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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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aus, senkte mit ein paar langen Zügen die Pulsfrequenz und hielt dann die Luft an. Kein Zittern, obwohl er völlig erschöpft war. Er könnte jetzt eine Waffe absolut ruhig halten und zielen. Spitze.
    Nach den ersten zehn Minuten der Heimfahrt beschloss Heinrich spontan, einen Schlenker zu fahren und Brötchen und Croissants zu besorgen. In letzter Zeit lief es nicht gut mit Charlie. Er trainierte so viel, dass sie sich fast gar nicht mehr sahen, und die Treffen mit der Clique hatte er für sich komplett gestrichen. Die Art, wie die alle nichts gefragt hatten, kotzte ihn an. Sie hatten eine solche Angst, etwas zu hören, womit sie nicht zurechtkamen. Was glaubten die denn, dass er tun würde? Heulend zusammenbrechen? Brüllen wie ein besoffener Veteran im Vietnamdrama? Die sollten mal bei einem Debriefing mit den Kameraden dabei sein. Natürlich flossen da auch Tränen, natürlich nahmen sie sich in den Arm.
    Sie trauerten.
    Aber ihr Leben ging weiter. Sie waren weiter Soldaten, sie machten ihre Arbeit, sie waren füreinander da.
    Der große Unterschied zu den Zivilisten war, dass man den Kameraden nichts erklären musste. Den Zivilisten konnte man das alles im Grunde gar nicht erzählen, sie würden es sich nicht anhören können, ohne irgendwann diesen Das-hast-du-dir-doch-selber-eingebrockt-Blick aufzusetzen. Diesen Sei-froh-dass-wir-nicht-fragen-was-ihr-da-so-treibt-Blick.
    Und dabei hatte er sich so am Riemen gerissen bei den ersten Treffen mit der Clique. An denen störte ihn nämlich auch eine Menge. Vor allem, dass sie sich über totale Nebensächlichkeiten aufregten, banalen Alltagskram.
    Wie wichtig konnte es denn sein, ein größeres Büro in der Firma zu bekommen? Warum stritten sich Pia und Bernd einen ganzen Abend wieder und wieder über das richtige Grün der Sitzgruppe für das von Pias Daddy finanzierte Eigenheim? Und Charlie? Kriegte im Supermarkt einen Anfall, weil ihre Sorte Erdnussbutter aus war.
    Heinrich sah dann immer Omeed und Mirwais, die blutigen Reste von Werbel und Mettler, die Leichen von Georgi und Peeters vor sich. Und Bombers Stümpfe und sein stierer Blick in der Reha.
    Nach dem zweiten Einsatz hatte er sich immer gesagt, dass es ungerecht war, so zu denken. Es war schließlich kein Charakterfehler, nicht im Krieg gewesen zu sein.
    Aber diese Geduld hatte er jetzt nicht mehr. Also ging er nicht zu den Treffen mit.
    Er war jetzt in Großbleidesdorf, hinter der Kurve war der Bäcker. Heinrich blinkte und parkte den Wagen vor der Post, die war ja sonntags zu.
    Er kaufte vier Kaiserbrötchen, zwei Sonnenblumen und drei Croissants, eins mit Marzipan, die mochte Charlie besonders gerne; er fand sie furchtbar.
    Gegen Viertel vor neun kam er in ihrer Wohnung an. Charlie schlief noch, er hatte keine Ahnung, wann sie nach Hause gekommen war. Er duschte und zog sich an. Für einen Moment empfand er einen Stich. Er machte mittlerweile noch nicht mal mehr den Versuch, nackt zu Charlie ins Bett zu steigen. Der Sonntagmorgensex war völlig aus ihrem Leben verschwunden. Vielleicht half die Zeit.
    Jonathan Heinrich schraubte die Kaffeemaschine auseinander, füllte Wasser und Espressopulver ein, setzte sie dann auf den Herd. Dann stellte er die Milch auf. Milchkaffee trank er erst seit den Einsätzen richtig gerne, weil man den auf Patrouillen zu vermissen lernte.
    Er beschloss, Wurst und Käse nicht in den Plastikdosen auf den Tisch zu stellen, sondern sie auf Tellern zu drapieren. Ein Unteroffizier aus dem Feldküchentrupp hatte ihnen für eine Feier im Offiziersheim mal gezeigt, wie man kalte Platten schön anrichtet. Das hatte Heinrich gut gefallen, und Charlie war ziemlich gerührt, als sie zum ersten Mal so ein Zwei-Personen-Büfett am Sonntagmorgen vorfand. Er lächelte bei dem Gedanken.
    » Morgen.«
    Charlie war plötzlich in der Küche. Sie ging an ihm vorbei zum Kühlschrank, nahm einen Joghurt raus, griff einen Löffel aus der Schublade und ging wieder.
    Er sah ihr nach, während sie im Bad verschwand. Kurz danach hörte er die Dusche. Er schüttelte den Kopf, wollte sich aber nicht die Laune verderben lassen und fing mit dem Schinken an. Vielleicht hatte sie ja einfach zu wenig geschlafen, dann war sie immer muffig. Das gab sich dann aber meistens im Lauf des Frühstücks.
    Es war einer der ersten schönen Frühlingstage, warm und sonnig. Vielleicht konnten sie heute ein bisschen mit den Rädern rausfahren, spazieren, irgendwo einkehren und am Abend vielleicht Kino. Morgen ging die

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