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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Verfügung,
wie immer. Ich habe keine Ahnung, was er vorhat, also dachte ich, ich kampiere
am besten eine Weile hier.«
    Ich sah mich im Zimmer um. Bis auf ein
paar Klappstühle draußen auf dem Balkon hatte Josh keine weiteren
Einrichtungsgegenstände hinzugefügt. Es war, als ob er in T. J.s Leben
geschlüpft sei und befunden hätte, daß es ihm paßte. »Kampieren ist das
richtige Wort«, sagte ich.
    Er erklärte achselzuckend: »Stört mich
nicht. Hab mir nie viel aus äußerem Komfort gemacht. T. J. zahlt mir dieses
Riesengehalt dafür, daß ich rund um die Uhr abrufbereit bin, und ich habe seit
Jahren nichts anderes damit gemacht, als es auf die Bank zu tragen. Setzen wir
uns doch raus.«
    Ich folgte ihm auf den Balkon, setzte
mich auf einen der Stühle und stütze die Füße auf die untere Querstange des
Geländers.
    »Und? Wie finden Sie Monora?« fragte
Josh.
    »Ziemlich trostlos.«
    »Haben Sie was Interessantes
rausgekriegt?«
    »Ich habe mit allen möglichen Leuten
geredet — der Polizeichefin Nancy Koll, einem Schriftsteller namens Arnos
Ritter, Herb Pace. Jim Spitz.«
    Josh saß reglos da. Wartet, daß ich die
Katze aus dem Sack lasse, dachte ich.
    »Sie kannten diese Leute natürlich
alle«, setzte ich hinzu.
    »Ritter habe ich nie persönlich
kennengelernt, aber ich habe von ihm gehört. Die anderen — ja, klar.«
    »Und Sie kannten auch Ed Bodine.«
    »Ja. Haben Sie den auch gesehen? Ich
dachte, er sitzt im Gefängnis.«
    »Er ist ausgebrochen.«
    »Im Ernst? Wann?«
    »Im Juli vor einem Jahr.«
    »Er ist doch nicht nach Monora
zurückgegangen, oder?«
    »Nein, er ist nicht nach Monora
zurückgegangen.«
    Josh sagte gar nichts. Ich ließ dem
Schweigen seinen Lauf. Schließlich seufzte er. »Okay, Sie wissen, daß wir
Bodine damals reingelegt haben.«
    »So ist es. Ich möchte gern Ihre
Version der Geschichte hören.«
    »Warum? Das ist vorbei und erledigt.«
    »Trotzdem will ich Ihre Story hören.«
    »Was wollen Sie tun? Zu der alten Koll
gehen, damit sie den Fall wieder aufrollt? Und warum stecken Sie Ihre Nase
überhaupt da rein? Ich dachte, Ihr Job für T. J. ist beendet?«
    »Mein Job für T. J. ist ebenso wenig
beendet wie Ihrer. Und was Koll angeht — sie wird sich hüten, in etwas
herumzustochern, was in ihren Augen ein politisches Wespennest ist. Sie können
es mir also ruhig erzählen.«
    Er zögerte immer noch. Fischte sich
eine Zigarette aus der Brusttasche und zündete sie hinter vorgehaltener Hand
an. »Okay«, sagte er schließlich. »Wie Sie wissen, war Bodine ein notorischer
Unruhestifter. Er operierte mit verdammt dreckigen Methoden und ließ nicht mit
sich verhandeln. Also kam irgendwann der Befehl — Bodine ausschalten. Ich bin
ein guter Soldat; Befehle führe ich aus.«
    »Von wem kam der Befehl?«
    »Russ Zola. Sie nennen ihn nicht
umsonst den Vollstrecker.«
    »Wie kamen Sie auf einen fingierten
Drogendeal?«
    »War das erste, was Noah und mir
einfiel. Noah war mal Drogenanwalt; die haben dieselbe Mentalität wie Dealer
und auch dieselben Connections. Und ich... na ja, das wissen Sie ja.«
    »Romanchek war also auch beteiligt.«
    »Er war derjenige, der die Sache mit
dem Staatsanwalt und der Verteidigung gedeichselt hat.«
    »Und T. J.?«
    Josh zuckte die Achseln.
    »Hat er es gewußt?«
    »Manchmal wissen Leute Dinge, ohne
konkret davon zu wissen.«
    Wieder der Trick mit dem
Hände-in-Unschuld-Waschen.
    »Ich habe mir genau angeguckt, wie T.
J. vorgeht«, setzte Josh hinzu. »Er redet mit irgendwem — Noah, Carole, Russ — und
breitet ein Problem aus. Es gibt nur eine Lösung, und die ist ziemlich
offensichtlich und ziemlich unappetitlich, aber T. J. tut, als sähe er sie
überhaupt nicht. Und als nächstes geht derjenige, mit dem er geredet hat, hin
und ergreift Maßnahmen, aber er sagt T. J. nichts davon, weil er sich einredet,
T. J. würde ihn davon abhalten, wenn er’s wüßte.« Joshs Mund nahm jetzt einen
zynischen Ausdruck an. »Ich habe mir nie was vorgemacht. Mir war immer klar,
daß T. J. meine ganzen schmutzigen Aktionen voll und ganz gebilligt hat.«
    »Gab es viele?«
    »Genug.« Josh stand auf und trat ans
Geländer. Drückte seine Zigarette aus und schnippte sie hinunter.
    »Warum haben Sie mitgemacht?«
    »Warum nicht? Ich habe T. J. geflogen
und gemacht, was immer er mir gesagt hat. Dafür hat er mich gut bezahlt und
tolle Maschinen gekauft. Das war alles, was mich interessierte.«
    »Vergangenheit?«
    »Vielleicht. Jetzt ist alles

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