Feinde kann man sich nicht aussuchen
der einzige Flug nach Westen, den
ich von Pittsburgh aus kriegen konnte, hierher ging. Jetzt kann ich mich
entweder in kleinen Hüpfern weiter durchschlagen, von hier nach Denver, dann
nach Salt Lake City und über L.A. nach San Francisco, oder aber ich warte auf
den ersten durchgehenden Flug morgen früh.«
»Du warst also auch noch in Pennsylvania.
Dachte ich mir schon. Aber gibt es denn nichts nach Reno? Dort könnte ich dich
mit der Citabria abholen.«
»Ich habe mich schon wegen Flügen nach
Reno und Las Vegas erkundigt. Nichts zu machen. Wieso bist du schon wieder da?«
»Meine Geschäfte in San Diego waren
ergiebiger, als ich dachte, also habe ich die Ostküste gestrichen. Hat sich
deine Reise auch gelohnt?«
»Mm-hmm.« Ich war kurzangebunden, es
ärgerte mich, daß er mir nicht genauer erzählte, was er in San Diego gemacht
hatte.
Er ignorierte es. »Was hast du
herausgefunden?«
»Viel.«
Er wartete. Als von meiner Seite nichts
mehr kam, fragte er: »Und was hast du mit meinem Landrover gemacht?«
»Er steht auf dem Dauerparkplatz am
McCarran-Flughafen.«
»Prima Platz.«
»Ich bringe ihn dir so bald wie —«
»Kein Problem, McCone. Ich habe da
einen Kumpel, der mir noch einen Gefallen schuldet; wir fliegen rüber, und er
fährt ihn zurück. Also, was ist Sache?«
Daß er die Sache mit dem Landrover
übernommen hatte, stimmte mich etwas versöhnlicher, und ich erzählte ihm, was
sich in den letzten Tagen getan hatte. Zum Schluß sagte ich: »Ich muß unbedingt
nach San Francisco und Suits finden, bevor er sich oder irgend jemand anderem
ernsthaften Schaden zufügt.«
»Was macht dich glauben, daß er dort
ist?«
»Fakten und ein Schuß Intuition. Er ist
vielleicht nicht in der Stadt selbst, aber bestimmt irgendwo in
Nordkalifornien.«
Er schwieg, dachte darüber nach. »Wann
geht der Flug nach Denver?«
Ich sah hinüber zum Gate. »Das Boarding
muß gleich losgehen.«
»Na also, worauf wartest du noch?«
Meine Lippen verzogen sich zu einem
leisen Lächeln. »Ich ruf dich von Salt Lake City an, wenn ich mich einsam
fühle.«
Vierter Teil
Nordkalifornien
Oktober
17
»Shar? Meine Güte, warum bist du denn
am Sonntag schon so früh auf?«
»Dasselbe könnte ich dich fragen.« Rae
fiel es schon schwer, werktags früh aufzustehen, vom Wochenende ganz zu
schweigen; es war erst zwanzig nach acht, aber sie klang erstaunlich munter am
Telefon.
»Ich habe durchgemacht«, sagte sie.
»Gearbeitet?«
»Nein.«
»Du hast doch noch jemanden
kennengelernt?«
»Hm, gewissermaßen. Es war ein
unglaublich... na ja, sinnliches Erlebnis.«
»Wer ist er?«
»Das ist schwer zu erklären. Aber sag
mal, von wo rufst du an?«
»Ich versuche, Mick aufzutreiben. Ich
bin gerade hier am Flughafen gelandet, und er hat meinen Wagen, deshalb hätte
ich gern, daß er mich abholt. Ich habe daheim angerufen und im Büro, aber da
waren nur die Anrufbeantworter dran. Hast du ihn gesehen?«
»...Das letztemal gestern abend, so
etwa um acht. Er kam rein, während ich gerade ein bißchen an deinem Computer
rumgespielt habe — ich überlege, ob ich mir auch so einen kaufen soll, und ich
dachte mir, daß es dir bestimmt nichts ausmacht, wenn ich das Ding mal
ausprobiere. Dann ist er gleich wieder gegangen.«
»Hat er gesagt, wo er hinwollte?«
»Nein, wir haben auch nur ganz kurz
miteinander geredet. Ich habe ihm erzählt, daß ich mich bei Wisdom eingeklinkt
habe, und ihm dafür gedankt, daß er mich darauf gebracht hat. Er hat etwas
gesagt... laß mich mal nachdenken. Genau, er hat ein Fax aus deinem Gerät
gezogen und gesagt, er hätte gerade ein paar Informationen gekriegt, an die er
nicht so schnell herangekommen wäre, wenn er nicht diesen Kontakt über die
Bulletin-Boards hätte herstellen können. Dann ist er ziemlich eilig verschwunden.«
»Was ist das mit diesen Bulletin-Boards
und... Wisdom, hieß es so?«
»Wisdom ist ein Computer-Network. Du
erinnerst dich doch, wie ich vor ein paar Wochen diese Bar-Touren aufgegeben
und mich statt dessen immer ins Technomat gesetzt habe?«
»Ins was?... Oh, klar.« Die
Singles-Szene hatte Rae nichts gebracht, kennengelernt hatte sie dort, wie sie
sagte, nur zwei unerträgliche Langweiler, zahllose Alkoholiker, einen Typ, der
auf Handschellen stand, und einen Rechtsanwalt, der den Verkäuferinnen in den
Reizwäscheabteilungen der verschiedenen City-Kaufhäuser wohlbekannt war. Dann
hatte ihr ihre Freundin Vanessa von einem Waschsalon in Noe Valley
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