Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Kirk Cameron ist
dageblieben, aber er hat alle Hände voll mit Golfspielen zu tun. Und die
meisten Leute aus der Verwaltung und der Arbeitsorganisation halten zu mir.«
    Er stieß die Tür auf und machte eine
einladende Armbewegung. Ich trat ein und sah zwei Reihen Stahlschreibtische mit
Computern, Papier- und Aktenstapeln. Die meisten Schreibtische waren besetzt
und ihre Okkupanten allesamt beschäftigt. Suits führte mich durch den
Mittelgang zu einem abgetrennten Raum am anderen Ende, wobei er den Leuten im
Vorübergehen ein paar Begrüßungsworte zurief. Ich beobachtete, wie sie
reagierten, versuchte ihre Grundhaltung zu erfassen; sie reichte von herzlich
bis vorsichtig.
    Der Raum war klein, die Wände oben
ebenfalls mit Wellglasscheiben versehen. Suits deutete auf die spartanische
Einrichtung und sagte: »Nicht gerade das repräsentabelste Büro für den Oberboß,
was?«
    »Besser als das Kabuff unter der
Treppe, in dem ich bei All Souls gearbeitet habe.«
    »Sanierungs-Grundregel Nummer drei:
sich selbst keine Privilegien herausnehmen, wenn man sie allen anderen
entzieht. Außerdem erledige ich sowieso den größten Teil meiner Arbeit in
meinem Lieblingsvogel oder in meiner Wohnung.« Er lümmelte sich in den
Drehsessel, legte die Füße auf den Schreibtisch und zeigte auf den Stuhl ihm
gegenüber. »Setz dich.«
    »Ich dachte, du hättest dringende
geschäftliche Dinge zu erledigen.«
    »Das kann noch ein Minütchen warten.
Erst mal will ich dir zwei von meinen Leuten vorstellen.«
    Ich sah auf meine Armbanduhr. Gleich
fünf. Inzwischen, so hoffte ich, hatte Mick meine Büroräume wohl soweit fertig.
Zweifellos lag er jetzt auf dem neuen Sofa und studierte... was? ›Techniken
der Tarnung ‹? ›Tausend kriminelle Tricks ‹? Als ich diese beiden
Bücher in seiner Sporttasche entdeckt hatte, war mir beim Gedanken an die
mögliche Umsetzung dieses Wissens ganz flau geworden.
    Suits registrierte meinen Blick auf die
Uhr, zog es aber offensichtlich vor, meine Zeitsorgen zu ignorieren. »Das eine
Teammitglied, das ich gebeten habe, mal eben vorbeizuschauen, ist... schon da.«
    Eine Frau mit extrem kurzem Blondhaar
stand in der Tür des Büros. Suits erhob sich und bot ihr seinen Stuhl an. Sie
blieb stehen und guckte mißbilligend. »Sie werden erwartet, unten in der
Rechtsabteilung.«
    »Bin schon unterwegs. Das hier ist die
Privatdetektivin, von der ich Ihnen erzählt habe, Sharon McCone. Sharon, Carole
Lattimer, meine Finanzexpertin.«
    Ich stand auf und schüttelte ihr die
Hand. Es amüsierte mich im stillen, daß »der Finanzcrack« aus Chicago, von dem
Suits gesprochen hatte, eine Frau war.
    Suits quetschte sich an Carole Lattimer
vorbei und rief über seine Schulter: »Russ habe ich auch noch hergebeten. Ihr
drei könnt euch ja ein bißchen über mich unterhalten. Erzählt Sharon, wie
großartig es ist, mit mir zusammenzuarbeiten.«
    Carole Lattimer schüttelte den Kopf und
grinste mich schief an. Sie war jung für ihre Position — Ende zwanzig
vielleicht — und trug ein sehr kurzes schwarzes Kleid, schwarze Strumpfhosen
und flache Wildlederschuhe mit einem Ornament aus Bernsteinperlen, das zu ihrem
Schmuck paßte. Nicht gerade der traditionelle Banker-Aufzug, dachte ich. In
einer Besprechung mit den Finanzfritzen, wie Suits sie nannte, würde ihr Outfit
signalisieren, daß sie viel zu selbstbewußt war, um sich Konventionen zu
unterwerfen.
    »Und? Werden Sie das tun?« fragte ich.
»Mir erzählen, wie toll er ist?«
    Sie setzte sich auf die
Schreibtischkante, schlug die Fußgelenke übereinander und wippte mit den
Beinen. »Ich könnte es tun. Mit ihm zu arbeiten, ist eine einmalige Erfahrung,
und T. J. ist mit Sicherheit ein Original. Kennen Sie ihn schon lange?«
    »Ja, aber bis heute hatte ich ihn
fünfzehn Jahre nicht gesehen. Ich hatte keine Ahnung, daß er so ein wichtiger
Mann in der Business-Welt geworden ist.«
    »Ach, wirklich? Ich dachte immer, T. J.
war schon sein Leben lang ein Geschäftsgenie.«
    Ich beschlagnahmte Suits Drehsessel,
der bequemer aussah als mein Stuhl. »Na ja«, sagte ich, »auf seine Weise war er
das wohl. Wie lange arbeiten Sie schon mit ihm zusammen?«
    »An die fünf Jahre. Ich habe ihm
geholfen, Lost Hope wieder auf die Beine zu bringen.«
    »Was ist das?«
    »Eine Wüstenstadt in Nevada, zwischen
Reno und Las Vegas. Sie siechte dahin; jetzt ist sie ein blühender Zwischenstop
an der Nord-Süd-Route.«
    »Ein Spielparadies?« fragte ich. Ich
überlegte, ob Suits wohl

Weitere Kostenlose Bücher