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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Moment ging es vorrangig darum, wie mit dem noch immer nichts Böses ahnenden Chef des OP 4 verfahren werden sollte, Oberst Lennart Rindström, der TRISTAN zufolge den Codenamen FISCHADLER erhalten hatte. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, die Probleme nacheinander zu lösen, mit Carl Hamilton anzufangen, um dann zu Rindstrom überzugehen. Doch wenn man mit Carl nicht weiterkam, stellte sich unvermeidlich die Frage, wie lange man noch mit Rindstrom warten wollte.
    Samuel Ulfsson war zunehmend davon überzeugt, daß aus dem Urlaub ein Sommer mit viel quälender Arbeit werden würde. Zu Hause hatte er noch kein Wort darüber anzudeuten gewagt, denn seine Frau hatte sich endgültig für Ferien in Brindisi mit einem Ausflug nach Venedig entschieden.
    Am einfachsten und überdies korrektesten wäre es, die Entscheidung dem Oberbefehlshaber zuzuschieben. Sobald Samuel Ulfsson den Vortrag des Alten angehört hatte, würde er zum OB gehen.
    Ulfsson packte all die nichtssagenden Beschlagnahmeprotokolle aus Carl Hamiltons Wohnung zusammen, quetschte sie mit den dreihundert Blatt Vernehmungsprotokollen in einen DIN A 4-Ordner, legte die nachfolgende Analyse dazu, als es an der Tür klopfte. Es war seine Sekretärin. Sie hatte nur noch eine Woche bis zu ihrem Urlaub, und das war ihr irgendwie anzusehen.
    »Bist du sehr beschäftigt?« fragte sie in einem Tonfall, als müßte er die Frage mit ja beantworten.
    »Kommt darauf an, worum es geht. Kannst du diese Akte für mich wegschließen? Worum geht es?« fragte er zurück, als hätte er für fast alles Zeit.
    »Da unten bei der Wache ist so ein Irrer, der darauf besteht, mit dem ›IB-Chef‹ und keinem anderen zu sprechen. Hieß der Laden früher nicht mal so?«
    »Ja, und es gibt Leute, die ihn immer noch so nennen. Aber was will er?«
    »Das will er nicht sagen, aber er behauptet, es gehe um die Sowjetunion.«
    »Wieso die Sowjetunion?«
    »Das will er nicht sagen, bevor er den IB-Chef sehen kann, und ich nehme an, daß du in erster Linie zuständig bist.«
    »Geh runter und laß ihn rein, wenn er sich ausweisen kann. Bitte einen der anderen dort drinnen, sich bei dir im Vorzimmer hinzusetzen, solange der Besuch dauert.«
    »Sollen wir das Gespräch mitschneiden?«
    »Nein. Wir wollen erst sehen, worum es geht.«
    Zehn Minuten später stellte sich Gunvald Larsson, Direktor eines großen Bauunternehmens, dem Chef des schwedischen Nachrichtendienstes vor und setzte sich. Wäre der Chef des schwedischen Nachrichtendienstes in der Krimiliteratur einigermaßen bewandert gewesen, was er nicht war, hätte ihn der bekannte Name stutzig machen müssen. Dann hätte das Gespräch weniger seltsam begonnen.
    »Es stimmt tatsächlich, ich heiße so«, versicherte der stämmige Mann, der aussah, als hätte er den größten Teil seines Lebens mit schwerer körperlicher Arbeit verbracht.
    »Ja…?« sagte Samuel Ulfsson mit fragender Miene.
    »Ich will damit sagen, daß das kein Scherz oder so was ist«, fuhr der andere fort.
    »Nein, warum sollte es denn ein Scherz sein?« fragte Samuel Ulfsson, der nicht begriff, worum es ging.
    »Ich meine wegen Sjöwall-Wahlöo.«
    »Wieso! Wen wollten Sie denn sprechen?«
    »Ja, ich meine diese Krimiautoren«, fuhr der stämmige Mann sichtlich verlegen fort.
    »Die Krimiautoren? Haben Sie mit denen was zu tun?«
    »Nein, genau das habe ich nicht. Ich heiße einfach Gunvald Larsson«, erwiderte der andere mit einer Mischung aus zunehmender Irritation und Nervosität.
    »Nun, ich glaube Ihnen. Aber was hat das mit… wie hießen diese Krimiautoren noch? Was sagten Sie?«
    »Sjöwall-Wahlöo. Maj Sjöwall und Per Wahlöo, obwohl Per Wahlöo schon tot ist.«
    »Tot?«
    »Ja.«
    »Aber das war es wohl nicht, was Sie mir erzählen wollten?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich dachte, das sei allgemein bekannt.«
    »Bedaure, ich weiß nichts davon.«
    »Aha. Das erklärt ja alles.«
    »Alles? Was meinen Sie?«
    »Daß Sie auf meinen Namen nicht reagiert haben. Ich heiße also genauso wie eine dieser Gestalten, ein Kriminalinspektor. Aber ich heiße tatsächlich so.«
    »Nun ja, wie ich schon sagte, ich habe keinerlei Anlaß, es zu bezweifeln. Haben Sie sich unten ausgewiesen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Aha. Und worum geht es?«
    »Ich wollte den IB-Chef sprechen.«
    »Aha. Warum?«
    »Das möchte ich nur ihm sagen.«
    »Kann ich Ihnen weiterhelfen, da sie jetzt schon da sind?«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Chef dieser Abteilung. Was Sie IB nennen, ja so hieß die

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