Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Hintergrund.
Marshall. Na klar. Er schaffte es immer, sich im ungünstigsten Moment an uns anzuschleichen. »Freeman, bringen Sie Ihre gesamte Truppe in Raum sechs und warten Sie dort auf mich«, befahl Marshall.
Freeman erstarrte, dann sah er uns an und schüttelte den Kopf. »Also los. Aber vorher stecken Sie bitte Ihre Waffen weg.«
Stewart legte mir meine Pistole auf die ausgestreckte Hand. »Was hab ich dir gesagt? Ich wusste, es würde so kommen.«
»Hey, ich hab dich gefragt, nicht Freeman. Und erzähl mir nicht, dass du dich gestern Abend nicht auch über die Menge von EOTs gewundert hast.« Ich studierte aufmerksam ihre Miene. »Oder kennst du die Antwort auf diese Frage auch schon? Ist das Teil der Gruppe Verdeckte Operationen?«
»Nein.« Sie drehte mir den Rücken zu. »Das wäre Lily Kendricks Spezialgebiet, und ich garantiere dir, dass sie leichter zu manipulieren sein wird als ich. Vielleicht versuchst du mal, sie zu küssen.«
Ja, das würde unsere Teampartnerschaft auch garantiert nicht verkomplizieren.
»Hübsches Kleid, Stewart«, sagte Agent Parker, während wir alle in den unterirdischen Kursraum sechs strömten. »Wenn du mir versprichst, dass du das dann auch trägst, stelle ich mich dir freiwillig für eine Vernehmung zur Verfügung.«
Kendrick sauste an mir vorbei und bekam mit, was sich gerade zwischen Parker und Stewart zusammenbraute.
»Nimm dich in Acht«, flüsterte ich ihr zu.
Kendrick würdigte mich keines Blickes. Sie ging einfach um uns, die wir inzwischen an der Eingangstür angekommen waren, herum und suchte sich einen Platz ganz am anderen Ende des Raums. Aus der energischen Art, in der sie ihren Notizblock auf den Tisch knallte, konnte ich schließen, dass sie sauer auf mich war. Aber warum?
Ich machte mich auf, um mich neben sie zu setzen. In dem Augenblick stürmte Chief Marshall in den Raum und verhinderte so die Rangelei, zu der es sonst unweigerlich zwischen Parker und Stewart gekommen wäre. Dad, Freeman und Dr. Melvin traten hinter Marshall ebenfalls ein. Da wir den Konflikt, den wir ins Rollen gebracht hatten, nicht auch noch zusätzlich anheizen wollten, setzten wir uns alle vierzehn brav auf unsere Plätze.
»Da Sie offenkundig alle das Bedürfnis verspüren, zu tratschen wie fünfzehnjährige Teenies«, begann Marshall, »habe ich beschlossen, Sie alle zugleich über die aktuelle Lage zu informieren.«
Dad ging ans andere Ende des Raums und lehnte sich dort an die Wand. Er sah nur ganz kurz zu mir hin und wandte dann den Blick wieder ab.
»Unsere Abteilung ist einem ernstzunehmenden Angriff ausgesetzt«, erklärte Marshall. »Alle Übungen zu Trainingszwecken sind mit sofortiger Wirkung und auf unbestimmte Zeit eingestellt. Die Informationen, die wir aus unserer gestrigen Mission gewonnen haben, bestätigen, was wir nun schon seit geraumer Zeit befürchten: Die Feinde der Zeit haben sich beträchtlich vermehrt –«
»Aber haben wir uns nicht genau darauf vorbereitet?«, fragte jemand hinter mir. »Das ist doch der Grund, weshalb Sie in den letzten beiden Jahren so viele neue Rekruten angenommen haben.«
Marshall nickte. »Ja, aber die Lage ist weitaus schlimmer, als wir befürchtet haben. Außerdem haben die Feinde der Zeit inzwischen eine in der Gegenwart angesiedelte Streitmacht aufgestellt, eine andere CIA-Abteilung, die einzig dem Zweck dient, uns aufzuspüren und auszuschalten, einen nach dem anderen.«
Mir drehte sich der Magen um, doch die Neugier siegte, und ich musste weitere Fragen stellen: »Warten Sie, kann diese Gruppe … ich meine, sind sie …«
»Zeitreisende?«, beendete Marshall meine Frage, und ich nickte. »Nein, und nach unserem Wissensstand besitzt Eyewall nicht einmal Kenntnis davon, dass es überhaupt Zeitreisende gibt.«
»Eyewall?«, fragten Mason und ich absolut zeitgleich. Dann fuhr Mason, schneller als ich, fort: »Aber hat Thomas nicht gestern gesagt, sie würden auf direkten Befehl von Eyewall handeln? Und das war doch eine Zeitreisenmission.«
»Das ist richtig, Agent Sterling«, sagte Marshall. »Eyewall existiert auch in vielen, vielen Jahren in der Zukunft. Die zukünftige Gruppe ist für die Herstellung von Produkten wie dieses Memogases verantwortlich, das wir an Ihnen allen erprobt haben. Die Organisation von heute weiß jedoch nichts von diesen zukünftigen Entwicklungen. Tatsächlich haben wir sogar Grund zu der Annahme, dass sie ihrerseits davon ausgeht, dass Tempest moralisch bedenkliche medizinische und
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