Feinde aus dem Jenseits
Bestien durch den Korridor verfolgten. Sie hinterließen einen Pfad der Verwüstung.
David rüttelte Doria an den Schultern, als sie sich wimmernd an ihn klammerte.
»Wir müssen an ihnen vorbei – jetzt!« rief er durch den Kampf lärm. »Wir versuchen, das Dach zu erreichen.«
Er schleppte das entsetzte Mädchen mit, kletterte über die Trümmer der Tür und bahnte sich einen Weg durch den verwüsteten Korridor. Als sie den Querkorridor erreichten, sah er um. Eines der Ungeheuer hatte das andere am Nacken gepackt und riß ihm mit einem mächtigen Schwung den Kopf ab. Im gleichen Moment fielen seine Blicke auf David. Sofort ließ es seinen immer noch zuckenden Gegner los und raste auf die neue Beute zu. Trümmer flogen zur Seite.
David hielt Dorias Hand fest und rannte die letzten Meter zur Dienstbotentreppe. Bevor er sie erreichte, sah er, daß die Tür verschwunden war, zerstört von dem Seeungeheuer. Er schob Doria durch die dunkle Öffnung.
»Zum Dach!« schrie er ihr nach, als der Angreifer um die Ecke kam, in einem Regen von Mörtel und Staub. Dann wandte sich David dem Riesen zu. Das aufgerissene Maul mit den schwarzen Fängen, die leeren, starrenden Augen kamen immer näher. Und in dem Moment, in dem das Biest zuschnappen wollte, warf sich David zur Seite. Die heiße, rote Flanke der Bestie streifte ihn fast – und dann wurde das Tier von seinem eigenen Schwung in den leeren Aufzugschacht gerissen. Ziegelsteine polterten hinterher. Die Krallen kratzten über die Mauer, doch sie fanden keinen Halt. Mit einem ohrenbetäubenden Schrei plumpste das Monstrum in die Tiefe. Der Aufprall erschütterte das Gebäude. In der schrecklichen Stille, die darauf folgte, konnte man nur Dorias Schluchzen hören.
3.
Am Dach angelangt, gingen David und das Mädchen der Reihe nach an alle Luken und warfen prüfende Blicke auf den überwucherten Grund fünf Stockwerke tiefer.
»Da ist noch eines!« Doria deutete nach unten. »Und noch eines!«
»Ich zähle sechs«, meinte David. »Sieben. Und es kommen immer mehr.«
»Wenn sie uns hierher folgen …«, begann Doria.
»Vielleicht nicht«, sagte David. »Das erste Biest war uns dicht auf der Spur. Es sah uns über die Mauer und durch das Fenster klettern. Ich nehme an, sein kleinerer Freund war ihm gefolgt. Aber die anderen hier scheinen sich nicht für uns zu interessieren. Sie streichen einfach durch die Gegend und halten nach Beute Ausschau.«
»Vielleicht bekämpfen sie einander, und wir werden sie dadurch los …«
»Sie scheinen einander eher aus dem Wege zu gehen«, meinte David. »Ich nehme an, sie greifen einen der eigenen Rasse nur an, wenn es um eine Mahlzeit geht.«
»Was – was machen wir jetzt, David?« Doria drückte sich gegen ihn und sah ihn an. »Wir haben keine Möglichkeit, Hilfe herbeizuholen – und wir haben auch nichts zu essen …«
»Sehen wir uns erst einmal hier um.« Sie verbrachten eine weitere Viertelstunde damit, das Dach genau zu untersuchen. Es war in drei Kammern eingeteilt. Zwei davon enthielten alle möglichen Wartungsgeräte und Materialien: Eimer mit hart gewordenem Teer zum Dachausbessern, eingetrocknete Farbdosen, verrostete Schraubenzieher und Zangen. Aber als David das Schloß der dritten Kammer aufstemmte – vorsichtig, damit keine der blutgierigen Bestien durch den Lärm aufmerksam wurde – entdeckte er einen 50-Kilowatt-Generator. Das Ding war staubig, aber sonst in Ordnung. Daneben standen zwei Benzinkanister. Der erste war leer, doch der zweite enthielt ungefähr fünf Liter der kostbaren Flüssigkeit.
Doria teilte Davids Optimismus nicht. »Wenn Sie ihn in Gang setzen, wird der Lärm die Biester anlocken«, sagte sie.
»Ich benutze ihn nur im äußersten Notfall«, versicherte er ihr.
»Wenn wir nur ein Telefon hätten«, schluchzte Doria. »Oder sonst irgendeine Möglichkeit, um jemand zu sagen, daß wir hier sind.«
»Wir müssen uns mit den Mitteln, die wir hier haben, so gut wie möglich helfen. Und nun, Doria, möchte ich, daß Sie hier oben bleiben und sich verstecken. Ich sehe mich inzwischen unten um.«
»Ich komme mit«, erklärte das Mädchen entschlossen.
»Also gut – aber denken Sie daran: Wenn es Schwierigkeiten gibt, laufen Sie zum Dach. Dort ist es am sichersten.«
Doria zitterte. »Ich werde es nicht vergessen.«
Gemeinsam schlichen sie so leise wie möglich die Treppe hinunter und durch den Korridor, in dem das geköpfte Ungetüm lag. Es zuckte jetzt, eine Stunde nach seinem Tod,
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