Feindberührung - Kriminalroman
durchgezogene Erstürmung, ein handstreichartig und mit ziemlicher Brutalität ausgeführtes Kidnapping eines Gangsters. Was rollt da auf uns zu bezettwee in was stecken wir da drin?«
Therese rückte auf dem Stuhl hin und her.
» Kann es sein, dass mit der Festnahme von Perschel und Schönlein, den Untersuchungen im Fall Rems und allem, was so damit zusammenhängt, die Geschäftstätigkeit in Sachen Rauschgift, Mädels, Waffen so empfindlich gestört worden ist, dass da gerade ein Gangsterkrieg läuft?«
Alle in der Runde nickten.
» Aber wer kann solche Typen mobilisieren?« Gute Frage von Fuchs.
» Odhan Celik.«
Gute Antwort von Therese.
Grewe hatte sich nach der Besprechung noch mal hingelegt, diese zwei Stunden brachten dann auch wirklich was. Im Bewusstsein, dass die Kollegen rödelten, gelang es ihm, abzuschalten und ausgeruht wieder aufzuwachen. Im Besprechungsraum gab es sogar frischen Kaffee und gute Laune.
» Diese Studis wirken ja erst verpeilt, aber die sind echt gut drauf. Super Zeugen.« Estanza war begeistert.
» Was gibt’s?«
Therese goss Grewe einen Kaffee ein und hielt mit fragendem Blick eine Milchtüte über die Tasse.
» Ja, gerne.«
Nach dem Eingießen stellte sie die Milch wieder aufs Tablett und setzte sich.
» Good News. Zumindest interessante News.«
Grewe setzte sich.
» Zweierlei: Die Schuhe sind identifiziert. Es handelt sich dabei eindeutig um Bergstiefel, die eine Firma extra für die Bundeswehr herstellt. Standard bei den Gebirgsjägern, aber viele Fallschirmjäger tragen die lieber als die Kampfstiefel. Sind allerdings auch auf dem freien Markt erhältlich, in Army-Shops zum Beispiel.«
Grewe stand der Mund offen.
» Und zweitens sind die Waffen identifiziert. MP 7 von Heckler und Koch. Ist noch nicht überall Standard beim Bund, aber die Fallschirmjäger haben sie neben der alten MP zwo schon im Bestand.«
Grewe bekam einen trockenen Hals, in seinen Schläfen fing das Blut an zu pochen. Er hatte es im Gefühl gehabt, von Anfang an. Schon nach dem ersten Bericht am Tatort heute Nacht hatte er an die unzähligen Übungsstunden im Orts- und Häuserkampf gedacht, die er bei den Fallschirmjägern absolvieren musste.
Es war eine zentrale Fähigkeit dieser Truppengattung, Handstreich, Hinterhalt, Kampf in unübersichtlichem Gelände, Kampf in Ortschaften. Jagdkampf in kleinen Trupps.
» Scheiße. So eine verdammte Scheiße.«
» Was?«
Grewe hörte nicht richtig hin. Er hatte das Szenario von gestern Nacht, wie es die Zeugen geschildert hatten, vor Augen, und darüber schob sich seine Erinnerung von vor über zwanzig Jahren auf den Unteroffizier mit der Türramme im Häuserkampfgelände.
Wie das Eisen gegen die Holztür flog, der Uffz zur Seite ging und der zwanzigjährige Kurt Grewe als zweiter Mann in das Haus stürmte. Eine DM 12 Übungsgranate detonierte vorschriftswidrig vor dem Fenster, und gleichzeitig ging in dem Raum, den Grewes Gruppe stürmte, ein Rauchkörper hoch. Trotz Gehörschutz drang alles nur noch wie durch Watte in seine Ohren, der Rauch verengte die Atemwege. Sie gingen so tief wie möglich runter und arbeiteten sich vorwärts. Den Aufbau des Gebäudes hatten sie gebimst, sie mussten in den nächsten Raum, dort die Treppe hoch und das MG am Fenster in ihre Gewalt bringen, damit der Rest des Zugs die Anhöhe vor dem Haus hochkonnte.
Der Kamerad vor Grewe sicherte in den zweiten Raum hinein, der sich auch langsam mit Rauch füllte. Grewe ging schnell vor, das G 3 im Anschlag. Am Fuß der Treppe kniete er wieder ab und gab Handzeichen.
Zwei Kameraden gingen die Treppe hoch, dann folgte Grewe. Oben sicherte der erste in den Flur, der zweite an der Tür, die nach wenigen Schritten links abging. Das MG war in einem Raum hinter dem Rechtsknick des Flurs.
Grewe ging langsam vor, schaute um die Ecke, er sah den Rücken der beiden MG-Schützen und sprang in den Raum.
Ein Dampfhammer riss ihn von den Füßen, und als er mit dem Stahlhelm auf dem Betonboden aufschlug, guckte er in das grinsende Gesicht von Feldwebel Rohmann und die Mündung seines Sturmgewehrs.
» Keine Bewegung ohne Feuer, Grewe!«
» Bitte?«
Rohmann verschwand, und Therese erschien stattdessen. Ein deutlich erfreulicherer Anblick.
» Entschuldigt, ich bin gerade … Haben wir das alles irgendwie schon verschriftlicht?«
Therese hob einen dünnen Aktendeckel.
» Vorläufig, ja.«
» Gut. Ich möchte, dass jeder, der hier abkömmlich ist, mit mir zur Theodor-Körner-Kaserne
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