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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Edward. Aber haltet euch beisammen! Wir dürfen einander auf keinen Fall verlieren.«
    Sie hatten auf dem Weg etwa hundert Schritte zurückgelegt, indes sie die kleine Gestalt Gracies weitere hundert Schritt vor sich dahineilen sahen, als hinter ihnen ein Einspänner über die Hügelkuppe kam. Charlotte war so erleichtert, Edward neben dem Mann auf dem Bock sitzen zu sehen, dass ihr die Tränen in die Augen traten. Der Junge wirkte quietschvergnügt.
    Sie war wütend auf ihn wegen der Angst, die sie um ihn ausgestanden hatte, und am liebsten hätte sie ihn so lange übers Knie gelegt, bis er nicht mehr sitzen konnte und im Stehen essen musste. Das aber wäre ungerecht gewesen; er hatte es nicht böse gemeint. Sie sah, wie fröhlich er war, und unterdrückte ihre Empfindungen. Sie rief Gracie und ging zu dem Kutscher, der bei ihrem Anblick angehalten hatte.
    Gracie kam zurück. Als sie Charlotte ansah, zwinkerte sie heftig, um zu verbergen, wie erleichtert auch sie war. In diesem Augenblick begriff Charlotte, wie sehr sie beide ihre Befürchtungen voreinander verborgen, sich gegenseitig zu schützen versucht und so getan hatten, als gebe es keine Gefahr. Sie war der jungen Frau, mit der sie rein äußerlich so wenig und in Wirklichkeit so viel gemeinsam hatte, dankbar und merkte, eine wie tiefe Zuneigung sie zu ihr empfand.
     
    In Pitts Haus in der Keppel Street sah es aus wie immer. Alles war an seinem Fleck. Im Wohnzimmer standen sogar Blumen in der Vase auf dem Kaminsims, und durch die Fenster fiel das Sonnenlicht des frühen Morgens auf die Küchenbank und wärmte den Fußboden. Leise schnurrend lagen die beiden Kater Archie und Angus zusammengerollt im Wäschekorb. Trotz dieses friedlichen Bildes war nichts wie sonst, und die Leere, die Pitt empfand, ließ das Ganze mehr wie ein Genrebild als wie eine Szene aus der Wirklichkeit aussehen. Der Wasserkessel auf dem Herd begann zu singen, doch verstärkte dies die Stille im Hause nur. Man hörte weder Schritte auf der Treppe noch Gracie in der Speisekammer oder Spülküche hantieren. Niemand fragte laut, wo ein Schuh oder eine Socke sein konnte oder ein verlegtes Schulbuch. Es gab keine Antwort von Charlotte, keine Mahnung, dass es Zeit sei, in die Schule zu gehen. Das Ticken der Küchenuhr hallte laut im Raum.
    Dennoch war Pitt zufrieden in dem Bewusstsein, dass sie nicht in London waren, sondern sich in Devon in Sicherheit befanden. Immer wieder hatte er sich seine Überzeugung vorgesagt, dass niemand im Inneren Kreis auf den Gedanken kommen würde, sich damit an ihm zu rächen, dass er auf Voiseys Befehl hin seinen Angehörigen etwas antat. Auf keinen Fall würde Voisey jemanden beauftragen, dem er nicht traute, und das Risiko selbst auf sich zu nehmen konnte er sich nicht leisten. Durch die Art und Weise, wie Pitt die Vorfälle in Whitechapel umgemünzt hatte, war Voisey als jemand gebrandmarkt, der nicht nur Verbündete und Freunde verriet, sondern auch die Sache, für die er angeblich eintrat. Eigentlich hätte das im Inneren Kreis für Unfrieden sorgen müssen, doch gab es für Pitt keine Möglichkeit festzustellen, ob es sich so verhielt.
    Er konnte den hasserfüllten Blick nicht vergessen, den ihm Voisey zugeworfen hatte, als er im Buckingham-Palast kurz nach seiner Erhebung in den Adelsstand an ihm vorübergekommen war. Diese Auszeichnung durch Königin Viktoria hatten er und Vespasia mittels des von Mario Corena gebrachten Opfers eingefädelt. Damit war Voiseys Ehrgeiz, Präsident einer
Republik Großbritannien zu werden, auf alle Zeiten ein Riegel vorgeschoben.
    Den gleichen Hass hatte er in den Augen des Mannes erneut aufflammen sehen, als er ihm im Unterhaus begegnet war. Leidenschaften wie diese erstarben nicht. Pitt konnte nur deshalb relativ gelassen an seinem Küchentisch sitzen, weil er wusste, dass sich seine Familie weit fort an einem dem Feind unbekannten Ort in Sicherheit befand. Wie sehr auch immer ihm ihre Gegenwart fehlen mochte, seine Einsamkeit war ein geringer Preis für diese Gewissheit.
    Stand der Mord an Maude Lamont im Zusammenhang mit Voiseys Bestreben, einen Sitz im Unterhaus zu erobern? Es gab mindestens zwei mögliche Verbindungslinien: zum einen hatte Rose Serracold zu denen gehört, die am fraglichen Abend bei der Séance anwesend waren, und zum anderen hatte Roland Kingsley, der ebenfalls zu den Besuchern zählte, in den Zeitungen heftige Anwürfe gegen Aubrey Serracold erhoben. Nichts in den von Kingsley früher geäußerten

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