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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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diese Angaben korrekt. Sie seien ja das eigentliche Lockmittel gewesen, und schließlich habe das GRU schon früher so gehandelt, übrigens gerade in England. Die wahren Angaben, die Großbritannien berührten, seien im Vergleich mit den negativen Konsequenzen für Schweden absolut unbedeutend.
    Als der Alte so weit gekommen war, verstummte er, um seine Worte wirken zu lassen. Und es hatte unleugbar den Anschein, als würde Sir Geoffrey, wenn auch widerwillig, einlenken.
    »Du hast etwas von Beweisen gesagt. Wie sehen die aus?« knurrte Sir Geoffrey schließlich, als sie fast einen ganzen Straßenblock schweigend hinter sich gebracht hatten.
    »Reicht nicht das, was ich gesagt habe?«
    »Glänzende Analyse, in sich überzeugend, aber ein paar Beweise hätte ich trotzdem gern. Gib mir nur einen Strohhalm, dann hast du mich überzeugt.«
    »Na schön«, seufzte der Alte. »Die handfesten Beweise sind medizinischer Natur. Coq Rouge hat die Operation nicht allein durchgeführt. Zwei weitere Männer sind mit ihm getaucht.«
    »Teufel auch! Habt ihr mehr solche James Bonds? Warum fangt ihr nicht in der Filmbranche an?«
    »Es fällt mir manchmal schwer, den englischen Humor zu verstehen. Nun, die Männer mußten unter schwierigen Verhältnissen tauchen, haben dabei etliche Sicherheitsbestimmungen und derlei verletzt und sogar alle drei ihr Leben riskiert. Die medizinischen Journale sind noch da. Die Russen haben irgendwie begriffen, daß besagter Coq Rouge dabei war…«
    »Nicht schwer zu erraten angesichts der Meriten des jungen Hamilton, wirklich nicht.«
    »Unterbrich mich nicht, alter Knabe.«
    »Jetzt hast du ›alter Knabe‹ gesagt.«
    »Ja, um dir zu zeigen, daß es mich irritiert, wenn man mich unterbricht. Also, die Russen haben richtig geraten, was Coq Rouge betrifft, aber da sie nicht wußten, daß zwei weitere Nachrichtenoffiziere an dem Unternehmen teilgenommen haben, konnten sie auch nicht voraussehen, daß wir medizinische Beweise und zwei Zeugen haben.«
    »Es scheint in der Tat klar zu sein, daß ihr die Zielscheibe dieser maskirowka gewesen seid, nicht wir. Verflucht noch mal!«
    »Wieso verflucht?«
    »Nun, wir haben das alles schon mal erlebt. Seit… ja, du weißt schon welche Leute… sich in die Sowjetunion abgesetzt haben, kam ein ganzer Strom solcher falscher Überläufer zu uns, und die haben fast fünfzehn Jahre lang bei uns Verwirrung gestiftet. Immer das gleiche Muster. Ein paar wahre Angaben, damit wir den Köder schlucken, und dann Desinformation, damit wir uns bis zur Lähmung selbst verdächtigen. Was wir strenggenommen auch getan haben.«
    »Ja, ich kenne alle diese Geschichten. Aber was ist ›verflucht‹?«
    »Daß wir denen schon wieder auf den Leim gekrochen sind, natürlich! Nun, ich muß nach Hause. Findest du allein ins Hotel? Bleibst du noch ein paar Tage in London?«
    »Ja, solange es nötig ist. Morgen früh im Büro?«
    »Leider ja. Aber bei dem Wetter wären meine gesellschaftlichen Verpflichtungen sowieso ins Wasser gefallen. Wir müssen dieses Problem natürlich lösen, damit der Feind ein für allemal lernt, sich nicht mehr in unsere Familienangelegenheiten einzumischen. Gute Nacht, alter Knabe, und schlaf gut.«
    »Auch dir gute Nacht, alter Knabe. Du kannst dich darauf verlassen, daß ich schlafen werde. Acht Stunden Zeitunterschied, wie du weißt, und in der Touristenklasse war es verdammt unbequem. Außerdem war es eine amerikanische Fluggesellschaft, bei der man behandelt wird wie ein Affe.«
    »Mein Gott, fliegst du mit den Amerikanern? Warum nicht Erster Klasse? In unserem Alter?«
    »Wahrscheinlich eine alte Gewohnheit. Ich bin sicher altmodisch, denn in mir steckt noch drin, daß man in der Touristenklasse weniger auffällt als in der Ersten. Obwohl heute ja alles durch die Computer läuft. Eins verspreche ich jedenfalls - ich werde nie mehr mit den Amis fliegen. Dann sehen wir uns also morgen?«
    »Ja. Sagen wir acht Uhr, ach was, sagen wir zehn Uhr morgen früh. Spielt sowieso keine Rolle, da wir diesen Typ kaum freilassen dürften, bevor wir die Geschichte aus ihm herausgequetscht haben.«
    Dem Alten flimmerte es vor den Augen, als er den fast parodistisch makellos gekleideten britischen Gentleman im Regen verschwinden sah. Er hatte das Gefühl, noch nie mehr aufs Spiel gesetzt zu haben. Er hatte streng geheime Angaben gemacht, ein Verhalten, das man Spionage nennen konnte, was es zum Teil wohl auch war. Nur um seine eigene Haut zu retten.
    Doch der Alte war

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