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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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anzeigten, wo
er den JetRanger runtersetzen sollte.
    Ich sprintete auf die
Leuchtmarkierungen zu, im Zickzack zwischen den giftigen Müllhaufen und Ruinen
hindurch. Links von mir drückte sich eine Gestalt tiefer in den Schatten.
Suits, mit seinem seltsam wieseligen Gang.
    Der Hubschrauber passierte jetzt die
südlichen Docks, schwenkte ins Hafenbecken ein.
    Suits war stehengeblieben, im Schutz
der windschiefen Ruine eines Lagerschuppens. Er wartete, trat dann hervor.
Stand breitbeinig da. Ich sah die Konturen der AR-15, angelegt und auf den
herannahenden Hubschrauber gerichtet.
    Im Weiterrennen rief ich ihn an.
    Er fuhr herum. Das Gewehr zielte jetzt
auf mich. Suits’ schwarze Kleidung verschmolz mit dem Dunkel, aber sein blasses
Gesicht hob sich deutlich ab. Das Gesicht und die flackernden Augen. »Suits,
nicht! Ich bin’s... Sherry-O!«
    Zögern, als wüßte er nicht genau, wo er
mich unterbringen sollte. Dann senkte er das Gewehr, drehte den Kopf und sah zu
dem Helikopter.
    Ich drosselte meinen Schritt zu einem
raschen Gehtempo.
    Er drehte den Kopf wieder her, sah mich
an und hob das Gewehr erneut. »Was zum Teufel willst du hier?«
    »Dir helfen.«
    »Ich brauche deine Hilfe nicht, Sherry-O.
Verschwinde.«
    Der Hubschrauber kam jetzt über das
Hafenbecken herangeflogen, in Schußweite der AR-15. Er ging langsam und
vorsichtig tiefer. Es war ein riskantes Landemanöver; Josh würde sich ganz auf
die Leuchtsignale konzentrieren, auf das wenige, was er vom Boden sah. Wenn
Suits schoß, würde er gar nicht mitkriegen, was los war...
    Suits hielt die AR-15 immer noch auf
mich gerichtet. »Hau ab, Sherry-O.«
    »Nein.«
    Der Helikopter war jetzt kurz vor dem
Kai.
    »Hau ab! Hör auf, mich vor mir selbst
schützen zu wollen!« Er schubste mich mit dem Gewehrlauf.
    Diese Geste brachte das Faß endgültig
zum Überlaufen. Ich beschwor mich, keinen Blödsinn zu machen.
    Der Helikopter war jetzt direkt über
den Leuchtmarkierungen. Als er seinen unbeholfenen Abstieg begann, glitt sein
Landescheinwerfer über uns hinweg; ich war für einen Moment geblendet. Als ich
wieder sehen konnte, war Suits herumgeschwenkt; die AR-15 zielte jetzt auf den
Teil des Rumpfs, wo sich die Treibstofftanks befanden.
    Ich stürzte auf ihn zu, die Hände vorgestreckt,
um den Gewehrlauf abzulenken. Sie trafen voll, stießen ihn beiseite. Suits kam
ins Wanken, hielt die Waffe jedoch fest. Ich packte ihn an den Schultern,
drehte ihn um seine Achse, zog ihn zu Boden.
    Er fiel quer über meine Beine, das
verdammte Gewehr noch immer fest umklammert. Ich stieß ihn weg, schaffte es,
die 38er aus meinem Hosenbund zu zerren. Suits versuchte, sich hochzurappeln,
die Rechte um den Gewehrschaft gekrallt. Ich schlug mit dem Kolben der 38er auf
seine Hand ein; seine Finger lösten sich. Ich stieß ihn rücklings nieder und
setzte mich auf ihn.
    Er wehrte sich immer noch, grabschte
nach dem Gewehr. Ich packte die 38er am Griff und rammte ihm die Mündung in das
linke Ohr. Brutal.
    »Keine Bewegung«, sagte ich.
    Sein flackernder Blick zentrierte sich
auf meine Schußhand. Er kalkulierte.
    Ich spannte den Hahn. Beugte mich vor,
bis mein Gesicht dicht über seinem war.
    »Hör zu, du Arschloch«, sagte ich. »Du
bist mir scheißegal. Ich tue das für Anna.«
    Er gab seine Gegenwehr auf und starrte
mich an. Das wilde Flakkern in seinen Augen legte sich.
    »Anna ist der größte und beste Teil von
dir. Wenn du Josh umbringst, zerstörst du diesen Teil, und dann ist gar nichts
mehr von ihr da.«
    Ein Schauer durchlief seine schmale
Gestalt, und er erschlaffte jäh. Hinter mir war das Hubschraubergeräusch lauter
geworden. Als ich mich umdrehte, sah ich den Helikopter rasch aufsteigen. Josh
hatte uns gesehen und kapiert, was Sache war.
    Ich nahm die Waffe von Suits’ Ohr und
steckte sie wieder in meinen Hosenbund, während ich gleichzeitig nach der AR-15
griff. Ich entlud sie und warf die Patronen ins Dunkel. Ich stand auf, zögerte
kurz und streckte Suits dann die Hand hin.
    Er setzte sich auf und starrte auf
meine Hand. Doch dann ergriff er sie, und ich zog ihn hoch. Er stand keuchend
da, mit eingefallenen Schultern, als hätte er ein Langstreckenrennen absolviert
und verloren.
    Der Helikopter schwenkte hinaus über
das Südbecken.
    Suits sagte leise: »Er ist an allem
schuld.«
    »Ich weiß.«
    »Und jetzt kommt er davon.«
    Josh schwenkte ostwärts in Richtung
Bay.
    »Nein«, sagte ich. »Er fliegt zurück
nach Oakland. Wir können Bescheid sagen, daß sie

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