Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
»Healy wird Sie am Leben lassen, wenn Sie uns helfen.«
»Sie meinen, wenn ich Ihnen sage, wer mein Boss ist?«
»Exakt.« Ich seufzte, da ich wusste, dass er mir das nicht sagen würde. Natürlich nicht.
»Stimmt es, was so geredet wird?«, fragte er, abrupt das Thema wechselnd. »Ich war nicht der Einzige, der sich von einem Mädchen hat überrumpeln lassen?«
»Stimmt. Aber ich bin trotzdem nicht derjenige, der von der gegnerischen Seite gefangen gehalten wird.«
»Gegnerische Seite ist ein sehr weit gefasster Begriff, Jackson. Sie sind lange genug in der CIA, um das gelernt zu haben.« Er sah mich wieder auf diese ultraintensive Art an, die mir das Gefühl gab, dass meine Gedanken auf dem Prüfstand waren.
»Warum wollten Sie gestern, dass Holly … Agent Flynn mit mir zusammen in einem Raum eingeschlossen wird? Was haben Sie mit diesem Experiment bezweckt?«
»Ich benutze das Mädchen, um an Sie ranzukommen«, antwortete er, ohne zu zögern. »Es gibt ein paar Fragen, die mich jetzt schon eine ganze Weile beschäftigen, und der einzige Mensch, der wenigstens angefangen hat, die passenden Antworten zu finden, ist tot. Er wurde rein zufällig ermordet, und ich habe keinen Zweifel, dass Ihre Abteilung dahintersteckt.«
»Adam«, murmelte ich leise.
»Richtig.« Er beugte sich wieder vor. »Nehmen Sie dieses Gespräch auf? Wenn ich Sie wäre, würde ich das Gerät jetzt abschalten.«
Irgendetwas in seiner Miene und Stimme verriet mir, dass das Gespräch nun eine überraschende Wendung nehmen würde. Ich stellte das winzige Aufnahmegerät, das an meinem Ärmel befestigt war, aus. Mein Herz raste, aber ich wusste nicht einmal, warum.
»Ich arbeite nun schon eine ganze Weile an meinem eigenen Projekt«, sagte er leise. »Und ich baue ein Team auf, das mir bei meiner schwierigen Aufgabe helfen soll. Bis vor kurzem habe ich geglaubt, dass Sie die Antworten auf meine Fragen kennen, sie aber vor mir verbergen. Doch allmählich glaube ich, Sie wissen sogar noch weniger als ich.«
»Worum geht es denn?«, fragte ich.
»Wissen Sie irgendwas über meinen Hintergrund? Wie ich zur CIA gekommen bin?« Ich schüttelte den Kopf. »Mein Vater war ebenfalls Agent, wie schon mein Großvater.« Er griff in seine Jacketttasche und holte eine Brieftasche heraus, die schon bessere Tage gesehen hatte. Dann legte er ein altes Foto auf den Tisch. »Das ist mein Großvater, im Jahr 1952.«
Als ich mir das Foto anschaute, fiel ich fast vom Stuhl. Der blonde Mann mittleren Alters, der Collins’ Großvater sein sollte, stand neben einem dunkelhaarigen jungen Mann, der vielleicht neunzehn oder zwanzig Jahre alt war. Meinem Dad. Agent Collins’ Großvater war zusammen mit meinem Vater fotografiert worden. Im Jahr 1952!
Ich starrte das Foto mit offenem Mund an. »Aber wie –?«
»Wie kann Ihr Vater, ein Mann, der ungefähr so alt ist wie ich, mit meinem Großvater, der zwei Monate nach dieser Aufnahme verstarb, auf einem Foto sein? Kevin Meyer kann eigentlich noch gar nicht geboren gewesen sein, als dieses Foto entstand.«
Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Du bist ein Agent … dir muss doch was dazu einfallen. Denk nach. »Woher wollen Sie denn so genau wissen, dass die Aufnahme im Jahr 1952 gemacht wurde?«
»Weil ich fleißig recherchiert habe. Agent Silverman war in leitender Funktion an diesem Projekt beteiligt.«
Mir wurde sofort wieder schlecht. Adam. Ich brauchte Adam in diesem Moment mehr als je zuvor. »Wenn ich in der Datenbank nach Ihrem Großvater suche, finde ich diesen Mann und die Information, dass er bereits lange tot ist?«
»Allerdings.« Er sah mich lange an. »Das ist der Grund, warum ich schon so lange bei Eyewall bin. Die Vorstellung, dass Sie bei Tempest krumme Spielchen treiben mit der –«
»Zeit«, beendete ich den Satz für ihn.
»Ja, mit der Zeit.«
»Und Sie glauben, dass mein Vater das gemacht hat? Dass er ins Jahr 1952 zurückgesprungen ist, Ihren Großvater getroffen und dieses Foto gemacht hat?« War das denkbar? War es möglich, dass er so war wie ich? Auf diesem Foto war er ungefähr so alt wie im Jahr 1992.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, gab Agent Collins zu und seufzte.
Das war das erste Anzeichen von Stress, das er während des gesamten bisherigen Verhörs gezeigt hatte. »Was passiert jetzt mit Holly? Sie haben sie für dieses Projekt ausgewählt, und jetzt, wo Sie hier sind –?«
»Keine Ahnung. Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, damit sie nicht in
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