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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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meine Schultern und drehten mich um. »Lasst uns gehen. Die Prüfung ist noch nicht vorbei. Da dein Vater die Illusion ja unbedingt zerstören musste, wird deine Abschlussprüfung, denke ich, sehr, sehr viel schwieriger ausfallen.«
    Chief Marshall. Ich erkannte seine Stimme, doch er sah verändert aus. Wie jemand anders. Irgendjemand stülpte mir einen Sack über den Kopf, und meine Arme wurden mir mit einem Seil auf dem Rücken festgebunden. Diesmal leistete ich keinen Widerstand. Dazu war ich viel zu verblüfft von der Erkenntnis, dass das gerade doch kein Angriff der Feinde der Zeit gewesen war. Da wir alle fast am Ende unserer Ausbildung angelangt waren, hatte ich zwar gewusst, dass die Abschlussprüfung bald bevorstand, aber dass sie ausgerechnet heute stattfand, kam für mich völlig überraschend – vor allem, nachdem wir bereits von einem Hubschrauber aus auf die Flanke eines Berges gestoßen worden waren. War das nicht Drama genug für einen Tag?
    Die nächste Prüfungsphase beinhaltete zunächst einmal einen langen Marsch zu einem unbekannten, unter der Erde gelegenen Ort. Das ganze Hauptquartier war unterirdisch, daran war ich also gewöhnt. Doch an diesem Ort gab es laut scheppernde Türen aus Metall, und in der Luft lag ein krankenhausähnlicher Geruch.
    Jemand drückte mich auf einen großen Stuhl und legte mir eine Art Handschellen an, die meine Unterarme von den Handgelenken bis zu den Ellbogen vollständig bedeckten und sich in meine Haut drückten.
    Als mir schließlich der Sack vom Kopf gezogen wurde, erblickte ich Kendrick neben mir; sie war auf die gleiche Weise wie ich an einen identisch aussehenden Stuhl gefesselt. Doch sie hatte die Knie an die Brust gezogen und presste ihr Gesicht daran, während sie unkontrolliert zitterte. Ihre Schultern zuckten vor und zurück, während sie versuchte, ihre Arme zu befreien.
    »Bitte … lassen Sie sie mich einfach nur sehen«, sagte sie mit bebender Stimme.
    Wen sehen? Halluziniert sie auch Leute herbei, die gar nicht da sind?
    Chief Marshall stolzierte vor uns auf und ab. »Agent Meyer«, sagte er zu Dad. »Befragen Sie Kendrick, solange die Wirkung noch anhält. Die Angaben der anderen Testperson sind jetzt ja nicht mehr zu gebrauchen.«
    Nach einem wütenden Blick in meine Richtung stürmte er aus dem winzigen Raum. An der Wand direkt vor uns hingen digitale Uhren, und als ich zur Seite schaute, sah ich, dass in dem Raum mindestens acht dieser Stühle standen und vor jedem einzelnen so eine digitale Anzeige an der Wand angebracht war. Die roten Zahlen auf meiner blinkten und blieben schließlich bei 85 stehen.
    Kendricks Zahl veränderte sich sprunghaft – 120, 152, 165.
    Dad blickte auf ihre Anzeige und runzelte die Stirn. Dann hockte er sich neben sie und flüsterte: »Beruhigen Sie sich, Lily. Es ist alles in Ordnung mit Ihnen.«
    »Nein, nein! Ist es nicht!« Sie warf den Kopf hin und her. »Lassen Sie mich einfach gehen. Ich komme auch sofort zurück, ich schwöre!«
    »Kendrick«, sagte er nun energischer. »Sie riechen doch das Metall. Denken Sie nach. Sie wissen, was das ist.«
    Sie erstarrte, hob dann ganz leicht den Kopf und wischte sich mit den Ärmeln die Tränen aus dem Gesicht. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Noch nie hatte ich einen der Agenten derart zusammenklappen sehen wie sie.
    Dann ging die Tür wieder auf, und Dad erhob sich und ging vorn im Raum auf und ab, wie Marshall es kurz zuvor getan hatte. »Sagen Sie mir, wo Sie sind, Agent Kendrick«, befahl er barsch.
    Dann achtete ich nicht weiter auf ihre Befragung, da ich abgelenkt war: Die anderen Auszubildenden wurden hereingeführt und auf die gleiche Art festgebunden wie wir. Stewart landete an meiner anderen Seite.
    »Na, wie geht’s, Junior?«, raunte sie mir zu. »Du hast dir doch hoffentlich nicht in die Hosen gemacht, oder?«
    Mason, Stewarts offizieller Partner, saß auf dem Stuhl neben ihr. Er schaute nicht so ruhig und hämisch wie Stewart, aber er war auch nicht so völlig außer sich wie Kendrick noch vor wenigen Sekunden. Oder ich, vor einer Viertelstunde.
    »Erzähl mir, was du gesehen hast«, flüsterte Stewart laut. »Dass sie dir deine Kreditkarten geklaut haben?«
    Ich ballte die Fäuste und sah zu, wie die Zahl 85 erst auf 90 umsprang und dann auf 95.
    »Wie Sie vielleicht bemerkt haben werden«, erklärte Chief Marshall, während er langsam von der Tür in die Mitte des Raumes schritt, »messen diese Handschellen permanent den Puls von Ihnen allen.

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