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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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beobachtete die verheerende Wirkung, die seine Worte auf dem Gesicht des Kommodore auslösten. »Wenn wir Glück haben, können wir dann an seinem Heck vorbei und zwischen beiden Schiffen durchstoßen. Das bedeutet zwar, daß wir die Luvposition verlieren, aber wir können dabei beiden eine Lektion erteilen.« Er grinste und spürte, daß ihm die Lippen trocken wurden. Aber Pelham-Martin mußte doch begreifen! Wenn er versuchte, das Manöver mitten in der Ausführung abzubrechen, würde das katastrophale Folgen haben.
    Wieder sah er zu den französischen Schiffen hinüber. Jetzt trennte nur noch eine halbe Meile das führende von seinen Geschützen. Es mußte in jedem Fall eine Katastrophe werden, wenn der Feind ihn mit seiner ersten Salve entmasten sollte.
    Die französische Fregatte lag noch vor Anker; im Glas konnte Bolitho beobachten, wie ihre Boote zwischen Schiff und Landzunge hin und her jagten, und als er auf dem Gipfel der Anhöhe Rauch aufsteigen sah, wußte er, daß die zweite Explosion von einer Art Mine hergerührt hatte, als die Batteriestellung oder ein Magazin gesprengt worden waren.
    Er spürte Pelham-Martins Hand auf seinem Arm. »Sir?«
    Der Kommodore sagte: »Signal an
Abdiel.
Die Fregatte soll angreifen!« Er schüttelte sich unter seinem schweren Mantel. »Nun?«
    »Ich schlage vor, daß sie in Luv bleibt, Sir, bis wir mit dem Angriff beginnen. Wenn sie nur einen Moment den Verdacht haben, daß wir
nicht
im Hafen Schutz suchen wollen, werden sie uns ausmanövrieren.«
    »Ja.« Pelham-Martin fixierte einen Punkt über der Landzunge.
    »Ganz richtig.«
    Bolitho riß sich los und eilte auf die andere Seite, um das führende Schiff zu beobachten. Plötzlich dachte er an etwas, das Winstanley ihm gesagt hatte, als er zum erstenmal an Bord der
Indomitable
gegangen war, um sich bei dem Kommodore zu melden. »Er wird Sie brauchen, ehe wir fertig sind.« Als Pelham-Martins dienstältester Kapitän mußte er dessen Schwächen besser kennen als jeder andere. Zweifellos verdankte der Kommodore seinen jetzigen Rang guten Beziehungen; oder vielleicht hatte er auch nur das Pech gehabt, für den Posten im rechten Moment verfügbar zu sein, obwohl er nicht die Erfahrung besaß, welche die Aufgabe erforderte.
    Ein dumpfer Knall hallte über das Wasser, und Bolitho sah nach oben, wo plötzlich ein rundes Loch im Vormarssegel klaffte. Der Franzose hatte ein Buggeschütz abgefeuert, um sich auf die Entfernung einzuschießen. Bolitho drehte sich um und beobachtete, wie weit draußen in Luv eine dünne Fontäne aus der See stieg.
    Er sagte: »Unterrichten Sie das untere Geschützdeck von meinen Absichten, Mr. Inch.« Als ein Midshipman zum Niedergang rannte, schnauzte er: »Langsam gehen, Mr. Penrose!« Der Junge drehte sich um und wurde rot. »Vielleicht beobachtet ein Franzose im Teleskop, was Sie tun. Lassen Sie sich also Zeit.«
    Wieder ertönte ein Knall, und diesmal schlug das Geschoß an Backbord ein und schleuderte Sprühwasser hoch über die Netze, so daß sich einige Leute bei den Vorsegelschoten erschreckt duckten.
    Bolitho rief: »Sorgen Sie dafür, daß die Männer auf dem Hauptdeck außer Sicht bleiben, Mr. Stepkyne. Wir werden gleich halsen, aber ich will nicht, daß auch nur ein einziger Mann eine Hand rührt, ehe ich den Befehl gebe.«
    Er sah Stepkyne nicken und wendete seine Aufmerksamkeit wi eder dem Feind zu. Er fragte sich, was Pascoe wohl auf seiner Station im unteren Geschützdeck tat, und wurde hin- und hergerissen von dem Wunsch, ihn in der Nähe zu haben, ihn andererseits aber unten, hinter dem zusätzlichen Schutz der dicken Planken zu lassen.
    Merkwürdigerweise waren es im allgemeinen die älteren Leute, denen das Warten besonders schwerfiel, dachte er. Die jüngeren oder die Neulinge waren zu beeindruckt oder zu verängstigt, um noch klar zu denken. Erst wenn alles vorüber und der Lärm und der Anblick aus dem Gedächtnis verdrängt waren, dachten sie an den nächsten Einsatz und den, der darauf folgen würde.
    Das nächste Geschoß des Franzosen traf das Bootsdeck, hob die Barkasse förmlich aus ihrer Halterung und füllte die Luft mit Splittern. Hinter dem Steuerbord-Schanzkleid stürzten drei Leute um sich schlagend und schreiend auf das Deck. Einer von ihnen war von einem langen Holzsplitter beinahe durchbohrt.
    Bolitho rief: »Mehr Leute an die Luvbrassen, Mr. Stepkyne!« Er sah, wie der Leutnant den Mund öffnete, um zu erwidern, doch dann wendete er sich mit wütendem Gesicht ab

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