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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Spanien verladen wird.«
    Mit einem knappen Nicken entließ er den Kommodore. Dann sagte er fast zu sich selbst: »Das ist eine beachtliche Aufgabe, die ich ihm übertragen habe, Bolitho. Eine, die von jedem Kommandanten verlangt, daß er selbständig denkt, aber im Team handelt. Blockade ist nur eine halbe Lösung. Sie schiebt eher auf, als daß sie eine Entscheidung bringt, genauso, wie sie die Schwachen und die Schuldlosen mit den Schuldigen belastet. Aber wir können diesen Krieg nur gewinnen, indem wir dem Feind Schiff gegen Schiff, Kanone gegen Kanone, Mann gegen Mann gegenübertreten.«
    Er seufzte und schien sich etwas zu entspannen.
    »Ist Ihr Schiff segelklar, Bolitho? Weiß Gott, nach sechs Monaten Überholung sollte es das sein.«
    »Mir fehlten fünfzig Leute zur vollständigen Besatzung, als es in Dienst gestellt wurde, Sir, und ich habe im Gefecht mit der Fregatte zehn Mann verloren.«
    Die Augen des Vizeadmirals umwölkten sich. »Ah ja, die Fregatte. Ich bin froh, daß Sie die
Ithuriel
rächen konnten.« Sein Ton wurde härter. »Aber ich kann keinen Mann für Sie entbehren. Sie müssen selbst sehen, wie Sie sich Leute beschaffen.« Dann erhob er sich aus seinem Sessel und blickte Bolitho forschend an. »Ich kannte Ihren Vater, und Ihre Laufbahn ist mir vertraut. Wenn das nicht wäre, und die Tatsache, daß Sie schon Anker geworfen hatten, ehe Lequiller sein Ultimatum stellte, hätte ich Sie der Feigheit vor dem Feind für schuldig gehalten.« Er hob die Schultern, ließ sie wieder fallen. »In jedem Fall und gleichgültig, was ich geglaubt hätte, die Kriegsartikel stellen vergangene Verdienste oder privates Vertrauen nicht in Rechnung. Vor vierzig Jahren wurde Admiral Byng erschossen, weil er einen Fehler beging. Das Kriegsgericht würde nur wenig zögern, einen einfachen Kapitän zu hängen, wenn dies als Ansporn für andere dienen könnte.
    Überraschend lächelte er und streckte die Hand aus. »Gehen Sie auf Ihr Schiff, und viel Glück. Wir schreiben jetzt 1795. Das Jahr kann für unsere Sache gewinnbringend sein – oder eine Katastrophe werden. Sie gehören zu der Generation von Marineoffizieren, die im richtigen Alter und zur richtigen Zeit da ist, um letzteres abzuwenden.«
    Bolitho fand keine andere Antwort als: »Vielen Dank, Sir.« Cavendish wurde plötzlich ernst und streng. » Wie ich höre, haben Sie geheiratet.« Er blickte auf den alten Säbel an Bolithos Hü fte. »Ich erinnere mich, daß schon Ihr Vater diese Waffe getragen hat. Vielleicht wird Ihr Sohn sie eines Tages tragen.« Er folgte Bolitho zur Tür und fügte gedämpft hinzu: »Sorgen Sie dafür, daß er sie ebenso ehrenvoll übernimmt wie Sie.«
    Bolitho trat auf das Achterdeck hinaus. In seinem Kopf schwirrte es. Die Szene war die gleiche wie die, als er an Bord gekommen war, und doch so völlig verschieden. Selbst die Luft schmeckte sauberer, und er konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht zu seinem Boot zu rennen.
    Der Kommandant der Fregatte wartete neben der Schanzpforte.
    »Haben Sie Post, die ich für Sie mitnehmen kann, Sir?«
    Bolitho sah ihn an. »Ja, ich schicke sie Ihnen sofort herüber.«
    Die unerwartete Frage brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er hatte sich gegrämt, daß er von Cheney so weit entfernt war. Jetzt würde er auf die andere Seite des Atlantik segeln. Bis zu jenem Teil der Karibik waren es annähernd fünftausend Meilen. Es konnten Monate vergehen, sogar Jahre, ehe er zurückkehrte. Falls überhaupt.
    Er griff an seinen Hut und kletterte ins Boot hinunter.
    Allday studierte sein ernstes Gesicht. »Zum Schiff zurück, Sir?« Bolitho sah ihn an und lächelte dann: »Sonst kann man hier nirgendwo hin.«
    Als das Boot, von kräftigen Riemenschlägen getrieben, der
Hyperion
entgegenfuhr, versuchte Bolitho, seine Gedanken auf die zahllosen Einzelheiten und Änderungen zu richten, die er in seinen Plänen und der täglichen Routine vornehmen mußte. Es gab Probleme und viele Mängel, und nicht die geringste seiner Sorge würde es sein, Pelham-Martin ständig als Gesellschafter zu haben.
    Doch immer wieder kehrten seine Gedanken zu dem Haus in Falmouth zurück; das Gefühl der großen Ferne wurde immer stärker, bis es Teil einer anderen Welt zu sein schien.
    Allday ließ seine Hand auf der Ruderpinne ruhen und behielt den Schlagmann im Auge. Während Bolithos Aufenthalt beim Vizeadmiral war Allday nicht untätig geblieben. Eine Fregatte war zu klein und beengt, als daß ein wichtiges

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