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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ist.«
    »Nun, da ich mal hier bin, könnten Sie mir eigentlich das ganze Schiff zeigen.«
    Und das tat Jago, vom Bug bis zum Heck.
Schließlich landeten sie im Ruderhaus, wo Jansen am Kartentisch
hockte. »Was machen Sie da?« wollte Reeve wissen.
    »Unser nächstes Ziel ist eine
Seewetterstation an der Südwest ecke von Harris, Sir. Ich wollte
gerade den Kurs absetzen.« »Zeigen Sie mal.« Jansen
fuhr mit dem Finger durch den Sund bis in den Atlantik hinauf, und
Reeve sagte: »Hier müssen Sie aufpassen, vor allem, wenn die
Sicht auch nur im geringsten behindert ist. Hier, drei Meilen
nordwestlich.« Er tippte auf die Seekarte.
    »Washington Reef. Klingt das nicht wunderschön heimatlich für Sie?«
    »Ist es aber wohl anscheinend nicht, Sir,
oder?« fragte Jago. »Es ist die reinste Todesfalle. Die
größte Gefahr für die Schiff fahrt an der gesamten
Westküste von Schottland. Dort sind vor vierhundert Jahren zwei
Galeonen der spanischen Armada ge sunken und holen seit damals immer
wieder neue Schiffe auf den Meeresgrund. Einer der Hauptgründe
dafür, daß es auf
    Fhada eine Seenotstation gibt.«
    »Vielleicht sollten wir lieber die Außenroute durch den Little Minch nehmen, Sir.«
    Reeve lächelte. »Ich weiß, es
ist ein teuflischer Krieg, Lieute nant, aber es ist der einzige, den
wir haben.«
    Jansen erklärte feierlich: »Solange
ein Krieg als böse gilt, wird er stets Faszination ausüben.
Hält man ihn jedoch für vulgär, ist er sofort nicht mehr
populär. Das hat Oscar Wilde gesagt, Sir«, erläuterte
er zuvorkommend.
    »Großer Gott, erhalte mir meinen
Verstand!« Reeve schüttelte den Kopf und wandte sich an
Jago. »Bringen Sie mich hier raus, Lieutenant, sonst drehe ich
noch völlig durch.« »Nur eins noch, Sir. Kennen Sie
einen Mr. Murdoch Macle od?«
    »Er ist der Bootsführer unseres
Rettungsbootes und ein guter Freund von mir. Warum fragen Sie?«
Jago knöpfte seine Hemdtasche auf und zog einen orangefarbenen
Umschlag her aus.
    »Der befehlshabende Offizier der Royal Navy
in Mallaig bat mich, ihm dieses Telegramm zu übergeben, Sir, da es
hier auf der Insel, wie ich hörte, weder ein Telefon noch einen
Telegra fendienst gibt.«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte
Reeve. »Das Kabel ist im letzten Monat bei einem Unwetter
gerissen und konnte bis jetzt noch nicht wieder geflickt werden. Die
einzige Verbindung mit der Außenwelt ist im Augenblick mein
kleines privates Funkge rät.«
    Er streckte die Hand nach dem Umschlag aus, der unverschlos
sen war. »Von der Admiralität, Sir.«
»Schlechte Nachrichten?«
    »Er hat einen Sohn, Sir, nicht wahr?
Lieutenant Donald Ma cleod.« »Ganz recht. Kommandant eines
bewaffneten Traw lers, der an der Ostküste Konvois in die Nordsee
lotst. Von Newcastle nach London.« »Das Schiff wurde
gestern vor der Humbermündung torpediert. Mit der gesamten
Besatzung ge sunken.«
    Reeves Stimme war nur noch ein Flüstern.
»Ist wirklich nie mand gerettet worden? Sind Sie ganz
sicher?« »Leider ja, Ad miral.«
    Reeve schien vor seinen Augen zu altern.
»Eines hat man Ih nen offenbar nicht gesagt, Lieutenant.
Daß außer Lieutenant Donald Macleod noch vier andere
Männer von Fhada zur Be satzung gehörten.« Er gab Jago
den Umschlag zurück. »Ich glaube, wir sollten das
möglichst rasch hinter uns bringen.«

    Die Kirche St. Mungo war ein winziges, verwittertes Bauwerk mit einem breiten , gedrungenen Turm; sie stand , aus wuchtigen Granitblöcken erbaut , auf einem Hügel über dem Dorf. Reeve , Jago
und Frank Jansen passierten das Friedhofstor und folgten dem Pfad
zwischen den Grabsteinen hindurch zum Por tal an der Westseite der
Kirche. Reeve öffnete die schwere Ei chentür , und
sie traten ein. Der Tote lag in einer winzigen Ka pelle neben dem Altar
auf einem Schrägen. Zwei Frauen mitt leren Alters richteten den
Leichnam her , während Macleod mit Jean Sinclair daneben stand und sich gedämpft mit ihr unter hielt. Als die Kirchentür aufging , drehten sich die beiden um. Die drei Männer kamen , die Mützen in der Hand , auf die Gruppe zu. Sie blieben stehen , und Reeve reichte Jean Sinclair den orangefarbenen Umschlag. »Ich glaube , das sollten lieber Sie zuerst lesen.«
    Sie nahm den Umschlag und öffnete ihn. Als sie das Tele gramm las , wurde sie aschfahl und brachte keinen Ton heraus. Intuitiv erkannte Reeve , daß sie ihren eigenen Schicksalsschlag nacherlebte. Schließlich wandte sie sich an Murdoch , doch
der Admiral trat rasch dazwischen und wollte sie

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