Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
ihm die Nadel in die pulsierende Ader am Hals.
Der Mann stöhnte halb und lachte halb und schüttelte dann den Kopf. »Du kannst kämpfen, wie du willst, Jackson, aber so wirst du nichts erreichen. Du musst sie auch einsetzen, deine Kräfte; nutze sie.«
Ich drückte einen Fuß auf seine Brust. Auf die Weise konnte ich ihn am Boden halten, bis die Substanz zu wirken beginnen und er das Bewusstsein verlieren würde. »Warum? Damit ich die Welt in die Luft jage? Es ist ja nicht so, als könnte ich was verändern. Das kann nur einer.«
Der Mann schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein, das stimmt nicht. Es gibt noch andere, die so sind wie Thomas, und es gibt auch noch andere Wege, die Zukunft zu verändern. Denk mal drüber nach. Du hast es schon gemacht.«
Seine Augen schlossen sich, und mir schwirrte derart der Kopf, dass ich einige Sekunden lang gar nicht denken konnte. Was meinte er damit? Du hast es schon gemacht. Die imaginäre Uhr mit dem Countdown für die Bombe tickte förmlich in meinem Kopf und riss mich zurück in die Realität. Ich stürmte die Stufen zum Turm hinauf, und da war sie noch immer. Sie war definitiv kein Produkt meiner Phantasie.
Das kleine elfjährige Mädchen war über die riesige, komplizierte Bombe gebeugt. »Emily!« Ich musste über einen der herabgestürzten Äste steigen, um da hinzukommen, wo Emily hockte.
Sie blickte eine Sekunde zu mir hoch, dann zerlegte sie die Bombe mit raschen Handbewegungen in ihre Einzelteile. Stewart hatte recht. Diese Bombe sah merkwürdig aus; sie war aus Glas und bestand aus durchsichtigen Röhren und mit bunten Flüssigkeiten gefüllten Gefäßen, die kreuz und quer in alle Richtungen liefen. Vielleicht lernte Mason solche Dinge in seinem Spezialtraining in Futuristischer Technologie, aber ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Keine Drähte. Nichts, was mir aus meiner Grundausbildung im Bombenentschärfen vertraut gewesen wäre.
Emily murmelte etwas vor sich hin, und ich sah, dass ihre Hände zitterten, während sie weitere Röhren aus dem Glaskasten neben sich auf den Boden legte. Schließlich atmete sie erleichtert aus, sank zurück auf ihre Fersen und legte eine Hand auf ihre Brust. »Noch zwanzig Sekunden übrig.«
Ich kniete mich ihr gegenüber hin und griff nach einer der Röhren, in der eine hellblaue Flüssigkeit hin und her schwappte. Emily stoppte mich. »Fass nichts an. Vertrau mir.«
»Was tust du hier? Und woher wusstest du, wie man das macht?«, fragte ich.
Sie stand auf und wischte sich den Staub von der Jeans. »Wir müssen das hier zerstören. Und niemand darf es sehen. Diese Technologie ist zu … fortgeschritten.«
»Aber wie sollen wir das anstellen?«, fragte ich verzweifelt.
Dann sah ich ein weiteres Opfer des plötzlichen Blitzeinschlags am Fuß der Treppe liegen, über die ich zu diesem Teil es Turms gelangt war: einen weiteren dicken Ast, wie den, über den ich vorher gestiegen war, um zu Emily zu gelangen. Doch dieser trug tonnenweise kleinere Zweige, an denen hellgrüne Blätter wuchsen, und am Ende dieses Astes erblickte ich nun Funken und die ersten Anzeichen von Feuer.
Ich sprang erneut über den ersten Ast und rief Emily zu: »Zieh den hier über den Sprengstoff und leg so viele Blätter in die Mitte, wie du kannst.«
Nachdem ich die Treppe hinuntergerannt und über den dort liegenden EOT gesprungen war, zog ich vorsichtig den Teil des Holzes aus dem Ast, der brannte, und schützte ihn mit der Hand vor Wind und Regen, damit das Feuer nicht erlosch. Es war möglich, dass das alles eine sehr schlechte Idee war und ich Dad und Freeman einfach die Bombe hätte übergeben sollen, aber ich musste ihr zumindest ein bisschen vertrauen. Vielleicht befolgte sie Befehle einer anderen Version von mir selbst.
Kaum, dass wir ein paar ordentliche Flammen entfacht hatten, rannten Emily und ich die Stufen hinunter und auf die andere Seite des Schlosses. Dort lehnte sie sich an eine Mauer und schnappte nach Luft. »Jackson, ich weiß nicht, was los ist, aber die Dinge verändern sich ständig.«
»In der Zukunft?«, fragte ich.
Sie nickte. »Sei vorsichtig mit dem Springen. Ich glaube, seit deinem letzten Sprung hat schon jemand was verändert.«
»Was genau?«
Über ihr Gesicht huschte ein schmerzhafter Ausdruck und verschwand dann gleich wieder. »Bleib einfach in dieser Zeitleiste, okay? Versprichst du es? Ganz egal, was du herausfindest?«
»Ich werde es versuchen«, sagte ich. »Versprochen, ich
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