Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
stellte sie auf meine Seite, während Freeman auf einem anderen Teil des Schießplatzes eine Prüfung abhielt, die ich bereits bestanden hatte. »Gib mir deine Waffe, Junior.«
Beinahe hätte ich mich geweigert, doch dann kam mir eine Idee, und ich überreichte ihr die Waffe. Sie zielte auf ihre fiktive Zielperson und schoss ihr ein Loch in die Stirn.
»Guter Schuss.« Ich stellte mich neben sie und schaute sie von der Seite an. »Schade, dass du nicht zwanzig Minuten früher gekommen bist. Freeman hat uns gerade von Eyewall erzählt.«
Sie lachte. »Süß, dass du’s versuchst, Junior. Ich beschäftige mich in meinem Spezialgebiet intensiv mit organisierten gegnerischen Gruppierungen. Deine kleinen robotermäßigen Kumpel von der Progressiven Gefahrenabwehr könnten diese Informationen nicht mal verarbeiten, wenn ihr Leben davon abhinge.«
Mir fiel auf, dass sie gesagt hatte, dass nur die anderen Mitglieder meiner Gruppe dazu nicht in der Lage wären, mich jedoch von dieser Beleidigung ausgenommen hatte, und sofort fragte ich mich, ob sie das mit Absicht getan hatte. Fand sie, dass ich qualifizierter war als die anderen aus meiner Fachgruppe?
»Du weißt also, worüber Thomas gesprochen hat?«, drang ich in sie, da ich jetzt ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte.
»Schon möglich.«
»Ist das ein anderer Name für die EOTs? Oder ist Eyewall eine andere CIA-Organisation?«
Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Gib’s auf, Junior. Du kennst doch die Vorschriften. Versuch nicht, Dinge herauszufinden, die du gar nicht wissen sollst.«
»Morgen trainieren wir das Gleiche noch mal«, verkündete Freeman in diesem Moment und versammelte alle um sich. »Allerdings mit ein paar veränderten Variablen, denn Sie müssen während einer Mission immer auf spontane Abweichungen von den ursprünglichen Plänen vorbereitet sein. Sicherlich haben Sie sich alle die Berichte aus Heidelberg angesehen. Dort sind viele unvorhergesehene Änderungen eingetreten, und wir mussten spontan reagieren.«
»Ja, was sollte das eigentlich?«, fragte Agent Miller. »Wir anderen saßen währenddessen untätig hier rum.«
»Wir hätten auch da sein sollen«, pflichtete ihm jemand bei. »Wäre nicht dieses Feuer gewesen, hätten beide Teams draufgehen können.«
Freemans Blick sprang zwischen uns allen hin und her. Selbst Stewart ließ die Waffe sinken und wandte Freeman ihre Aufmerksamkeit zu. »Ich glaube nicht, dass der Chief erwartet hat, dass –«
»Warum sind denn da so viele von denen aufgekreuzt?«, unterbrach ein Auszubildender namens Agent Prescott. »Bislang sind bei keiner Attacke mehr als vier Zeitreisende gleichzeitig in Erscheinung getreten. Aber gestern Abend waren es neun.«
Ich war also nicht der Einzige, der sich nach dem gestrigen Tag Fragen stellte.
»Das ist richtig.« Auch wenn Freemans Miene vollkommen gelassen blieb, merkte ich ihm an, dass ihm die Antwort Mühe bereitete. Wahrscheinlich fiel ihm so schnell keine Lüge ein, die er uns auftischen konnte.
»Woher wissen wir denn, dass bei der nächsten Mission nicht fünfzig von ihnen in Aktion treten?«, fragte Agent Miller. »Wir haben nicht mal fünfzig Leute in unserer Abteilung.«
Freeman seufzte und lehnte die Pappfiguren, die er im Arm gehalten hatte, an einen Baum. »Hören Sie, diese Gruppe befasst sich mit der Progressiven Gefahrenabwehr und nur damit. Ich kann Ihnen keine weiteren Informationen geben als die Basisinfos, die alle Agenten kennen. Auf Details der Heidelberger Mission kann ich nur eingehen, wenn Sie die gestern zum Einsatz gekommenen Waffen oder die Nahkämpfe mit mir durchgehen wollen.«
»Was ist mit dieser Bombe? Hat denn niemand ein Bild davon?«, fragte Agent Prescott.
Niemand von uns hatte Freeman je derart mit Fragen bombardiert. Das zeigte mir, dass innerhalb der Abteilung jede Menge Angst und Neugier herrschen mussten. Nicht nur ich wurde davon umgetrieben.
»Ein Foto zu Studienzwecken zu machen hatte für uns in der Situation nicht unbedingt Priorität«, erwiderte Stewart patzig.
»Erzähl das denen, die für Futuristische Technologie zuständig sind«, ätzte Miller zurück. »Dieses Gas gestern war ja schon merkwürdig genug. Ich möchte wissen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben, zahlenmäßig und in Bezug auf die Waffen, die die Gegner verwenden. Und es ist mir scheißegal, was du uns erzählen darfst und was nicht.«
Holla!
»Das reicht, Agent Miller«, dröhnte eine Stimme aus dem
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