Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
getan.
Aber das war jetzt wohl nicht der richtige Zeitpunkt, Kendrick und Stewart diese Theorie zu unterzubreiten. Denn sie sahen beide so aus, als wären sie ziemlich wütend auf Holly und Eyewall. »Was ist denn mit den anderen allen? Und wie ist der Stand unserer Mission?«
Kendrick und Stewart wechselten einen Blick, dann antwortete Stewart: »Wir haben zwei Agenten verloren, und eine Frau von Eyewall haben wir getötet. Eine, zu der wir bislang gar keinen Kontakt hatten. Freeman hält vier von denen in der Nähe des unterirdischen Krankenhauses fest.«
»Welche Agenten haben wir denn verloren?«, hakte ich nach.
»Miller, den Partner von Parker«, antwortete Kendrick.
»Und Davis«, fügte Stewart hinzu.
Ich seufzte schwer. Natürlich war ich froh, dass ich mit dem Leben davongekommen war, aber aus demselben Grund fühlte ich mich auch schuldig. »Die anderen waren doch in der Unterzahl. Wie konnten sie da zwei von uns erwischen?«
»Sie wussten ganz genau, was wir vorhatten. Bis ins Detail. Sogar wer wen beschatten würde, wussten sie. Und sie kennen alle unseren Stärken und Schwächen«, erklärte Stewart, die sich auf meine andere Seite stellte. »Wenn Kendrick da unten in diesem Raum eingeschlossen gewesen wäre, hätte sie das Schloss in null Komma nichts aufgekriegt. Du dagegen –«
»Ich kann gut schießen, was mir in dieser Situation nicht im Geringsten geholfen hat.« Wir waren vor unserem Haus angekommen, und ich nahm an, dass Stewart mit uns hineinkommen würde. »Meint ihr, wir haben einen Maulwurf?«
»Freeman glaubt, ja«, platzte Stewart heraus.
»Ihr habt mir noch gar nicht erzählt, was euch eigentlich passiert ist«, sagte sie.
Sie grinsten beide. »Kendrick hat Collins überwältigt, bevor der auch nur ansatzweise begriffen hat, was los war. Das war natürlich unglaublich riskant; keine Ahnung, was sie da geritten hat. Ich selbst sollte mich um einen Typen namens Strowski kümmern. Wir haben eine Klasse von Filmstudenten aufgemischt, in die wir geraten sind, aber es ist mir dann ziemlich schnell gelungen, ihn außer Gefecht zu setzen.«
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Kendrick es mit Agent Collins aufgenommen hatte. Das war ungefähr so, als würde ich mich mit Freeman anlegen. In einer anderen Zeitleiste hatte ich mich gegen den zwar auch schon gut geschlagen, aber das hatte vor allem daran gelegen, dass ich ihn mit meinen Selbstverteidigungskenntnissen überrascht hatte.
Nachdem Stewart sich verabschiedet hatte, weil sie doch lieber nach Hause wollte, gingen Kendrick und ich schweigend die Treppe hoch, aber als ich gerade meine Wohnungstür aufschließen wollte, kam sie noch mal auf mich zu. »Ich … ähm. Ich wollte dir nur sagen, dass ich das verstehe. Das mit Holly. Wenn Michael für einen anderen Geheimdienst arbeiten würde …«
»Ja, ich hab mir schon gedacht, dass du mich am ehesten verstehst.« Ich lehnte mich an den Türrahmen und dachte darüber nach, was ich als Nächstes tun sollte, dachte an Holly und an all das, was ich meiner Partnerin noch nicht erzählt hatte, seit wir am Morgen davor zusammen experimentiert hatten. Dann fiel mir plötzlich das Wichtigste von allem ein. »Hey, hast du Lust, mich zu begleiten? Ich möchte dir was echt Cooles zeigen.«
20. Juni 2009, 12:30 Uhr
»Kaum zu glauben, dass niemand hiervon gewusst hat«, sagte Kendrick und drehte sich um, um das Loch im Boden von Dads begehbarem Schrank zu betrachten.
Diesmal hatte ich Kendrick die Wand berühren lassen, um zu sehen, ob sie sie ebenfalls öffnen konnte, doch es hatte nicht funktioniert. Nur meine Fingerabdrücke wurden akzeptiert, ihre nicht.
»Ich weiß nicht, vor wem Dad diesen Raum versteckt hat. Darum hab ich Healy lieber nichts davon erzählt.«
Sie machte ein paar Schritte auf die kleine Küche zu und blieb dann abrupt stehen. »Spürst du das?«
»Was soll ich spüren?« Ich ging um sie herum, damit ich ihr Gesicht sehen konnte. Sie hatte ihren Ich-hab-gerade-eine-brillante-Entdeckung-gemacht-Blick aufgesetzt.
»Ich spüre elektromagnetische Impulse. Nur ganz leichte. Wenn man die Anzeichen nicht kennt, nimmt man sie wahrscheinlich gar nicht wahr.«
Elektromagnetische Impulse. Wo hatte ich das denn schon mal gehört? »Und was bewirken die?«
»Ich erkenne das nur, weil es zu meinem –« Kendrick sah mich frustriert an.
»Weil es zu deinem Spezialgebiet gehört?«, erriet ich und schüttelte tadelnd den Kopf. Hatten wir diese
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