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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wirklich, wenn wir in Heimatnähe kommen und selbst sen den wollen. Ich möchte unbedingt sichergehen, daß wir genug Reserve haben.« »Soll ich's heute abend lieber lassen?«
    »Hören Sie eine halbe Stunde«, entschied Berger. »Wenn Sie
    von der Wache kommen. Das sollte genügen.«
    »Jawoll, Käpt'n.« Sturm kippte zögernd den letzten Schluck Rum. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden... Ich muß aufs Achterdeck.« Er machte kehrt und legte die Hand auf den Türknauf. In diesem Augenblick hörte man von draußen den angstvollen Schrei einer Frau.

    Es war sehr heiß unter Deck und furchtbar stickig. Für Maria war die Reise endlos. Von nirgendwo nach nirgendwo. Aus der Koje unter ihr kam ein sanftes, aber unablässiges Schnarchen. Schwester Angela hatte ohne jede Erklärung Schwester Elisa beth zu ihr in die Kabine gelegt. Maria lag auf der oberen Koje, das Kajütdach nicht mehr als dreißig Zentimeter über dem Kopf; ihr war heiß und unbehaglich , obwohl sie nichts als ein Leinennachthemd trug. Sie dachte an Helmut Richter , konzen trierte sich mit einer Intensität auf ihn , die beinahe erschrek kend war , versuchte sein Bild heraufzubeschwören: sein Lä cheln , sein ungebärdiges Haar , seinen wild wuchernden Bart. Maria war ein ruhiges, zurückhaltendes Mädchen. Den größten Teil ihres Lebens hatte sie völlig weltabgeschieden verbracht zuerst nach den Wünschen ihrer streng katholischen Familie , dann aufgrund der Selbstdisziplin bei ihrer Krankenpflegeaus bildung. Und schließlich im Orden der Barmherzigen Schwe stern. Niemand war anspruchsvoller als der Herrgott. Sie hatte gelernt, sozusagen nach innen zu leben. Aber Richter - Richter war etwas ganz anderes , war eine völlig neue Erfah rung für sie. Wenn sie an ihn dachte , mußte sie unwillkürlich lächeln. Ihr Körper war schweißnaß. Sie konnte unmöglich hier unten bleiben , nicht eine einzige Minute mehr. Sie brauchte Luft , frische , saubere Seeluft. Leise glitt sie von der Koje , nahm ihren Umhang und ging hinaus. Am Horizont flackerten Blitze. Über dem Wasser lag ein fahles fluoreszierendes Licht. Warmer Regen trieb in einem silbrigen Schleier über das Deck. Matrose Kluth lehnte am Ruder , den Fuß gegen das Kompaß gehäuse gestemmt , und genoß das Gefühl , daß die Deutschland mit vollen Segeln durch die Nacht stürmte. Weber stand neben ihm an der Reling und rauchte Pfeife. Keiner sah , wie Maria aus dem Niedergang kam. Nur Herbert Walz , der sich in der Kombüse einen Kaffee machte , bemerkte sie. Die junge Novi zin hielt sich im Schatten der Backbordreling und blieb bei den Besanwanten stehen; sie hob den Kopf, um den Regen auf dem Gesicht zu spüren .
    Aber sie löste sich wieder von der Reling, und als sie an der Kombüsentür vorbeikam , packte Walz zu und nahm sie wortlos um die Taille. Maria wußte nicht , was ihr geschah. Als sie auf schrie, tat sie das ebenso vor Überraschung wie aus Furcht: Es war ein schriller, kurzer Schreckensschrei, der trotz Wind und Regen laut und deutlich zu hören war.

    Helmut Richter lag in einer der Hängematten, die man in der Back angebracht hatte, um die überzähligen Männer unterzu bringen. Er schlief , war aber sofort wach, als er den Schrei hör te, und hastete die Leiter hinauf an Deck, bevor noch Berger und Sturm aus der Kapitänskajüte herbeigeeilt kamen. Maria wankte über das Deck, verlor das Gleichgewicht, als das Schiff überholte , und fiel direkt vor Richter zu Boden. Als er sie aufhob , glitt der Umhang von ihren Schultern.
    Schwester Angela kam aus dem Niedergang. »Maria!« rief sie voll Entsetzen.
    Richter schob das Mädchen beiseite , trat einen Schritt vor und wartete auf Walz , der zögernd aus der Kombüse auftauchte. »Walz!« sagte Helmut Richter leise.
    Der Bootsmann stand breitbeinig , mit bloßen Füßen, nur mit seinem Drillichzeug bekleidet. Oben am Himmel zuckten die Blitze; das Gewitter kam immer näher. Auf jeder Mastspitze tanzte ein Elmsfeuer , so daß das ganze Schiff zu leuchten schien. »Richter!« rief Berger ihn zur Ordnung.
    Doch der Bootsmann beachtete ihn nicht; ganz langsam näherte
    er sich dem Koch, der zu Tode erschrocken in die Webeleinen sprang und den Fockmast hinaufzuklettern begann. Richter folgte ihm bedächtig , als habe er unendlich viel Zeit. Walz kletterte mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Als er die Untermarsrah erreichte, hielt er inne, um einen Blick hinabzu werfen; dann zog er das Messer aus dem Gürtel und hieb auf die

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