Feindberührung - Kriminalroman
ehemaligen Kameraden ihres Mannes, und die erzählten, dass sie gar nicht mehr an ihn rankommen, er sei immer nur zu, und es hingen Junkies oder Rocker bei ihm rum. Sie glaubt, dass er für die Typen Stoff vertickt hat, das hat er wohl ganz früher schon gemacht. Ihre spontane Reaktion auf die Todesnachricht war«, sie sah wieder auf ihre Notizen, »› Die Dreckschweine. Die haben ihn jetzt einfach umgelegt. ‹ Tja, und da sind wir nun.«
Therese trank den Rest Wasser aus und schaute zu Grewe.
Der ließ seinen Blick einmal in der Runde kreisen.
» Okay, ich fasse zusammen: Wir haben einen Ex-Soldaten ohne Unterschenkel. Lebte nach traumatisierender Verwundung getrennt von seiner Familie, die darüber offensichtlich nicht glücklich war. Versorgungslage ist geklärt, keine Streitigkeiten ums Sorgerecht. Die Frau hoffte immer noch auf seelische Genesung und Rückkehr des Mannes, liebte ihn offensichtlich immer noch. Natürlich schauen wir da noch genauer hin, aber ich denke eine Beziehungstat erscheint nach Lage der Dinge eher unwahrscheinlich.«
Therese nickte zustimmend. Auch von den Kollegen kamen keine Einwände. Grewe fuhr fort.
» Der Tote verkehrte im Drogenmilieu, hatte langjährige enge Kontakte zu stadtbekannter Rockergang, und es gibt Sachhinweise und das Wort der Ehefrau, dass er mit Stoff gehandelt haben dürfte. Dennoch fanden wir kein Geld und keine nennenswerten Rauschgiftmengen in der Wohnung. Die Benutzung eines Messers und die Anzahl der Messerstiche sowie deren Anbringung machen eine Exzesstat wahrscheinlich. Das kommt erfahrungsgemäß bei Beschaffungsmorden häufig vor, die Täter befinden sich in hohem Erregungszustand, sei es durch Entzug oder gerade einsetzenden Rausch. Bei der Durchsuchung der Wohnung hat der Täter nicht viel Vorsicht walten lassen, das passt ebenfalls zu einem Junkie. Eine lohnende Spur also. Einwände?«
Kopfschütteln. Nur Drossel verzog zweifelnd das Gesicht.
» Ja, Gerd?«
» Ich würde da auf die Sektion warten. Wenn Rems nicht durch Rausch sehr stark gedimmt war, dann war der ein gefährlicher Gegner, selbst im Rollstuhl. Äußerst athletischer und massiger Oberkörper, Arme, aus denen macht man für Beamte Oberschenkel.«
Die Runde lachte. Drossel hob die Hand.
» Und, wie ihr ermittelt habt, er war fast zwölf Jahre lang Soldat. Fallschirmjäger, im Auslandseinsatz. Mein Ältester ist gerade bei denen. Trotz jahrelangem Leichtathletiktraining stöhnt der über das Fitnessprogramm. Und Drogenkonsumenten sind in aller Regel keine Sportskanonen.«
Grewe legte Drossel, der sich aufzuregen begann, die Hand kurz auf den Arm.
» Gerd, du hast recht. Wir dürfen nie voreilig sein. Das ist aber allen hier bewusst.«
Drossel wackelte mit dem Kopf und hob beide Hände.
» Schon gut, schon gut. Ich bin euer Herbergsvater, wisst ihr ja.«
Entspanntes Lachen am Tisch.
» Und einer muss es sein.« Grewe grinste Drossel an, dann wandte er sich wieder an die Runde.
» Gut. Hat noch jemand was? Nein? Dann würde ich Folgendes vorschlagen: Fuchs, du gehst zu deinen alten Kumpels vom Rauschgift und checkst dort mal Rems ab. War er in dem Zusammenhang bekannt? Wenn ja, weiß man was über Kunden, Lieferanten und so weiter, gibt es belegbare Verbindungen mit den Skulls? Letzteres gegebenenfalls auch noch mal mit den Kollegen von der OK besprechen.«
Fuchs nickte.
» Tony, du fährst mit einem Kollegen zu der Schwester von Samantha Rems, Adresse geb ich dir. Frau Rems hat angegeben, in der vermutlichen Tatnacht mit ihrem Sohn dort übernachtet zu haben.«
Tony zeigte mit fragendem Gesichtsausdruck auf eine junge hübsche Polizistin mit blondem Pferdeschwanz.
» Magst du, Claudi?«
Claudi schoss Tony mit Pistolenfingern ab und kniff ein Auge dabei zu. Therese verdrehte den Blick zur Decke.
Drossel hatte seine Unterlagen schon in die Vertikale gehoben und zweimal ordnend auf den Tisch gedonnert. Er schaute Grewe fragend an.
» Gerd, du bist ein freier Mann.« Grewe lächelte.
» Von wegen.« Drossel machte ein säuerliches Gesicht, dann lächelte er auch. » Ich geh in die Wohnung. Mit Lyske rede ich später noch mal, du kriegst dann Bescheid.«
» Danke dir.«
Grewe und Drossel gaben sich die Hand.
Allgemeines Stühlerücken, und in wenigen Augenblicken waren Grewe und Therese wieder allein im Besprechungsraum.
Therese wandte den Blick von der Tür in Richtung Fenster.
» Magst du, Claudi?«, äffte sie Estanza nach. » Also die Sprüche von ihm werden und
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