Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
der Grund dafür, dass du in der Lage warst, einen Supersprung zu machen.«
»Also kann es sein, dass ich den Thomas-Sprung allein gar nicht hinkriege? Und dass ich wirklich derjenige war, der ihr weh getan hat?« Die Vorstellung, dass ich Cassidys Schmerzen, diese ekligen Blutergüsse, verursacht hatte, war für mich schwer erträglich. Seufzend setzte ich mich aufrechter hin. »Dann werde ich das nicht mehr tun. Ich bin für Tempest auch ohne Zeitreisen wertvoll genug.«
»Vielleicht«, räumte sie ein. »Aber ich glaube auch, dass dein Verstand sich jetzt, wo du das Risiko kennst, entsprechend schützen wird. Vermeide es, so gut es geht.«
»Vorausgesetzt, ich verwandele mich nicht in einen roboterhaften Freak, dem alles egal ist.«
Sie lächelte schwach. »Denk doch mal nach, Jackson. Als du von diesem Dach gesprungen bist und auf diesem Sprung jemanden mitgenommen hast, der völlig normal war, ist doch nichts passiert, oder?«
Ich überlegte kurz und dachte daran zurück, wie Holly mir geholfen hatte, auf dieses Dach zu klettern und mich hinter Pfosten und Masten zu verstecken. »Ja, ich glaube, es ging ihr gut, aber ich bin nicht sehr lange dort geblieben.«
»Die Auswirkungen, die Symptome hätten sich sofort gezeigt.« Ihre Miene wurde plötzlich ernst, und sie holte tief Luft, als wollte sie mich vorwarnen, dass mir noch schlimmere Nachrichten bevorstanden. »Es gibt noch etwas, das du wissen solltest. Aber ich hab Angst, dass alles noch schwerer für dich wird, wenn ich es dir erzähle. Du fühlst dich auch so schon für Dinge verantwortlich, die außerhalb deines Einflussbereiches liegen.« Sie sah müde und abgespannt aus. »Aber ich sehe keine andere Möglichkeit.«
»Also?«, fragte ich und zappelte nervös auf meinem Platz herum.
»Alles, was du über die Zeitleisten gesagt hast und darüber, wie neue Leisten entstehen, stimmt. Es ist sehr gefährlich. Und die Folgen könnten sogar katastrophal sein. Ich habe eine Quelle, die mir das bestätigt hat, und ich habe auch versucht, Chief Marshall und Dr. Melvin meine Lösung dafür unterzujubeln, aber ich weiß nicht, wie ich ihnen erklären soll, woher ich das alles weiß.«
»Du darfst deine Quelle nicht verraten?«, fragte ich, obwohl es mir lächerlich erschien, dass sie jemanden schützen wollte, wenn wir hier über Dinge sprachen, die das Ende der Welt bedeuten konnten.
»Ja«, sagte sie und nickte. »Wenn ich meine Quelle verrate, kann es sein, dass ich ihre Existenz verhindere.«
Moment mal. Das konnte doch nicht … konnte das …?
»Hast du geglaubt, sie wäre Courtney?«, flüsterte ich und war überrascht, wie unheimlich meine Stimme klang.
Eileens Augen weiteten sich. »Ich, ja … Das stimmt. Aber nur ganz kurz. Sie hatte blaue Augen, keine grünen.« Dann sah sie mich plötzlich panisch an. »Bitte sag mir, dass du sie nicht verraten hast.«
Also kannte auch Eileen Emily. Wer war dieses Mädchen? Eine Art allmächtige Göttin? Oder war sie einfach bloß eine Marionette, die durch die Zeit reiste? Aber falls ja, wer zog dann im Hintergrund die Fäden?
»Ich habe es niemandem gesagt. Nicht mal Dad. Ich meine – Kevin«, stammelte ich, da mir wieder einfiel, dass die zweijährige Courtney ihn damals, an diesem Tag im Sandkasten, mit Kevin angesprochen hatte.
Eileen seufzte vor Erleichterung und sank zurück in die Sofakissen. »Ich bin froh, dass du ihn Dad nennst, Jackson. Das lässt alles nicht mehr ganz so schlimm erscheinen.«
»Du hast ihm von all dem nichts erzählt?«, fragte ich. »Er ist nicht über Courtney und alles andere im Bilde?«
Sie schüttelte traurig den Kopf. »Dazu wollte ich gerade kommen. Ich habe oft darüber nachgedacht, es ihm zu erzählen. Aber die kleinen Andeutungen, die ich gemacht habe, schon die kleinen Hinweise hat er nicht gut aufgenommen.«
»Und was war das? Was weiß er?«
Eileen rückte näher und nahm meine Hand. »Ich habe ihm gesagt, dass ich glaube, dass ihr, du und Courtney, geboren seid, um Opfer zu bringen und Sprünge zu tun, die so riesig sind, dass die meisten Menschen sie gar nicht begreifen könnten. Und wenn die Zeit gekommen ist, wirst du ohne Frage antreten.«
Mein Magen zog sich zusammen. Das klang ja noch schlimmer als diese kryptischen Vorträge, die Chief Marshall den Auszubildenden fast täglich gehalten hatte. »Aber das ist mehr als nur eine Vermutung, oder?«
Sie schaute mir in die Augen. »Ja. Ich denke, Kevin glaubt mir. Wahrscheinlich hat er erraten, dass ich
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