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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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sofort davon berichten. Sie würden dich von dieser Mission abziehen. Aber vielleicht ist das ja das Beste. Zumindest bis wir sicher sein können –«
    »Bis wir sicher sein können, dass was?« Mir rauschte das Blut in den Ohren. »Dass ich das tue, was mir befohlen wird, ohne Fragen zu stellen? Dass ich nicht plötzlich beschließe, dass ich eigentlich die Welt erobern will?«
    »Beruhige dich, Jackson. Du trägst keine Schuld.«
    Ich schob den Stuhl zurück und ging zur Tür. Für einen Tag hatte ich genug Mist gehört. »Kein Test wird Ihnen jemals verraten, womit ein Mensch klarkommt und womit nicht. Und Sie, Sie haben ja keine Ahnung, was ich alles verkrafte.«
    Ich ließ ihn dort sitzen, sprachlos vor Verblüffung. Ich wusste, dass er Senator Healy das von Stewart nicht erzählen würde, denn Dr. Melvin hatte ebenso erstaunt über sein plötzliches Erscheinen als Anführer von Tempest gewirkt wie wir anderen alle. Dr. Melvin würde Healy niemals etwas Derartiges anvertrauen, ohne vorher mit Marshall oder Dad gesprochen zu haben. Er hatte Healy ja auch nichts von seinem merkwürdigen Déjà-vu erzählt, das ihn auf die Theorie mit den verschmelzenden Zeitleisten gebracht hatte. Außerdem wusste ich jetzt, dass ich recht gehabt hatte mit der Vermutung, dass Marshall deshalb die Progressive Gefahrenabwehr zu meinem Spezialgebiet gemacht hatte, weil er Angst hatte, dass ich mich gegen Tempest wenden und allzu machthungrig werden könnte, wie Dr. Melvin es ausgedrückt hatte.
    Dass Dad mir diese Informationen vorenthalten hatte, machte mich nicht halb so wütend. Bei ihm war ich mir sicher, dass er mir das Leben immer nur leichter machen wollte. Er wollte nicht, dass mir zu viel Verantwortung aufgebürdet würde oder man mich zu irgendetwas zwang. Andererseits bewies seine Entscheidung, Dinge vor mir zu verheimlichen, dass er auch nicht wusste, wozu ich fähig war. Wenn ich damit klarkam, dass meine Freundin von einem Dach geworfen wurde, konnte ich doch wohl auch – ohne Schäden an meiner geistigen Gesundheit zu nehmen – die Tatsache verkraften, dass die EOTs aus der Zukunft kamen und dass einige von ihnen womöglich die Zeit verändern konnten, indem sie zwischen einer anderen Welt und dieser hin- und hersprangen – sofern sie kräftemäßig dazu in der Lage waren. Vielleicht konnten ja noch mehr von ihnen den »Thomas-Sprung«, nur durfte ich es nicht wissen.
    Vielleicht kann ich ihn ja auch?

    Wegen meiner Plauderei mit Dr. Melvin und meines anschließenden fast einstündigen Spaziergangs durch den Central Park, bei dem ich versuchte, die Dutzende von Lücken zu stopfen, die dieses morgendliche Gespräch aufgerissen hatte, kam ich zu spät ins Plaza, wo ich Kendrick treffen sollte, um mit ihr die uns übertragene Observation durchzuführen.
    Kendrick musterte mich mit angewiderter Miene. »Das ist typisch. Erst zu spät kommen und dann auch noch die Kleider vom Vortag tragen.«
    »Tut mir leid. Ich hatte einen völlig verrückten Morgen und keine Zeit mehr, nach Hause zu fahren.«
    »Ja, aber erspar mir bitte die Details.«
    Kendrick sprach den ganzen Morgen kein Wort mehr mit mir, es sei denn, es ging um die Arbeit oder sie brauchte meine Angaben fürs Protokoll.
    Als wir unsere vier Stunden abgeleistet hatten, gingen wir, ohne ein Wort zu reden, zusammen weg. Ich sah ihr an, dass sie sich alle Mühe gab, ihre stille Verachtung aufrechtzuerhalten, aber irgendwann konnte sie nicht mehr und platzte heraus: »Ich fasse es nicht, dass du die Nacht mit Stewart verbracht hast! Hattest du denn keine Angst, dass sie mitten in der Nacht auf dich losgeht oder irgend so was?«
    »Es war nichts weiter dabei, ehrlich. Wir haben nicht mal –«
    Sie wirbelte zu mir herum. »Es war nichts weiter dabei? Bist du wirklich so blöd? Sie hat Probleme. Und es gehört sich nicht, solche Menschen auszunutzen!«
    Sie glaubte, dass ich Stewart ausnutzte? Die verschwindend kleine Möglichkeit, dass sie damit richtiglag, machte mich so wütend, dass ich das Gespräch in eine andere Richtung lenkte. »Und was ist mit dir? Du führst Michael an der Nase herum. Und wofür? Er kennt dich ja nicht mal.«
    Auf ihrem Gesicht zeigte sich eine schreckliche Mischung aus Verletzung und Wut. Sie biss die Zähne zusammen, wandte sich um und ging weiter in Richtung Bushaltestelle. Auf der Fahrt nach Hause versuchte ich herauszufinden, warum ich so auf sie losgegangen war. Schließlich kam mir der Gedanke, dass mir allein die Idee, ich könnte

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