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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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letzte Test?«, rief jemand von dem letzten Sessel zu meiner Rechten. »Und gehört das zum Standard?«
    »Nein, tut es nicht, Agent Miller. Unsere Abteilung braucht die erhobenen Daten als Ausgangspunkt für unsere Forschung. Dieses Gas ist etwas, das erst in vielen, vielen Jahren existieren wird, und sein Zweck ist es, eine Umgebung oder Situation unter Rückgriff auf die individuelle Erinnerung zu verändern. Das ist die einzige Information, die Dr. Melvin und ich bekommen haben, und wir waren natürlich neugierig zu sehen, welche Erinnerungen dabei ausgewählt werden und welche Auswirkungen das Gas auf den Einzelnen hat. Fällt einem von Ihnen ein Grund ein, weshalb diese Substanz für eine Regierungsbehörde nützlich sein könnte?«
    »Zur Rekonstruktion von Tathergängen«, sagte Agent Parker von der anderen Seite des Raums.
    Allein nur von dieser futuristischen Waffe zu hören, hatte meinen Puls wieder nach oben getrieben. 82 … 83 … 85. Die Hitze wurde beinahe unerträglich. Kendrick war weiß um die Nase geworden. Ihr Puls kletterte auf über 140, und die Falte auf ihrer Stirn verriet mir, dass sie höchstwahrscheinlich auch Elektroschocks bekam.
    »Ja«, sagte Marshall. »Aber auch bei etwas viel Bedrohlicherem kann es nützlich sein.«
    »Attentäter«, rief Stewart. Ihre Zahl sprang für den Bruchteil einer Sekunde auf 70, fiel dann aber rasch wieder auf 68.
    »Sehr gut, Agent Stewart.« Marshall ging jetzt wieder auf und ab und machte damit alle noch nervöser. Dann sah er mich direkt an. »Niemand von uns weiß, wie oder wann genau diese Substanz zum Einsatz kommen wird, aber sie ist Teil unserer Zukunft, so viel steht fest. Waffen dieser Art sind nicht dazu geeignet, die Menschheit auf moralisch vertretbare Weise und mit einem kontrollierbaren Risiko zu schützen. Daher wird Tempest das Individuum, das hinter dieser Erfindung steckt, stoppen, sobald klar ist, wer es ist. Das ist ein Risiko und ein bedauernswerter Verlust, den hinzunehmen wir bereit sein müssen.«
    Aber diese Chemikalie an arglosen Auszubildenden zu testen bereitete ihnen natürlich keine moralischen Probleme.
    Und ich konnte immer noch nicht glauben, dass ein Gas wirklich so etwas bewirkte; dass eine Chemikalie so einfach Erinnerungen freisetzen konnte, die ich verzweifelt zu verbergen versucht hatte.
    Da blitzte in meinem Hirn ein Gedanke auf, der wahrscheinlich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kam: Wenn diese Chemikalie bewirkte, dass ich Agent Freeman für Thomas hielt und bereit war, bis zum Äußersten zu gehen, was hätte ich dann getan, wenn einer von ihnen wie Holly ausgesehen hätte?
    Ich schob den Gedanken rasch beiseite und konzentrierte mich auf Agent Freeman, der gerade hereingekommen war und sich neben Marshall stellte. »Da wir diese experimentelle Waffe nun aus dem Weg geschafft haben und Sie alle sich in einer wehrlosen Lage befinden, dachten wir, dies wäre ein guter Zeitpunkt, um ihr Wissen zu testen.«
    Bei uns allen schnellte der Puls hoch.
    »Agent Kendrick«, wandte Freeman sich direkt an meine Partnerin. »Stellen Sie sich vor, Sie wären mit einem Ihrer Teamkollegen auf engstem Raum gefangen, ohne Kontakt zur Außenwelt und ohne eine Ahnung, wann Sie gerettet werden. Wenn Sie die Wahl hätten, mit welchem Kollegen würden Sie diese Situation dann am liebsten gemeinsam durchstehen?«
    Da er die Frage ganz höflich und beiläufig und unter Verwendung von »am liebsten« stellte, so als spielten wir irgendein harmloses Brettspiel, klang es nicht so, als gäbe es hier eine wirklich richtige oder falsche Antwort. Was mich um Kendrick bangen ließ. Doch als ich zu ihr hinsah, hatte ihr Gesicht schon wieder etwas Farbe bekommen, und ihr Puls hatte sich auf 91 verlangsamt.
    »Wie groß ist dieser Raum?«, fragte sie.
    »Glaubst du denn, dass du da was sehen kannst?«, fragte ein anderer Agent ein paar Sessel weiter.
    »Ich kann das auch im Dunkeln einschätzen«, erwiderte Kendrick, ohne ihren Blick von Freeman abzuwenden.
    Er nannte ihr ein paar willkürliche Maße, und sie konterte mit einer weiteren Frage: »Und welche Temperatur herrscht in diesem Raum?«
    Freeman zog eine Augenbraue hoch und ließ seinen Blick zu ihrer Anzeige schweifen, die sich nun bei 79 eingependelt hatte. »Zweiunddreißig Grad.«
    Kendrick antwortete, ohne zu zögern, was zeigte, dass sie nicht nur gefragt hatte, um Zeit zu schinden. Sie brauchte diese Information für ihre Antwort. »Ohne zu wissen, auf welchem Wege man aus diesem

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