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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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aufspalten? Besaß er ein bisher noch nicht bekanntes Mittel, Aubrey Serracold zu schaden und damit dessen Wahlkampf zu unterminieren? Vor den Augen der Öffentlichkeit konnte er diese drei Vorgehensweisen nicht kombinieren, doch da ihm die Unterstützung des Inneren Kreises sicher war, brauchte er gar nicht öffentlich vorzugehen. Niemand außer denen, die ganz an der Spitze standen, kannte Namen oder Position aller Mitglieder des Inneren Kreises oder auch nur deren Anzahl. Möglicherweise verfügte Voisey als Einziger über dieses Wissen.
    Pitt spülte den letzten Bissen Toast mit einer weiteren Tasse Tee herunter. Das Geschirr ließ er auf dem Tisch stehen. Die Zugehfrau Mrs. Brody würde sich darum kümmern, wenn sie kam, und bestimmt auch Archie und Angus noch einmal füttern. Es war acht Uhr, und es wurde Zeit, dass er sich daran machte, mehr über Voiseys Wahlprogramm zu erfahren, über die Fragen, auf die er sich konzentrieren würde, und herauszubringen, wer ihn offen unterstützte und wo er Ansprachen halten wollte. In Bezug auf Serracold hatte Jack ihn in groben Zügen über diese Punkte in Kenntnis gesetzt, aber das genügte nicht.
    An diesem Tag gegen Ende Juni war es in London heiß. Auf den staubigen Straßen drängte sich der Verkehr. Fliegende
Händler riefen an nahezu jeder Ecke ihre Waren aus, Damen der Gesellschaft fuhren in offenen Kutschen die Sehenswürdigkeiten ab, wobei sie sich mit Sonnenschirmen in allen Farben, die aussahen wie übergroße Blumen, vor den Sonnenstrahlen schützten. Milchmänner und Gemüsehändler schoben ihre Karren, schwere Lastfuhrwerke mit Waren aller Art behinderten die Pferdeomnibusse, und die übliche Vielzahl von Droschken versuchte, sich ihren Weg zu bahnen. Sogar auf den Gehwegen herrschte Gedränge, so dass sich Pitt durch die Menge schlängeln musste. Der Lärm brandete an seine Ohren und hinderte ihn daran, klar zu denken: Schwere Wagenräder rumpelten über das Pflaster, Zaumzeug und Pferdegeschirr klirrten, ärgerliche Kutscher schrien, scharf klapperten Pferdehufe, und Ausrufer priesen mit lautem Geschrei Hunderte von Waren an.
    Voisey sollte so wenig wie möglich auf ihn aufmerksam werden. Seit sie einander im Unterhaus begegnet waren, hatte er vermutlich begriffen, dass Pitt den Wahlkampf beobachtete. Pitt bedauerte das, konnte es aber nicht rückgängig machen. Vielleicht war die Begegnung unvermeidlich gewesen, doch hätte er es lieber gesehen, wenn es ein wenig später dazu gekommen wäre. Dann wäre Voisey vermutlich schon so in seine politischen Auseinandersetzungen und in den Wahlkampf vertieft gewesen, dass ihm das Interesse eines weiteren Beobachters nicht groß aufgefallen wäre.
    Bis fünf Uhr hatte Pitt die Namen derer in Erfahrung gebracht, die Voiseys Kandidatur unterstützten, sei es öffentlich, sei es privat – soweit das bekannt war. Auch wusste er, dass Voisey die üblichen Tory-Ziele Handel und Weltreich auf seine Fahnen geschrieben hatte. Wie das auf die Besitzer großer Vermögen, auf Fabrikanten und Großreeder wirken würde, war klar, doch inzwischen hatten auch einfache Männer aus dem Volk das Wahlrecht, die nicht mehr besaßen als ihr Häuschen oder eine Mietwohnung, für die mindestens zehn Pfund Jahresmiete aufzubringen war. Diese würden vermutlich die Gewerkschaften und damit die Liberale Partei unterstützen.
    Die Erkenntnis, dass Voisey diesen Sitz eigentlich gar nicht
gewinnen konnte, bereitete Pitt mehr Kopfzerbrechen, als wenn er irgendeine Schwäche entdeckt hätte, die der Mann sich zunutze machen konnte. Dieser Umstand konnte nur bedeuten, dass der Angriff aus einer völlig unvermuteten Richtung kommen würde, so dass Pitt keine Möglichkeit hatte, Serracold dagegen zu schützen, zumal er nicht einmal wusste, wo Serracold verletzlich war.
    Am Südufer der Themse strebte Pitt den Hafenanlagen und Fabriken zu, die im Schatten des großen Bahnhofs nahe der London Bridge lagen, um sich dort gemeinsam mit den Arbeitern die erste von Voiseys öffentlichen Ansprachen anzuhören. Er wollte unbedingt sehen, wie er sich dabei verhielt und welchen Empfang man ihm bereitete.
    Während Pitt auf dem Weg dorthin in einem Gasthof eine Schweinspastete aß und ein Glas Apfelwein trank, achtete er auf die Gespräche an den Tischen um ihn herum. Obwohl viel gelacht wurde, war deutlich eine unterschwellige Bitterkeit zu spüren. Er hörte nur einmal, wie jemand etwas über die Iren und die unlösbare Frage von deren Selbstbestimmung

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