Feindfahrt
rigkeiten, die Pumpe ausreichend zu besetzen.«
Die Gesichter um ihn herum blickten unsicher; im selben Au
genblick jedoch begann das Großsegel zu flattern, und eine winzige Südwestbrise kräuselte das Wasser.
Als sich die Segel füllten, lachte Berger fröhlich. »Da seht ihr's! Ein gutes Omen. Wir machen wieder Fahrt. An die Ar beit, Sturm, wenn ich bitten darf.«
Sturm rief Befehle , und die Männer setzten sich in Bewegung. Schwester Angela sagte leise: »Hätten Sie eine Minute Zeit für mich , Kapitän? Ich möchte gern mit Ihnen sprechen.« Bergers Blick wanderte von ihr zu Maria , die mit den anderen Nonnen gemeinsam ihre Siebensachen unter dem Sonnensegel zusammensuchte. »Na schön , Schwester.«
In seiner Kajüte saß sie ihm vollkommen ruhig, mit gefalteten Händen, am Schreibtisch gegenüber. »Schwester Maria ist un ter den mir Anvertrauten am stärksten gefährdet, Herr Kapitän. Es ist meine Pflicht , dafür zu sorgen , daß sie auf dem Weg , den sie erwählt hat , durch niemanden und nichts behindert wird.« »Offenbar wollen Sie damit sagen , daß sie noch keine richtige Nonne ist , nicht wahr ? So wie Sie und die anderen.« Berger schüttelte den Kopf. »Für mich macht das nicht den geringsten Unterschied , das versichere ich Ihnen . Mein Befehl an die Be satzung hinsichtlich des Verhaltens Ihnen und den anderen Schwestern gegenüber war klar und eindeutig.« »Und Herr Richter?«
Er lehnte sich zurück und sah sie an. »Na schön , Sie haben ihn ein paarmal ertappt, wie er das Mädchen angesehen hat. Was soll ich dagegen tun?«
»Sie hatte Angst um ihn, als er ins Wasser sprang, und hat es sich anmerken lassen.«
»Er ist ein gutaussehender Bursche.« »Genau deswegen mache ich mir Sorgen.«
»Helmut Richter war Ober Steuermann auf einem U-Boot, be vor er wie wir anderen in Brasilien landete«, sagte Berger. »EK I und II. Der beste Seemann, den ich kenne, und auch sonst ein bemerkenswerter junger Mann. Sie haben wirklich nichts zu befürchten, glauben Sie mir.«
»Dann habe ich in dieser Angelegenheit Ihr Wort?«
»Ja doch, verdammt noch mal!« Er konnte seinen Ärger nicht unterdrücken. Er ging zur Tür, riß sie auf und rief Leutnant Sturm zu: »Schicken Sie mir Richter her!«
Als er an den Schreibtisch zurückkehrte, machte Schwester Angela Miene, hinauszugehen.
»Nein, bitte bleiben Sie«, sagte Berger . »Ich möchte, daß Sie anwesend sind.«
Sie zögerte noch, da klopfte es schon an die Tür, und Helmut Richter kam herein. Er hatte einen dicken Jumper und darüber eine Seemannsjacke angezogen, war aber trotzdem noch reich lich blaß. »Sie wollten mich sprechen, Käpt'n?«
Berger holte eine Flasche mitsamt einem Glas aus seinem Schreibtisch. »Guter Scotch. Haig and Haig. Beste Marke. Sie haben ihn sich redlich verdient.« »Es war kälter da unten, als ich dachte.«
Richter trank einen Schluck Whisky, und Berger nahm wieder am Schreibtisch Platz. »Wie lange kennen wir uns jetzt, Hel mut?«
»Ein Jahr, Käpt'n. Vierzehn Monate, um genau zu sein. War um?«
»Wegen der jungen Nonne«, antwortete Berger. »Schwester Maria.« Er zögerte, wählte die Worte vorsichtig. »Sie hatte große Angst um Sie.« Richter, der noch blasser geworden war, warf Schwester Angela einen kurzen Blick zu; dann stellte er behutsam das Glas auf den Schreibtisch. »Das ist meine Privat sache, Käpt'n.«
»Stellen Sie sich nicht dumm, Helmut!« fuhr Berger ihn an. »Das Mädchen ist noch Novizin. Wissen Sie, was das bedeu tet?« »Daß sie sich noch nicht endgültig entschieden hat«, ant wortete Richter ruhig.
»Und Sie würden ihr bei der Entscheidung gern helfen , wie?« Richter sah abermals Schwester Angela an , dann wandte er sich wieder an Berger. »Da Sie mich beide nicht zu verstehen scheinen , werde ich es Ihnen genau erklären.« Er hob die linke Hand in die Höhe. »Lieber würde ich die hier hergeben als dul den , daß ihr ein Mensch etwas antut. Habe ich mich verständ lich gemacht?«
»Ich glaube Ihnen ja , mein Junge. Und das , was geschieht, wenn wir in Kiel und wieder an Land sind, geht mich nichts an. Vorderhand aber werden Sie sich von ihr fernhalten, ich könnte Ihnen den Befehl erteilen, aber das werde ich nicht tun. Ich bitte Sie lediglich um Ihr Wort.« Sekundenlang dachte er, Richter werde widersprechen, aber der Bootsmann zögerte nur unmerklich. Dann stand er stramm, die Hacken zusammen. »Das haben Sie, Käpt'n.« »Danke, das genügt mir, Helmut.«
Richter ging
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