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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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richtig tun, und niemand auf der Welt darf uns darin übertreffen!« In Voiseys Stimme lag Anerkennung, wenn nicht gar Siegesgewissheit. »Sie sollten frei darüber entscheiden, wer Sie vertritt. Männer müssen das sein, die wissen, wie man Gesetze im eigenen Lande macht und einhält und mit anderen Völkern der Erde ehrenhaft und Gewinn bringend Handel treibt, damit Ihr Besitzstand nicht nur gewahrt bleibt, sondern sich auch mehrt. Wählen Sie keine
alten Männer, die glauben, im Namen Gottes zu sprechen, in Wahrheit aber nur an der Vergangenheit hängen. Das sind Männer, die ihre eigenen Wünsche erfüllen und sich nicht um Ihre kümmern.«
    Erneut ertönten Stimmen aus der Menge, doch schienen sie Pitt an manchen Stellen wie begeisterte Zurufe zu klingen.
    Rasch beendete Voisey seine Ansprache. Er wusste, dass die Männer müde und hungrig waren, und der nächste Morgen würde nur allzu früh kommen. Er war klug genug, in dem Augenblick aufzuhören, in dem er ihr Interesse auf seine Botschaft gelenkt hatte, vor allem aber, solange sie noch Zeit hatten, in Ruhe zu Abend zu essen und einige Stunden im Gasthaus zu verbringen, um bei einigen Gläsern Bier miteinander über das Gehörte zu sprechen.
    Rasch erzählte er einen Witz, dann noch einen, und während seine Zuhörer lachten, kehrte er zu seiner Droschke zurück und fuhr davon.
    Pitt war steif vom langen Stillstehen und voll erbitterter Bewunderung für die Art, wie Voisey es geschafft hatte, dass sich eine Ansammlung feindseliger Fremder an ihn als einen Mann erinnern würde, der sie weder hintergangen noch ihnen falsche Versprechen gemacht hatte. Er hatte nicht angenommen, dass sie ihn mögen würden, und hatte sie zum Lachen gebracht. Zweifellos würden sie nicht vergessen, was er über die Bedrohung für das britische Weltreich gesagt hatte, dem sie ihre Arbeit verdankten. Es mochte ihre Arbeitgeber reich machen, doch falls diese verarmten, würden sie selbst um so ärmer sein. All das mochte ungerecht sein, doch waren viele dieser Männer realistisch genug zu akzeptieren, dass die Dinge nun einmal nicht anders waren.
    Pitt wartete, bis Voisey mehrere Minuten außer Sicht war. Erst dann ging er über das staubbedeckte Straßenpflaster im Schatten der Fabrikmauern auf einen schmalen Weg zu, der ihn zur Hauptstraße zurückführte. Einen Teil seiner Taktik hatte Voisey zu erkennen gegeben und sich dabei in keiner Weise verwundbar gezeigt. Wenn Aubrey Serracold ihm das Wasser reichen wollte, musste er mehr als charmant und ehrlich sein.
    Es war zu früh, um nach Hause zurückzukehren, zumal dort
niemand auf Pitt wartete. Zwar konnte er ein gutes Buch lesen, aber die Stille würde ihn nervös machen. Schon der bloße Gedanke daran verursachte ihm ein Gefühl von Einsamkeit. Sicher gab es etwas Nützliches, was er tun konnte. Vielleicht vermochte er von Jack Radley mehr in Erfahrung zu bringen? Möglicherweise wusste Emily etwas über Serracolds Frau, was sie ihm erzählen konnte? Sie besaß eine scharfe Beobachtungsgabe und verstand es weit besser als Charlotte, das Spiel der Mächtigen zu durchschauen. Es war ohne weiteres denkbar, dass sie an Voisey eine Schwäche entdeckt hatte, die einem Mann, der mehr an politische Fragen als an die Person dachte, entgangen war.
    Pitt beugte sich zum Droschkenkutscher vor und wies ihm das neue Fahrziel an.
    Am Hause der Radleys teilte ihm der Butler mit, dass die Herrschaften bedauerlicherweise zu einer Abendgesellschaft gegangen seien und wohl kaum vor ein Uhr nachts zurückkehren würden.
    Pitt dankte ihm und schlug das Angebot, im Hause zu warten, aus. Er kehrte zu seiner Droschke zurück und ließ sich zur Wohnung Cornwallis’ in Piccadilly fahren.
    Ein Diener öffnete und führte ihn wortlos gleich in den kleinen Salon. Er war elegant, aber spartanisch eingerichtet, ganz wie eine Kapitänskajüte. Man sah viele Bücher, auf Hochglanz poliertes Messing und dunkel schimmerndes Holz. Das Gemälde über dem Kamin zeigte einen Rahsegler, der mit kleinstem Zeug vor einem Gewittersturm lief.
    »Mister Pitt, Sir«, kündigte der Diener den Besucher an.
    Cornwallis legte das Buch beiseite, in dem er gelesen hatte, und stand überrascht und zugleich beunruhigt auf. »Pitt? Was gibt es? Warum sind Sie nicht in Dartmoor?«
    Pitt gab keine Antwort.
    Cornwallis sah auf seinen Diener, dann erneut zu Pitt hin. »Haben Sie schon gegessen?«, fragte er.
    Mit einem Mal merkte Pitt, dass er seit der Pastete im Gasthaus nahe der Fabrik

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