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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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doch hörte Charlotte, wie sie nachts alle Fenster und Türen darauf kontrollierte, ob sie sicher verschlossen waren, obwohl Charlotte selbst dafür sorgte. Auch wenn sie Tellmans Namen nie in den Mund nahm, vermutete Charlotte, dass sie an ihn dachte. Immerhin waren die beiden einander bei der Arbeit an dem Fall um die Verschwörung von Whitechapel näher gekommen. In gewisser Weise war Gracies Schweigen beredter als Worte. Ob sie für ihn mehr empfand als Freundschaft?
    Charlotte füllte den Brotteig in Formen, damit er aufgehen konnte, dann wusch sie sich im Garten die Hände unter der Pumpe. Dabei hob sie den Blick zum Apfelbaum und sah Daniel auf dem höchsten Ast, der noch stark genug war, sein Gewicht zu tragen, während sich Jemima an den unmittelbar darunter befindlichen klammerte. Sie wartete einen Augenblick auf das Blätterrascheln, das ihr anzeigen würde, wo sich Edward befand. Es kam nicht.
    »Edward!«, rief sie. Noch vor wenigen Minuten war er dort gewesen. »Edward!«
    Schweigen. Daniel sah zu ihr herüber.
    »Edward!«, rief sie erneut und lief auf den Baum zu.
    Stück für Stück hangelte sich Daniel bis zu einer Astgabel herunter und sprang dann zu Boden. Jemima brauchte sehr viel länger, denn nicht nur die Röcke behinderten sie, sondern auch ihre mangelnde Erfahrung beim Klettern.
    »Wir können von da oben über die Gartenmauer sehen«, sagte Daniel. »Da hinten gibt es viele wilde Erdbeeren.« Er wies lächelnd in die Richtung.
    »Und ist er da?«, wollte Charlotte wissen. Ihre Stimme klang
hoch und schrill. Sie merkte selbst, dass es lächerlich wirkte, aber sie konnte nichts daran ändern. Er war einfach hinübergelaufen, um Erdbeeren zu pflücken, wie das jedes andere Kind auch getan hätte. Es gab nicht den geringsten Grund zur Sorge und schon gar nicht zur Panik. Es war nicht gut, wenn die Vorstellungskraft über die Vernunft siegte.
    »Ist er da?«, wiederholte sie kaum ruhiger.
    »Ich weiß nicht.« Daniel sah besorgt zu ihr. »Soll ich noch mal raufklettern und nachsehen?«
    »Ja, tu das. Bitte.«
    Jemima landete im Gras und richtete sich auf. Verärgert betrachtete sie einen kleinen Riss in ihrem Kleid. Sie sah, dass Charlotte sie musterte, und zuckte die Achseln. »Röcke sind manchmal blöd!«, sagte sie empört.
    Flink erstieg Daniel den Baum erneut. Inzwischen kannte er den Weg genau. »Nein!«, rief er von oben. »Ich kann ihn nicht sehen! Sicher hat er ’ne andere Stelle entdeckt, die vielleicht noch besser ist.«
    Charlotte merkte, wie ihr Herz rascher schlug und ihr das Blut in den Ohren dröhnte. Alles um sie herum verschwamm ihr vor den Augen. Und wenn sich nun Voisey damit an Pitt rächte, dass er Emilys Kind entführt hatte? Vielleicht wusste er gar nicht, um wen es sich bei dem Jungen handelte, und hielt ihn für Pitts Sohn. Was konnte sie nur tun?
    »Gracie!«, rief sie. »Gracie!«
    »Was is?« Gracie stieß die Hintertür auf und kam herbeigerannt. Ihre Augen waren vor Furcht geweitet. »Was is passiert?«
    Charlotte schluckte und bemühte sich um Fassung. Auf keinen Fall durfte sie in Panik geraten und damit Gracie Angst machen. Das wäre töricht und ungerecht. Aber sie konnte nichts dagegen tun. »Edward ist fort … Er war da drüben, Erdbeeren pflücken«, stieß sie hervor. »Aber da ist er nicht mehr.« Ihre Gedanken jagten sich, während sie nach einer Begründung für ihr Entsetzen suchte, das Gracie sicherlich nicht verborgen blieb. »Ich habe Angst wegen der Sumpflöcher da draußen. Sogar wilde Tiere verirren sich mitunter dort hinein. Ich …«
    Gracie zögerte nicht lange. »Bleiben Sie mit den beiden hier!« Sie wies auf Daniel und Jemima. »Ich seh nach ihm.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, hob sie die Röcke und eilte verblüffend flink durch das Gras und zum Tor hinaus, das noch eine Weile in den Angeln hin und her schwang.
    Jetzt näherte sich Daniel. Sein Gesicht war bleich. »In ein Sumpfloch würde er bestimmt nicht fallen, Mama. Du hast uns doch gezeigt, wie auffällig die sind, so leuchtend und grün. Das weiß er doch!«
    »Nein, natürlich nicht«, gab sie ihm Recht und spähte über das Gartentor hinweg. Sie durfte Gracie nicht allein nach Edward suchen lassen. Auf keinen Fall durften sie sich trennen! Sollte sie ihr mit den beiden folgen, oder waren sie an Ort und Stelle sicherer? Sie nahm Daniel an der Hand und eilte so ungestüm auf das Tor zu, dass sie ihn fast umgerissen hätte. »Jemima! Komm. Wir suchen alle miteinander nach

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