könnten vielleicht tauschen. Die wollen jetzt essen? Essen sie immer um die gleiche Zeit?«
    »Meistens bei Anbruch der Dunkelheit. Sie müssen Wachen aufstellen, und bei Tageslicht können sie draußen niemanden herumlaufen lassen.«
    »Bestenfalls begeben sie sich also alle ins Erdgeschoß, bis auf den, der vor dem Haus Wache hält?«
    »Einer geht gerade hinaus. Siehst du, was er in der Hand hält oder unter der Jacke hat?«
    »Ich habe jedenfalls den Lauf gesehen. Vermutlich eine AK 47 mit umgeklapptem Kolben.«
    Sie starrten eine Weile in die Dunkelheit, die für sie keine Dunkelheit mehr war. Der Mann zog die Jacke, unter der er die Waffe verbarg, enger um sich und begann, langsam ums Haus zu gehen.
    Beide machten

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