Feindesland
Spam-Beantwortern, bin / die Außenstelle aller, die sich beschweren, die sich die Scheiße, die hier abgeht, nicht mehr länger erklärn können / ich bin so tight, meine Gedanken so hart, ich bin das Teakholz, gegen mich seit ihr nur Laminat, ich bin / der, der an Weihnachten das Haus verhüllt und dir dein Image wie Papier mit nur 'ner Hand zerknüllt / willst du mich stoppen, musst du früher aufstehen, ich hab schon Pferde und Japaner im Wald kotzen sehen, ich war / Wandelgermane, Söldner, Barfußläufer, Telefonberater, Text- und Seelenverkäufer, ich bin / erster Level, Zwischen- und Endgegner, sage niemals >Ach, lass sein, das schieben wir auf später!<, ich/vergesse nichts und trage alles nach und wo ich hinkomm, liegt Sekunden später alles brach, ich bin / der Typ, der dich noch heute Abend zerbombt, wenn von dir auch nur noch ein Spruch auf die Rampe kommt!«
Bomm, tschak, be-bomm-bomm-tschak ... der Rhythmus verklingt, Hartmut ist fertig.
Ich stehe neben dem Brunnen und starre meinen Mitbewohner an. Er überrascht mich monatlich, wöchentlich, täglich, minütlich. Aber dass Hartmut hier, an einem Nachmittag, an dem wir erfahren haben, dass wir gegen Schutzgelderpresser, die uns bereits mehrfach gewürgt haben, nichts ausrichten können, weil das gesetzlich als unmoralisch gilt, auf dem Brunnen des Alexanderplatzes im Angesicht sieben dreiviertelwüchsiger Kleinkrimineller mit Schlag-Erlaubnis-Bonusheft einen lupenreinen Battie Rap an den Tag legt, das hätte ich nicht erwartet.
»Das war nur der Anfang«, sage ich zu den Gangstern. »Normalerweise holt er nach diesem Intro seine Kanone raus und pumpt Kugeln in Körper.« Ich bin erstaunt darüber, wie glaubwürdig ich das sage. Ich scheine recht verbittert zu sein.
Die Gangster schlucken, ziehen ihre Baggy Pants zurecht und entfernen sich zügig.
Ozelotblut aus der Druckluftkanone
Ich sitze mit meinem Chef Gerd zwischen zehn alten Schreibtischen und beobachte Veith und Torsten, wie sie an der Tischtennisplatte den Ball hin- und herspielen und währenddessen bei jedem Schlag einen neuen Claim für das böse Breichen improvisieren.
- Klacid
»Nur böse Snacks kommen in den Himmel!«
- Klack!
»Ganz viel Biss auch ohne Kauen!«
- Klack!
»So scharf warst du doch nie!«
- Klack!
»Feuerrot hinter den Ohren!«
- Klack!
»Warst du auch brav?«
- Klack!
Gerd schaut zu mir herüber, als wisse er nicht genau, ob er diese Jungs bewundert oder sich über sie amüsieren sollte. Er löst mit Wasser und einem Meißel die Kunststoffbeschichtung vom Pressspan eines ausgemusterten Schreibtisches. Da der klassische Sperrmüll abgeschafft wurde, müssen wir die alten Sachen in ihre Grundbestandteile trennen, sonst drohen Strafgebühren. Das dauert. Veith und Torsten spielen seit 20 Minuten. Ihre Ballwechsel sind langsam, aber sie haben sicher bereits 350 Claims in den Raum geworfen. Neben der Platte steht ein Diktiergerät, das ihr sportliches Brainstorming aufzeichnet. Oben in der 3. Etage hängen die bisherigen Entwürfe für den alles entscheidenden Werbespruch ausgedruckt an der Wand im Flur. Es sind bereits 1872, doch die Kreativchefs sagen, man nähere sich der Sache gerade erst an.
»Sie sind gut«, sage ich und ziehe den Finger zurück, da Gerd mir mit dem Meißel zu nahe kommt. Für meine Hilfe bei der umweltgerechten Sperrmülldemontage darf ich ihm heute 77,70 € in Rechnung stellen. »Ich finde, man kann fast jeden Spruch nehmen, den sie da so von sich geben.«
Gerd hält im Meißeln inne und sieht mich an, als blende ihn die Sonne, die es hier unten nicht gibt. Dabei wippt er mit dem Kopf hin und her, wie Robert de Niro es tut, bevor er die Lippen zusammenpresst, sie wieder öffnet und daraufhin mit seiner kratzigen Synchronstimme »Sind Sie sicher? Sind Sie wirklich sicher?« sagt, was mal in einem Erkenntnisgewinn und mal im Tod des Befragten durch Kopfschuss endet. »Nein, eben nicht«, sagt er. Er stützt sich auf der halbaufgemeißelten Schreibtischfläche ab, wuchtet sich hoch und setzt sich in einen Schreibtischstuhl, den wir auch noch in Aluminium, Kunststoff, Füllstoff und Bezugstoff auftrennen müssen. »Nehmen wir an, du kaufst dir ein Schiff, okay? Kein teures, eine kleine Yacht von 12 Metern für dich und deine Freunde.«
Ich stelle sie mir vor. Ich rieche Meerwasser und höre, wie es im Hafen an die Mole klatscht. Ach, Gerd.
»Du baust das Schiff von innen perfekt aus, mit Können und
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