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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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dafür Ver antwortlichen persönlich gesehen. Den Feind. So nahe war sie seit Kriegsanfang keinem Deutschen mehr gekommen. Sekun denlang sah sie wieder Gericke vor sich, wie er zwischen den Posten lachend die Treppe emporstieg , und verspürte einen Anflug von Wut.
    Jago kam zurück und ergriff ihren Arm. »Okay, wir gehen.« Sie stiegen die paar Stufen hinab und schlenderten den Geh steig entlang. »Was haben sie denn von dir gewollt?«
    »Tja, warum soll ich's dir eigentlich nicht erzählen. Die Eng länder haben letzte Nacht einen deutschen U-BootKommandanten aufgefischt, einen von den ganz großen Tieren. Paul Gericke . Sie haben ihn hier zunächst mal vernommen. Jetzt aber wollen sie ihn anscheinend uns überlassen. Er soll morgen abend mit dem Nachtexpreß nach Glasgow gebracht werden. Dort wird er unseren Leuten überstellt und mit einem Konvoi, der in drei, vier Tagen ausläuft, in die Staaten rüber geschickt.« »Und was hast du damit zu tun?«
    »Na ja, er bekommt zwar eine englische Eskorte , aber irgend einem klugen Bürschchen im Marinehauptquartier ist plötzlich eingefallen, daß ich mit demselben Zug fahren würde, und der Kerl hatte die glorreiche Idee, daß ich dabei unsere Interessen vertreten soll.« »Hast du ihn kennengelernt?« »Ja, gerade eben, in Vaughans Büro.«
    »War er mittelgroß, blasses Gesicht, dunkle Augen, Eisernes
Kreuz am Waffenrock?«
»Genau das ist er.«
    »Er lachte, als er die Treppe hinaufstieg«, sagte sie. Gerade kamen sie an einer Reihe halb zerstörter Häuser vorbei. »Er lachte. Dabei haben er und sein Volk das alles hier angerich tet.«
    »Nun, wie ich gehört habe, soll Berlin auch nicht gerade schön aussehen.«
    Sie schob ihren Arm unter den seinen. »Du bist viel zu gutmü tig, Harry Jago. Übrigens, ich hatte noch keine Gelegenheit, es dir zu sagen, aber heute nachmittag kam Colonel Brisingham ins Krankenhaus und brachte mir die Reisegenehmigung für den Zug morgen abend.«
    Jago war außer sich vor Freude. »Dann können wir also bis Mallaig zusammen reisen!«
    »Na, so ganz sicher bin ich nicht«, entgegnete sie. »Man hat mir ein Schlafwagenabteil zugewiesen. Ein Einbettabteil - für mich allein.«
    »Wie bitte?« fragte Jago verblüfft. »Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, heutzutage so was zu kriegen?«
    »Nicht, wenn man Eisenhower heißt«, antwortete sie. Jago lachte. Der Regen nahm zu, und sie liefen schnell zur Ecke der Hauptstraße, wo Janet unter einem Baum Schutz suchte , wäh rend er ein Taxi anzuhalten versuchte.
    Sie sah immer wieder Gericke vor sich, sah den deutschen UBoot-Offizier, wie er lachend die Treppe emporstieg.

    Die Uhr im Kartenhaus schlug sieben Glasen der ersten Wache. Erich Berger, der, eine Zigarre im Mund, in seiner Kajüte am Schreibtisch saß, hielt sekundenlang inne und lauschte. Dann wandte er sich wieder dem Tagebuch zu. In der Stille wirkte das Kratzen der Feder auf dem Papier unnatürlich laut.

    ...der einsamste Ton der Welt, eine Schiffsglocke bei Nacht auf hoher See. Oder kommt es nur daher, daß sie für mich die Ein samkeit des Befehlshabers unterstreicht? Ich halte den Posten eines Kapitäns für keine leichte Aufgabe, vor allem unter den Bedingungen, unter denen ich diesmal fahren muß ...

    Es klopfte; mit einem Regenguß kam Leutnant Sturm herein. Er trug schwarzes Ölzeug und Südwester. Das Wasser, das an ihm herablief, glitzerte im Schein der Lampe. »Nun, Sturm?« erkundigte sich Berger.
    Sturm salutierte. »Ich habe gerade die Runde gemacht. Alles in Ordnung. Kluth und Weber haben das Ruder. Richtung Nord west bis West bei schätzungsweise zehn Knoten.« »Mit Vollzeug?« »Jedes Stück Leinwand, das wir haben.« »Und wie ist das Wetter?« ,
    »Windstärke fünf mit starkem Regen, aber es ist erstaunlich warm.«
    »Ausgezeichnet.« Berger ging an den Schrank und holte die Rumflasche mit zwei Gläsern heraus. »Wie lange hatten Sie gestern das Funkgerät in Betrieb?«
    Sturm nahm das Glas dankbar entgegen. »Genau anderthalb
Stunden.«
»Wie steht es mit den Batterien?«
    »Nicht allzu gut, Käpt'n, aber das war ja vorauszusehen. Das ganze Gerät ist nicht viel wert. Ich weiß, es war das beste, das Prager in so kurzer Zeit auftreiben konnte. Aber trotzdem...« Er zögerte. »Soll ich lieber nicht mehr abhören?«
    »Nein, hören Sie weiter. Diese englischen und amerikanischen Wetterberichte sind viel zu wichtig für uns. Und dann die Nachrichten über den Krieg, Allerdings brauchen wir das Ding erst

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