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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Truppen.
Das Leben der Reichen war langweilig genug, damit die Neugier auf solche
Ereignisse sie zum Schauplatz zog. Die Armen dagegen würden die letzte
Gelegenheit nutzen, Proviant zu verkaufen oder auch den Abschied eines Soldaten
für ein Stück edlen Metalls zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.
Trotzdem wirkte es, als hätten die Geister, an deren Existenz Helion unter
anderen Umständen Zweifel gehegt hätte, von der Stadt Besitz ergriffen, alles
Leben daraus verbannt und durch das klagende Heulen ihres Windes ersetzt. Dabei
war es ein sonniger Tag, selbst die Schatten waren hell an den Mauern der
Häuser. Helion empfand den Schmutz in den Straßen als beruhigend. Die
Hinterlassenschaften der Schweine, der Unrat, der von Karren gefallen war und
ein Fetzen Kinderkleidung, der beim Toben abgerissen sein mochte, zeugten vom
Leben in der Stadt. Das Gefühl der Verlassenheit wich auf einen Schlag, als
Helion die Menge sah, die sich am Nordtor drängte. Der Lärm, vorher von den
Häusern zu einem Murmeln gedämpft, brandete nun lauter gegen ihn an als zuvor
das Rauschen des Meeres. Da alles auf das Heer starrte, wandte man ihm den
Rücken zu und bemerkte ihn erst, als er sich seinen Weg durch das Tor bahnte.
Viele klopften ihm auf die eisernen Schultern, einige Abergläubische berührten
die Silberteile an seiner Rüstung. Ein paar musste er rüde zur Seite stoßen, um
Durchlass zu erzwingen.
    Das Heer marschierte vom Lagerplatz aus am Stadttor vorbei. Auf die
ersten Kolonnen waren Blumen geregnet, die jetzt von den Kampfstiefeln in den
Schlamm getreten wurden. Graf Jidon von Arriar, der Anführer des Feldzugs, ritt
vermutlich an seiner Spitze. Während sich Helion gegen den Strom durch die
Zuschauer bewegte, deren Reihen mit der Entfernung vom Tor lichter wurden,
studierte er interessiert die unterschiedlichen Bewaffnungen. Der überwiegende
Teil der Kämpfer schützte sich mit Lederpanzern. Eisenrüstungen wie Helions
eigene konnten sich nur wenige Kämpfer leisten, und die waren fast immer
beritten und von ihrem Gefolge umgeben. Bis auf die Bogenschützen trug jeder
einen Schild, wenn es zuweilen auch nur ein Geflecht aus mehreren Lagen
Schilfrohr war. Schwerter sah man hauptsächlich bei den Einzelkämpfern. In
einer Schlachtreihe ließ sich nicht gut mit dieser Waffe hantieren, die
seitlichen Ausholbewegungen gefährdeten die Kameraden. Deswegen waren Spieße in
allen Variationen die häufigsten Nahkampfwaffen. Am seltensten waren Äxte. Die
Barbaren aus Bron marschierten, anders als die meisten Völkerschaften, nicht
als geschlossener Verband, sondern zogen allein oder in kleinen Gruppen
irgendwo in der Marschordnung, wo sie einen Kameraden foppten, bis er ihnen zu
langweilig wurde und sie sich den nächsten zum Spielgefährten erkoren. Einer
der Hünen trug eine langstielige Axt auf der Schulter, so schwer, dass selbst
er keinen Schild zusätzlich handhaben konnte. Das bedeutete, dass er im Kampf
alles auf den Angriff setzte. Mit einer solchen Waffe konnte man wuchtige
Schläge austeilen, wohl auch die meisten Panzer brechen, aber nur schlecht
parieren.
    Auch die Arriek gingen einzeln. Helion wusste nicht viel mehr über
dieses Volk, als dass es in der Wüste lebte und Fremde nicht sehr schätzte. Zur
Initiation der jungen Männer gehörte es, in die Welt hinauszuziehen, um zu
kämpfen. Manche verbanden diese Pflicht mit einem persönlichen Vorteil, indem
sie Gold für ihren Schwertdienst nahmen, aber niemals ließen sie sich in
Einheiten integrieren. Sie kämpften mit zwei krummen Säbeln, die sie auf dem
Rücken gekreuzt trugen. Nicht nur voneinander, sondern erst recht von Kameraden
aus anderen Völker hielten sie sich fern. Sie sprachen selten und wanden
dunkelrote Tücher um ihre Helme, wobei sie den Stoff auch über das Gesicht
legten, sodass kaum mehr als die dunklen Augen zu sehen war.
    Die Nachhut marschierte deutlich disziplinierter als die
Hauptstreitmacht. Kluge Befehlshaber beorderten niemanden hierher, der heißes
Blut hatte. Hier taten diejenigen Dienst, die dem Treiben einer Schlacht ruhig
zusehen konnte, mochten die Kameraden zum Plündern vorstürmen oder von einem
überlegenen Gegner in Stücke gehauen werden. Wer in der Nachhut stand, konnte
Befehlen gehorchen und warten, bis die Offiziere ihn in den Kampf beorderten.
    Der Gegensatz zum Tross hätte nicht größer sein können. Hier gab es
keine leitende Hand, die eine Marschordnung vorgegeben hätte. Esel, Maultiere,
sogar einige

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