Feindberührung - Kriminalroman
man doch die Polizei, oder?«
Die vier guckten sich an, dann Grewe. Sie zeigten amüsierte Gesichter. Der Strubbelkopf beugte sich vor.
» Sorry, Herr Kommissar, das ist doch der Witz an der Sache.«
» Der Witz?«
Grewe verschränkte die Arme. Der Blonde lehnte sich lachend zurück.
» Na, wir dachten, die Typen wären die Polizei.«
Martina und die Kollegen vom Dauerdienst kamen gut ohne ihn zurecht, und so bat Grewe eine Streifenwagenbesatzung, ihn in die Dienststelle zu bringen. Nach Hause zu fahren lohnte sich jetzt nicht mehr. In seinem Büro aß er einen Döner von Hasan und trank ein mittlerweile lauwarmes Bier dazu, dann schickte er an Stinas hoffentlich ausgeschaltetes Handy eine SMS. Es gab für die Bereitschaften einen Ruheraum, dort legte sich Grewe in Anzug und Mantel hin.
Als sein Handywecker piepste, hatte er knapp drei Stunden geschlafen. Er wachte mit einem penetranten Knoblauchgeschmack im Mund und einer Bierfahne auf. Er musste sich fast übergeben.
Zu Grewes großer Freude fand sich in seinem Bürospind noch eine frische Unterhose, frische Socken und ein Hemd.
Nach einer heißen Dusche, Zähneputzen und Umziehen ging es ihm schon besser. Bogdan vom KDD, der mittlerweile auch wieder in der Dienststelle war, schenkte ihm einen Einwegrasierer und gab ihm was von seinem Rasierschaum ab. Um halb sieben fühlte sich Grewe fast großartig, was wahrscheinlich viel mit Müdigkeitseuphorie zu tun hatte.
Bis die Kollegen eintrudeln würden, hatte er noch eine dreiviertel Stunde Zeit, die nützte Grewe für eine kleine Kanne Tee, eine Portion Rührei mit Bacon und eine Schüssel Obstsalat fürs Gewissen in der Kantine.
Therese war die Erste, und Grewe fasste ihr die Ereignisse der Nacht zusammen. Fünfzehn Minuten später tat er dasselbe dann noch mal vor der versammelten SoKo » Rems«.
» Tja, soweit so schlimm. Ich habe die Studis für neun Uhr herbestellt, die sollen mal in unseren Datenbanken schauen, ob sie die Waffen genauer identifizieren können. Sie waren sich nämlich sicher, dass die Angreifer alle die gleiche MP hatten.«
Estanza war platt.
» Das gibt’s doch alles nicht.«
» Doch.« Fuchs grinste.
Drossel meldete sich zu Wort.
» Ich habe bei der Übergabe mit Martina geredet. Sie konnte auf der Treppe eine Menge Schuhabdrücke sichern, die vom gleichen Sohlen- und Schuhtyp stammen, allerdings in drei verschiedenen Größen, von zweiundvierzig bis vierundvierzig. Ich werde mich heute hauptsächlich damit befassen, diese Spuren zuzuordnen, da wir davon ausgehen können, dass sie von den Angreifern stammen.«
» Kann ich die Studis mit Fuchs dann auch zu dir rüberschicken, wegen der Waffen?«
Drossel nickte, Grewe fuhr fort.
» Die Kollegen der Bahnhofswache haben das gesamte Viertel gestern unmittelbar nach Alarmierung bestreift, allerdings ohne Erfolg. Ein Observationsteam vom MEK ist bei Perschels Wohnung, die auch schon durchsucht worden ist. Keine Hinweise bisher. Was jetzt noch schnell in die Wege geleitet werden muss, sind TÜs von Perschels Telefon, dem Telefon des Clubhauses der Skulls«, Grewe zählte mit den Fingern mit, » und der Telefone möglichst vieler Mitglieder der Gang. Eventuell soll mit der Entführung etwas erpresst werden, und da müssen sich die Leute ja bei irgendwem melden.«
Estanza hob die Hand.
» Was ist mit Perschels Handy? Können wir ihn damit orten?«
» Guter Gedanke, Tony. Leider ist das Gerät auf seinem Schreibtisch liegen geblieben. Allerdings angeschaltet, so dass wir es mitnehmen konnten, für den Fall, dass dort jemand von Interesse anruft. Auch dazu muss die Staatsanwaltschaft noch eine Genehmigung erwirken. Tony, übernimmst du das alles?«
Estanza hob den Daumen.
» Claudi, dich würde ich bitten, heute mit jemandem deiner Wahl die Befragung von …«, er schaute in seine Unterlagen, »… Jelena Tereschtschenko, genannt Ivanka, Bozena Hórak, genannt Betty, und, sofern die Ärzte sie für vernehmungsfähig halten, Petra Scheuenacker, genannt Pam, durchzuführen. Erstgenannte ist unten im Durchgangsgewahrsam, von der Zweiten steht die Adresse im Protokoll, die Dritte liegt im Heilig-Geist.«
Claudi streckte die Hand nach der Akte aus, Grewe reichte sie ihr.
» Mit großen Erkenntnissen rechne ich nicht, aber man weiß ja nie.« Grewe hatte sich immer noch nicht hingesetzt. Er stützte jetzt beide Hände auf den Tisch und beugte sich leicht vor.
» Was ist das?« Er schaute jeden in der Runde an. » Eine professionell
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