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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wollte ich auf keinen Fall gehen.«
    Der Mann verstummte und begann in seiner Brieftasche nach etwas zu wühlen. Samuel Ulfssons Gereiztheit war plötzlich wie weggeblasen.
    »Nun? Wen haben Sie wiedererkannt?« fragte er weich und mit unabsichtlich leiser Stimme, so daß es sich fast anhörte, als flüsterte er.
    »Nun, es war Stig Sandström. Dieser Spion. Da bin ich absolut sicher«, erwiderte der andere, der offenbar fündig geworden war.
    »Nicht schlecht. Das ist wirklich nicht schlecht. Was haben Sie da in der Hand - Fotos?«
    »Also, als dieses Mädchen rauskam, hab ich ein Bild gemacht.«
    »Als das Mädchen herauskam?«
    »Ja, es war nicht sie, die da wohnte, sondern er. Sie setzte sich ins Auto und verschwand. Ich habe ein Bild gemacht, als sie auf die Straße kam.«
    »Hat sie das gesehen? Was meinen Sie?«
    »Nee, das kann ich mir nicht vorstellen, ich habe sozusagen aus der Hüfte geschossen, ja, es ist ein bißchen verwackelt. Aber dann habe ich noch ein Bild gemacht, denn ich habe ja gesehen, in welchem Zimmer da oben das Licht anging, und da habe ich Sandström im Fenster gesehen. Da, wo er wohnt, habe ich ein Kreuz gemacht.«
    Der Mann schob die Fotos zögernd zu Samuel Ulfsson hinüber. Es waren Farbfotos einer Qualität, die auf eine normale Touristenkamera schließen ließ. Das erste Bild zeigte eine junge Frau von etwa dreißig Jahren, die auf einen schwarzen Wolga zuging, der sie zur Hälfte verdeckte.
    Das zweite Foto zeigte das Haus, nachdem der Wolga offenbar weggefahren war, und im rechten Eckfenster ganz oben befand sich ein mit einem Kugelschreiber hingekritzeltes X.
    Mouna befand sich irgendwo auf dem Flachdach und montierte die Antenne inmitten der zum Trocknen aufgehängten Wäsche. Carl hatte soeben die Gardinen so zurechtgezogen, daß der feststehende Feldstecher durch ein offenes Fenster nach außen gerichtet werden konnte, ohne gesehen werden zu können. Sobald er den Diplomaten in Damaskus entflohen war, war alles schnell und geräuschlos gegangen.
    Er aß von den kleinen Gurkenscheiben und der Kichererbsencreme, Houmous, dazu runde kleine weiße Brote und Olivenöl. Erst jetzt ging ihm auf, daß er seit fast vierundzwanzig Stunden nichts mehr zu sich genommen hatte.
    Er spürte so etwas wie inneren Frieden. Er zwang sich, nicht näher darüber nachzudenken oder darüber zu staunen. Vermutlich war es ganz einfach. Er war in Gang gekommen, erledigte seine Arbeit, und diese war unendlich weit von Oberstleutnant Lennart Borgström in Stockholm entfernt.
    Das Zimmer war fast leergeräumt. In einer Ecke lagen einige übereinandergestapelte Matratzen auf dem Steinfußboden. Am Fenster, vor dem er saß, stand ein Tisch mit zwei Stühlen. An der fensterlosen Längswand hing ein maschinengewebter Wandbehang mit einem arabischen oder persischen Reiter, der unter der übertrieben langen Sichel des Halbmonds durch die Wüste galoppierte. An der einen Querwand ein paar Farbdrucke in Goldrahmen. Der eine stellte Jassir Arafat dar, der andere mit dem schwarzen Trauerband am Rahmen offensichtlich Abu Jihad, den die Israelis vor ein paar Jahren in Tunis getötet hatten. Bis auf einen Wasserhahn und eine Spüle an der anderen Querwand war das alles.
    Die Familie, die hier sonst wohnte, bestand aus zehn Personen. Carl wußte nicht, wie und wohin man sie wegtransportiert hatte. Es störte ihn nicht im geringsten, da die Leute einen großzügigen Schadensersatz in Gestalt von sauberen und ungefalteten Dollarscheinen des schwedischen Staates erhalten hatten. Ohne Quittung, wie er zufrieden feststellte.
    Alles war wie am Schnürchen gelaufen. Rashid Husseini hatte noch die gleiche Telefonnummer gehabt und sich an die Bedeutung der Zahl 16 erinnert, als Carl ihn von Berlin aus anrief. 16 bedeutete, daß er nach Beirut kommen würde, und als er 36 Stunden später ankam, erwartete man ihn schon. Er bezog ein Zimmer im selben Hotel wie beim letztenmal und wurde bald darauf abgeholt.
    Die PLO wußte, wo die entführten Ärzte gefangengehalten wurden, zumindest wußte es der Jihaz ar-Rased, der Nachrichtendienst der PLO. Deshalb war Carl jetzt, weniger als vierundzwanzig Stunden nach seiner ersten Begegnung mit Rashid Husseini, kurz vor dem Ziel. Husseini nannte sich Michel, was vielleicht mit Rücksicht auf seine christliche libanesische Mutter geschah, aber vielleicht tat er es auch, um hinter der Fassade des Anwaltsbüros als weniger palästinensisch zu erscheinen.
    Carl hatte eindringlich um Mouna als

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