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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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durchrang. Irgendwo in der
Ferne knallten ein paar Fehlzündungen, und ein Hund bellte los.
    Nach einem Weilchen fragte Spitz:
»Wollen Sie mir Ärger machen?«
    »Nein. Für mich ist diese Bodine-Sache
Vergangenheit. Sie sagen mir, was ich wissen will; ich bezahle Sie dafür und
lasse Sie für immer in Ruhe.«
    »Aber was garantiert mir, daß Sie nicht
mit dem, was ich Ihnen sage, zur Polizei oder zum Staatsanwalt rennen?«
    »Das hier.« Ich nahm zwei Hunderter
heraus und legte sie mitten auf den Tisch. »Das würde alles entkräften, was ich
denen sagen könnte.«
    Spitz sah kurz auf das Geld; dann
schnellte seine Hand vor, um es sich zu grabschen. Als er die Scheine in seine
Jackentasche stopfte, schüttelte ihn ein neuer Hustenkrampf. Er bekam ihn in
den Griff, zog ein Taschentuch heraus und spuckte hinein. »Ich habe TB«, sagte
er. »Können Sie sich so was vorstellen? Kein Mensch kriegt heute mehr TB.«
    »Ich habe gehört, daß sie wieder auf
dem Vormarsch ist.«
    »Na großartig, einmal im Leben liege
ich voll im Trend.« Seine Mundwinkel zogen sich verbittert nach unten. »Ich
habe diese verdammte Krankheit, ich habe keine Frau mehr, ich habe zwei kleine
Jungen großzuziehen. Kinder brauchen eine Menge Zeug. Sonst würde ich Ihr
verfluchtes Geld nicht anrühren.«
    Ich bezweifelte das, sagte aber nur:
»Erzählen Sie mir von der Bodine-Sache.«
    »Okay, meinetwegen. Der erste, der mich
angesprochen hat, war dieser Laufbursche von Gordon, hab den Namen vergessen.
Er sagte, es sei von oben beschlossen worden, Bodine auszuschalten, und ob ich
nicht ein bißchen Geld nebenbei verdienen wolle. Ich hatte nichts dagegen; Ed
hatte mich schon so oft ausgetrickst, daß ich mit Zählen nicht mehr mitkam.«
    »Wer hat die Drogen gekauft? Sie?«
    »Nein, ich war damals noch nicht in der
Branche. Ich habe sie nur mit Ray Wilmer in Kontakt gebracht. Der Mann, der mir
den Stoff übergeben hat, war Gordons Pilot, dieser Josh Haddon. Ich habe mir
Bodines Jacke geschnappt, während er Schicht hatte, und meine Frau hat die
Beutel ins Futter eingenäht. Dann habe ich Bodine angerufen und das Treffen
arrangiert. Es war leicht, Ed weiszumachen, ich wäre hinter geheime Pläne der
Werksleitung gekommen. Er wußte, daß sie ihn fertigmachen würden und daß es nur
eine Frage der Zeit war. Aber er ist nicht drauf gekommen, daß sie einen
Gewerkschaftskollegen dazu benutzen könnten.«
    »Wer hat den Koks in Bodines Wohnung
deponiert und der Polizei den Tip gegeben?«
    »Haddon oder der Laufbursche, schätze
ich. Ich sollte Haddon Bescheid sagen, wann und wo wir uns treffen würden.«
    »Und dafür zahlten sie...?«
    »Nicht annähernd genug.« Sein Mund
wurde schmal, und er sah weg.
    »Hatten Sie keine Angst, daß die
Staatsanwaltschaft Ihnen die Straffreiheit verweigern könnte?«
    »Nein. Man hat mir gesagt, das sei
alles geregelt.«
    »Hatten Sie sonst noch mit irgend
jemandem von Gordons Leuten zu tun, außer dem Laufburschen und Haddon?«
    »Na ja, Russ Zolas Name ist ein paarmal
gefallen, aber geredet habe ich nie mit ihm. Ich schätze, die Anweisung kam von
Gordon über Zola zu Haddon, und der hat dann erst mal den Laufburschen
vorgeschoben.«
    Ein perfektes Beispiel dafür, wie man
seine Hände in Unschuld wäscht, dachte ich, eine Methode, die unter den letzten
Regierungen zur Wissenschaft erhoben worden war. Unternehmensstrategen wie
Suits hatten inzwischen eine Kunst daraus gemacht. Wer konnte schon sagen, zu
welch ungeahnter Perfektion wir sie noch weiterentwickeln würden.
    »Okay, Mr. Spitz«, sagte ich, »Sie
haben sie also mit Ray Wilmer in Kontakt gebracht. Wissen Sie, wer den Kauf
getätigt hat?«
    »Haddon, schätze ich. Er war mit allen
Wassern gewaschen — wußte schon, wer Wilmer war, und kannte seine regelmäßigen
Geschäftszeiten hier im Park.«
    »Und wer hat Sie hinterher ausgezahlt?«
    »Haddon.«
    »Was waren die Konditionen?«
    »Die was?«
    »Mußten Sie versprechen, niemandem von
der Sache zu erzählen? Mußten Sie sich verpflichten, die Stadt zu verlassen?«
    »Beides.« Spitz schien jetzt nervös.
Wenn das Ganze nun ein Test war, wie verläßlich er sich an erstere Bedingung
hielt?
    »Keine Sorge, Mr. Spitz.« Ich griff in
meine Tasche, zog die restlichen dreihundert Dollar heraus und hielt sie hoch,
damit er sie sehen konnte.
    Spitz gierige Augen fixierten die
Scheine. »War das alles, was Sie wissen wollten?«
    »Fast. Ist Gordons Name je in
Zusammenhang mit der ganzen Aktion

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